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Kommentar

Nur noch, was notwendig und bewiesen ist

In unserem Gesundheitswesen ist ein Trend unübersehbar: die Eigenbeteiligung des Einzelnen wächst. In immer größerem Umfang wird der Kranke vor die Frage gestellt, ob er eine Leistung des Gesundheitswesen, von der er sich Hilfe verspricht, in Anspruch nimmt und dafür selbst aufkommt - oder ob er es läßt. Denn die Solidargemeinschaft, d. h. die gesetzliche Krankenversicherung, kommt nicht mehr für alle Therapiemethoden auf und wird es in Zukunft immer weniger können.
Die Gründe dafür sind bekannt: Weniger Geld in den Kassen der Kassen, weniger Einnahmen, aber immer höhere Ausgaben für teurere Behandlungen, und die demographische Entwicklung (immer mehr Ältere und damit Kranke). Jetzt wird es jedem klar, daß die Ressourcen begrenzt sind, es muß schon lange nicht mehr nur rationalisiert werden, wir sind auf dem Weg zur Rationierung.
o Ein Anzeichen dafür sind die höheren Zuzahlungen, die auch einen steuernden Effekt auf den Arzneimittelmarkt haben. Die Verordnungen rezeptfreier Präparate sanken wegen des gestiegenen Selbstbehalts, die Patienten kaufen sich Arzneimittel schon mal eher selbst. Die Selbstmedikation ist im vergangenen Jahr um vier Prozent gestiegen. Insgesamt liegt die Selbstmedikation mit rezeptfreien Arzneimitteln in Deutschland heute bei 15 % des Arzneimittelmarkts.
o Ein anderes Anzeichen: die Igel-Liste der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, ein Katalog individueller Gesundheitsleistungen, die nach den Vorschlägen der Vertragsärzte nicht mehr von den Kassen bezahlt werden sollen bzw. dürfen, sondern die der Patienten selbst übernehmen soll, so er sie denn in Anspruch nehmen möchte. Unverständlich, daß die Kassen dagegen wetterten. Möglicherweise ist ein solcher Leistungskatalog entlarvend dafür, was die Kasse ihren Versicherten heute schon nicht bezahlt. Auch hier geht die Tendenz also klar in die Richtung: Es wird nur das Nötigste bezahlt.
o Und schließlich Anzeichen Nummer drei: Die Stellungnahme der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, wonach Alternativmedizin - hierzu wird auch die Homöopathie gerechnet - nicht von der Solidargemeinschaft der Versicherten übernommen werden sollte. Der Patient habe nur Anspruch auf wissenschaftlich begründete Medizin.
Die Richtung in unserem Gesundheitswesen ist klar: Wir steuern auf eine Grundversorgung in der GKV zu, die nur das (Überlebens-)Notwendigste abdeckt, und diese Therapie muß belegbar sein. Der Rest ist Privatsache. Die Kassen sollten nicht so tun, als seien sie auch in Zukunft die großzügigen Rundumversorger.
Peter Ditzel

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