Arzneimittel und Therapie

Androgenetische Alopezie: Finasterid gegen die Glatze

Finasterid (1 mg) ist das erste Arzneimittel mit wissenschaftlich nachgewiesener Wirkung gegen die androgenetische Alopezie beim Mann. Es stoppt den Haarausfall und fördert das Haarwachstum, wobei der therapeutische Nutzen mit der Therapiedauer zunimmt. Das belegen die 2-Jahres-Daten einer klinischen Phase-III-Studie.

Im Rahmen der Untersuchung wurden 1215 Männer mit androgenetischer Glatzenbildung 24 Monate lang entweder mit 1 mg/d Finasterid oder mit Plazebo behandelt. Der therapeutische Erfolg wurde objektiv anhand der Haarzahl in einem markierten Areal sowie anhand von standardisierten Aufnahmen ermittelt.

Nun liegt das Ergebnis der 2-Jahres-Analyse vor. Bei 83% der Patienten war die Haarzahl unverändert geblieben oder hatte sich erhöht. Im Vergleich dazu wiesen lediglich 28% der Männer in der Plazebogruppe die gleiche Haarzahl wie zu Studienbeginn auf. 72% der Plazebopatienten hatten im Lauf der 24 Monate Haare verloren.

Dichteres Haar bei 66% der Männer Finasterid führte aber nicht nur zum Stop des Haarausfalls, sondern auch zum Wachstum von neuem Haar. Die standardisierten Aufnahmen zeigten bei 66% der Verumpatienten eine Zunahme des Kopfhaares - bei 30% eine leichte, bei 31% eine mittelgradige und bei 5% eine deutliche Zunahme. Unter der Plazebotherapie war es dagegen nur bei 7% der Männer zum Haarwachstum gekommen. Bei einer zwölfmonatigen Behandlung konnte unter Finasterid bei 48% der Männer und in der Plazebogruppe bei 7% der Männer Haarwuchs nachgewiesen werden.

Die Verträglichkeit ist gut. Eine verminderte Libido wurde lediglich bei 1,8% (Plazebo 1,3%), eine erektile Dysfunktion bei 1,3% (Plazebo 0,7%) und verringertes Ejakulatvolumen bei 1,2% (Plazebo 0,7%) der Patienten beobachtet.

In den USA bereits zugelassen Finasterid ist also kein "Glatzenkiller" und führt auch nicht zu "toter Hose", wie in der Sensationspresse zu lesen war. Es ist vielmehr ein Arzneimittelmit wissenschaftlich nachgewiesener guter Wirksamkeit und Verträglichkeit. Der 5-Alpha-Reduktasehemmer stellt zudem den ersten pathophysiologisch begründeten Therapieansatz bei der androgenetischen Alopezie dar. Die männ liche Glatzenbildung geht vermutlich auf eine vererbte Überempfindlichkeit der Androgen-Rezeptoren in den Haarfollikeln zurück. Finasterid vermindert die Bildung des Androgens Dihydrotestosteron. In den USA wurde das Arzneimittel aufgrund der guten Studienergebnisse bereits Ende vergangenen Jah res zur Behandlung der androgenetischen Alopezie beim Mann zugelassen.

Quelle American Academy of Dermatology, Orlando, 26. Februar bis 4. März 1998. Pressemitteilung der MSD Sharp & Dohme GmbH, München.

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