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Folgen der Zuzahlung: Weniger Arztbesuche, mehr Selbstmedikation

WIESBADEN (bpi). Die neue Zuzahlungsregelung für Arzneimittel zeigt Folgen: Mehr als 40 Prozent (41 Prozent) aller Patienten nimmt die erhöhte Zuzahlung für Arzneimittel zum Anlaß, künftig seltener zum Arzt zu gehen.

Aus den gleichen Gründen wird knapp die Hälfte der Patienten (49 Prozent) nicht mehr alle Rezepte, die der Arzt verschrieben hat, in der Apotheke einlösen. Das ist das Ergebnis einer Emnid-Umfrage, die der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) am 20. April im Rahmen des Wiesbadener Internistenkongresses vorstellte. Der BPI-Vorsitzende, Prof. Dr. Hans Rüdiger Vogel, nannte dieses Ergebnis "bedenklich". Gegenüber der Presse warnte Vogel vor den möglichen Folgen: "Ich befürchte, daß viele Krankheiten unbehandelt bleiben. Denn wenn der Patient aus Kostengründen eine vom Arzt verordnete Therapie nicht wahrnimmt, besteht die Gefahr, daß sich die Krankheit verschlimmert und unter Umständen chronisch wird." Chronische Krankheiten müßten dauerhaft behandelt werden und seien für die Kassen in der Regel teurer als akute, erklärte Vogel. In diesem Zusammenhang sprächen die Ergebnisse der Umfrage eine deutliche Sprache: 63 Prozent der Befragten hatten angegeben, bis zu einem Viertel der Rezepte nicht mehr einzulösen, 17 Prozent wollten bei mehr als einem Viertel der Rezepte und zehn Prozent wollten sogar bei über drei Viertel darauf verzichten. Die Umfrage hatte auch die Auswirkungen der Zuzahlungserhöhung auf die Bereitschaft der Patienten zur Selbstmedikation unter die Lupe genommen. Knapp ein Drittel (29 Prozent) der befragten Personen gab an, zukünftig aufgrund der Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen noch stärker auf rezeptfreie Medikamente zur Selbstbehandlung zurückzugreifen. Dabei war der Unterschied zwischen Ost- (31 Prozent) und Westdeutschland (29 Prozent) nur gering.

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