Arzneimittel und Therapie

Chronische Schlaflosigkeit: Benzodiazepine und Zolpidem sind gut wirksam

Chronische Schlaflosigkeit wird heute vor allem mit Benzodiazepinen und Zolpidem behandelt; die Langzeitwirkung dieser Hypnotika ist jedoch noch ungenügend erforscht.

Die unangenehmen Folgen chronischer Schlaflosigkeit sind Angstzustände, Streß, Depressionen, organische Krankheiten, zwischenmenschliche und berufliche Schwierigkeiten. Schlaflosigkeit, die länger als ein Jahr anhält, kann zu schweren Depressionen führen; ohne Behandlung ist keine Besserung zu erwarten. Über die Ursachen und die Pathophysiologie der primären chronischen Schlaflosigkeit ist noch wenig bekannt. Deshalb können nur die Symptome behandelt werden. Während Benzodiazepine bei akuter Schlaflosigkeit sehr wirkungsvoll sind, ist ihr Nutzen bei der chronischen Form noch umstritten. Ungünstige Nebenwirkungen dieser Substanzen sind eine Sedierung tagsüber, Beeinträchtigungen der Bewegungskoordination und der Wahrnehmung, zeitweise Gedächtnisstörungen und bei Langzeiteinnahme zusätzlich das Risiko für körperliche Abhängigkeit, Entzugserscheinungen und verstärkte Rückfälle. Deshalb wurde häufig versucht, Benzodiazepine durch Antidepressiva wie Trazodon, Amitriptylin und Doxepin zu ersetzen. Aber auch hier kommen negative Nebeneffekte wie orthostatische Hypotonie, Herzrhythmusstörungen und auch Todesfälle durch Überdosierung vor. Richtlinien nationaler Institute befürworten daher eine Behandlung mit Benzodiazepinen, wenn der Nutzen der Behandlung die Risiken aufwiegt und die Medikation vier bis sechs Wochen nicht übersteigt.

Metaanalyse: Benzodiazepine und Zolpidem für chronische Insomnie 22 US-amerikanische Studien zur Therapie der chronischen Schlaflosigkeit mit Benzodiazepinderivaten und Zolpidem zwischen 1966 und 1996 wurden in einer Metaanalyse vergleichend ausgewertet. Erfaßt wurden Studien mit Patienten, die unter primärer Schlaflosigkeit litten, deren Schlafschwierigkeiten wenigstens einen Monat andauerten und die jünger waren als 65 Jahre. Ausgewertet wurden die Daten von 1894 Patienten (davon 60% Frauen) mit chronischen Schlafschwierigkeiten. Die in den ausgewerteten Studien verwendeten Benzodiazepine waren Alprazolam, Chlordiazepoxid, Diazepam, Estazolam, Flurazepam, Lorazepam, Temazepam und Triazolam. Flurazepam wurde in vielen Studien als Goldstandard für die Hypnotikabehandlung bezeichnet und als Vergleichssubstanz herangezogen.

Ergebnisse: mittlerer, aber zuverlässiger Erfolg Benzodiazepine und Zolpidem können zur Behandlung von Schlafstörungen mit mittlerem, aber zuverlässigem Erfolg eingesetzt werden. Sowohl Einschlafzeit als auch Durchschlafzeit, Aufwachhäufigkeit und Schlafqualität werden merklich verbessert. Über das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit der Patienten tagsüber gibt es noch zu wenige aussagekräftige Untersuchungen. Ebensowenig gibt es kontrollierte Analysen über die Wirkungen einer Langzeitmedikation mit Benzodiazepinen. Deshalb sollte die Behandlungsdauer vier bis sechs Wochen nicht übersteigen.

Literatur Nowell, P. D., et al.: Benzodiazepines and zolpidem for chronic insomnia. J. Am. Med. Assoc. 278, 2170-2177 (1997).

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