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Berliner Apothekenumfrage 1/98: Umsatzerwartungen gedämpft, Beratung sichert di

BERLIN (ak). Die erste Apothekenumfrage der Apothekerkammer Berlin brachte interessante Ergebnisse. Fast jede fünfte Apotheke antwortete. Auf den ersten Blick überwiegen im Ergebnis negative Zukunftseinschätzungen der Berliner Apotheken. Insbesondere die Umsatzerwartungen für 1998 sind gedämpft. Dementsprechend wollen viele eine vorsichtige Personalplanung betreiben. Aber auch Investitionsbereitschaft in Einrichtung und EDV ist festzustellen. Und dies nicht nur bei Kolleginnen und Kollegen mit positiver Umsatzerwartung. Offensichtlich wird in der Investition die Chance gesehen, die Position der Apotheke auch in schwieriger Zeit zu festigen. Einig sind sich die Berliner Apothekerinnen und Apotheker darin, daß die Stärkung der Beratungskompetenz ein wichtiger Faktor für die Zukunftssicherung der Apotheken ist.

In bezug auf die Umsatzerwartungen für das laufende Jahr 1998 sind die Zahlen eindeutig: 89 (55%) Apothekenleiterinnen und Apothekenleiter gehen von Umsatzeinbußen aus, 60 (37%) glauben, daß sich das Vorjahresergebnis halten läßt und nur 14 (9%) Kolleginnen und Kollegen erwarten steigende Umsätze. Umfassende Beratungstätigkeit und ein großes Dienstleistungsangebot in Verknüpfung mit Engagement, Kompetenz, Freundlichkeit, kurz: Service, sind mehrfach genannte Chancen für die Apotheke. Interessante Schaufensterdekorationen und Kundenkarten werden als gute Möglichkeiten zur Kundenbindung angesehen. Die Intensivierung der Zusammenarbeit mit Ärzten, das steigende Gesundheitsbewußtsein der Bevölkerung sowie die Entwicklung der Altersstruktur der Gesellschaft zeigen nach Meinung vieler Apothekerinnen und Apotheker einen positiven Weg in die Zukunft. Als förderliche Umsatzfaktoren werden die Lage in einem Ärztehaus, Neubauten und neue Wohnanlagen, die mit dem Zuzug neuer Kunden verbunden sind, genannt. Als Chance aber auch als Risiko werden politische Entwicklungen (Bundestagswahl, Mehrwertsteuer u.a.) angesehen. Die Einführung des Euro stellt für die Apothekerschaft eine Herausforderung dar, deren Auswirkungen noch nicht konkret abgesehen werden. In bezug auf den Euro halten sich deshalb positive und negative Aussagen die Waage. Sorgen bereiten Bestrebungen in der europäischen Gesetzgebung, insbesondere Stimmen, die sich für eine Liberalisierung von Fremd- und Mehrbesitz aussprechen. Die seit dem 11. Juni 1958 bestehende Niederlassungsfreiheit wird nach wie vor als Belastung angesehen. Kettenapotheken, Versandapotheken und Arzneimittel im Internet und in Supermärkten sind weitere negative Schlagworte, die häufig auf den Umfragebögen genannt werden. Ein weiterer Themenkomplex ist das Thema "Arzt/Krankenkasse". Das restriktive Verordnungsverhalten, Bonusverträge der Mediziner (Provision für eingesparte Arzneimittel), Dispensierrecht für Ärzte im Zusammenspiel mit Direktlieferungen der Krankenkassen sind die hier zu erwähnenden Stichworte. In vielen Apotheken werden dieses Jahr Investitionen getätigt: die Aufrüstung der EDV steht mit 60 Nennungen (37%) im Vordergrund, wobei bei sinkender Umsatzerwartung die Bereitschaft bei 23%, bei steigender bei 46% lag. Änderungen der Apothekeneinrichtung wollen 39 (24%) Apothekerinnen und Apotheker ausführen, 17% derjenigen mit negativen Einnahmeprognosen, 39% derjenigen mit positiven Einnahmeprognosen. Den Umbau der Räume haben sich 24 (15%) Apotheken in diesem Jahr vorgenommen. Bei den Personalveränderungen ist ein eindeutiger Trend zur Umwandlung von Voll- in Teilzeitarbeitsplätze zu erkennen. 55 Apotheken planen in dieser Richtung, umgekehrt wollen nur 2 Teil- in Vollzeitstellen umgestalten. Über 40 Apotheken wollen Arbeitsplätze abbauen (33 pharmazeutisches, 8 nicht-pharmazeutisches Personal), dem gegenüber planen nur 22 Einstellungen. Bei sinkender Umsatzerwartung liegt die Einstellungsrate von pharmazeutischem Personal nur bei 9%, bei steigender dagegen bei 23%. Vice versa verhält sich die Quote der Entlassungen von pharmazeutischem Personal: 31% gegenüber 8%. Damit schlägt die negative Geschäftsentwicklung des vergangenen Jahres nun auf die Beschäftigung durch. In bezug auf Werbung- und Marketingmaßnahmen setzen die meisten Apotheken auf eine Verstärkung der Selbstmedikation (98 = 60%), neue Beratungskonzepte (83=51%) sowie eine Ausweitung des Dienstleistungsangebots (80=49%). Die Möglichkeiten der Einkaufskooperation und den Ausbau des Neben- und Randsortiments wollen jeweils 45 (=28%) Kolleginnen und Kollegen nutzen. Unter dem Punkt "Sonstiges" äußerten viele den Wunsch nach einem besseren Image des Apothekerberufs in der Öffentlichkeit, den die Apothekerkammer Berlin durch eine ausgeprägte Öffentlichkeitsarbeit künftig noch mehr unterstützen will. Die Umfrage wurde im Februar bei allen öffentlichen Apotheken durchgeführt. "Die hohe Beteiligung an der Umfrage und der persönliche Zuspruch, auf dem richtigen Weg zu sein, bestärkt uns darin, auch künftig mit Umfragen die Interessen, Probleme und Wünsche der Berliner Apothekerinnen und Apotheker unmittelbar zu eruieren" erläuterte Rainer Auerbach, Geschäftsführer der Apothekerkammer Berlin. Die aktuellen Einschätzungen und Erwartungen zu apothekenrelevanten Themen tragen zu einer praxisnahen Arbeit der Apothekerkammer bei, die sich künftig noch stärker an den konkreten Bedürfnissen der Berliner Apothekerschaft ausrichten wird. Mit dieser Umfrage wurde ein regelmäßiger Turnus begonnen.

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