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Niedrige Selbstmedikation im Osten: Zuzahlungen mit Steuerungseffekt

Die Neuordnungsgesetze der Regierung und vor allem die seit Juli 1997 erhöhten Zuzahlungen haben nicht nur den von der Bundesregierung beabsichtigten fiskalischen, sondern auch einen steuernden Effekt auf den Arzneimittelmarkt gehabt.

Diese Auffassung vertritt der Bundesfachverband der Arzneimittel-Hersteller. Laut BAH wuchsen die Apothekenumsätze in der Selbstmedikation im vergangenen Jahr um vier Prozent auf 7,7 Milliarden Mark an.
Der BAH, der vorwiegend die Selbstmedikationsindustrie vertritt, hat in diesen Tagen eine Statistik zum 97er Selbstmedikationsmarkt veröffentlicht. Demnach belegen die Marktzahlen, daß die Verordnungen rezeptfreier Präparate wegen des gestiegenen Selbstbehalts sanken. In diesem Segment sei insgesamt ein Rückgang um zwölf Prozent gegenüber dem Vorjahr sowohl nach Umsatz als auch nach Packungen zu verzeichnen. Die Apothekenumsätze in der Selbstmedikation seien 1997 dagegen um vier Prozent auf 7,7 Milliarden Mark gestiegen. Damit hätten sie zwar die Verordnungsumsätze rezeptfreier Medikamente von 7,2 Milliarden Mark deutlich übertroffen, sie konnten jedoch die Verschreibungsrückgänge nicht kompensieren. Der Selbstkauf von freiverkäuflichen Präparaten in Drogerie- und Verbrauchermärkten legte um sieben Prozent im Vergleich zu 1996 zu, 1,3 Milliarden Mark wurden dafür ausgegeben.
Die Umsätze mit von Ärzten verschriebenen rezeptfreien Arzneimitteln sind in den alten Ländern um zehn Prozent auf sechs Milliarden Mark gesunken, sie besitzen einen Anteil von 15 Prozent. In den neuen Ländern ging der Umsatz um 19 Prozent auf 1,2 Milliarden Mark oder einen Anteil von 12 Prozent zurück.
Nach wie vor spiele die Finanzierung durch die gesetzliche Krankenversicherung im Osten (74 Prozent Marktanteil) eine größere Rolle als im Westen (66 Prozent Marktanteil). Der Selbstkauf hat im Westen mit 16 Prozent (Selbstmedikation in Apotheken) immer noch einen höheren Anteil als im Osten (12 Prozent). Der BAH verweist darüber hinaus auf den nahezu identischen Arzneiverbrauch in Ost- und Westdeutschland hin. Die Pro-Kopf-Daten zeigten, daß die Arzneiausgaben der gesetzlichen Krankenkassen pro Versicherten in den alten und neuen Ländern rückläufig seien, während die Patienten durch die höheren Zuzahlungen sowie erhöhte Selbstmedikationsausgaben die Mehraufwendungen trugen. Der Ost-West-Vergleich des gesamten Arzneiverbrauchs pro Kopf ergebe, daß die Ausgaben mit 611 Mark in den alten Ländern und 615 Mark in den neuen Ländern fast übereinstimmten. Der Bundesgesundheitsminister hat im Gegensatz dazu den höheren Pro-Kopf-Verbrauch in den neuen Ländern wiederholt kritisiert und zur Zielscheibe von Einsparungen erklärt.

Zunahme des Selbstkaufs
Nach Angaben des Pharmaverbands wies der Selbstkauf von Präparaten in den vergangenen zehn Jahren ein überproportionales Wachstum im Vergleich zum gesamten Arzneimittelmarkt auf. Dagegen habe es zwischen 1987 und 1997 bei den Verordnungen rezeptfreier Arzneimittel erhebliche Schwankungen gegeben. Heute werden laut BAH 75 Prozent aller rezeptfreien Präparate - bezogen auf Packungen - selbst gekauft. Der Anteil der Selbstmedikation betrage 40 Prozent an den verkauften Packungen bei einem Umsatzanteil von 18 Prozent.

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