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Apotheken-Strategie-Wirtschaftsforum: Grundpfeiler des Apothekenwesens stehen im

OBERHAUSEN (tmb). Auf dem Apotheken-Strategie-Wirtschaftsforum vom 6. bis 8. März in Oberhausen referierten anerkannte Experten des Marketings und der Management-Theorie neben Kennern des Apothekenmarktes. Angesichts dieses inhaltlichen Schwerpunktes der Veranstaltung konnte es schon verwundern, da die Rednerliste von einem Standesoffiziellen, dem Sprecher der ABDA-Geschäftsführung Dr. Johannes Pieck, angeführt wurde. Pieck nahm in seinem Vortrag keine Gegenposition zu den ökonomisch bestimmten Thesen der folgenden Referenten ein, sondern verdeutlichte, daß die Politik der ABDA auch für die ökonomisch starken Apotheken eine unverzichtbare Grundlage bildet.

Zum Dauerthema Fremd- und Mehrbesitz stellte Pieck klar, daß Absichtserklärungen von Politikern sich stets nur auf die aktuelle Situation beziehen und nicht als langfristige Garantien verstanden werden dürften. Die immer wieder erhobenen Forderungen der Krankenkassen zur Abschaffung des Fremd- und Mehrbesitzverbotes relativierten das System. Pieck begrüßte das Bekenntnis des Großhandels zum bestehenden System, doch bedeute dies nicht, daß der Großhandel notfalls mit den Apotheken für dessen Erhalt kämpfen werde. Im Engagement von Großhändlern in ausländischen Apothekenketten liege allerdings kein Hinweis auf vergleichbare Absichten in Deutschland, dies sei nur eine legitime Wahrnehmung der Interessen im Ausland. Ob die geltenden Bedingungen in Deutschland erhalten blieben, hinge von den Verhaltensweisen am Apothekenmarkt ab. Ähnliches gelte für das Versandhandelsverbot, das auch für Apotheker gelten müsse. Die Beratung in der Apotheke sei die "Stunde des Apothekers", dagegen reiche die "segnende pharmazeutische Hand über das bereits gepackte Paket" als pharmazeutische Leistung nicht aus. Als weitere Säule des bestehenden Systems bezeichnete Pieck die Arzneimittelpreisverordnung, über die am Tage seines Referates im Bundesrat abgestimmt wurde. Die immer wieder geforderte Alternative, die Preise zwischen Apothekern und Krankenkassen auszuhandeln, sei kein Weg zu mehr Wettbewerb. Denn dann würde die Rechtsverordnung durch die Marktmacht der Krankenkassen ersetzt. Vertretbare Preise könnte die Apothekerschaft unter solchen Bedingungen nicht aushandeln. Doch werde die Arzneimittelpreisverordnung durch die Marktpartner mit übertriebenen Naturalrabatten gefährdet. Weitere Probleme drohten im Zusammenhang mit Reformen des Krankenhauswesens, da die strikte Trennung von Krankenhaus und Offizin politisch zur Disposition stehe.

Kammern gegen Übernahme staatlicher Überwachungsfunktionen Mit der Apothekenbetriebsordnung befinde sich eine weitere Säule des Apothekenwesens in der Diskussion. In Einklang mit vielen Apothekern forderten die Bundesländer eine Verschlankung, da sie sich mit der Aufgabe der Apothekenaufsicht nicht identifizierten. Dies sei politisch keine frohe Botschaft. Bei einer etwaigen Abschaffung des Labors ginge es nicht um mehr Freiraum für Apotheken, sondern um ein Argument zur Senkung der Spannen. Wirtschaftliche Vorteile erübrigten sich zudem, da die alten Geräte dann unverkäuflich würden. Der besonders in Baden-Württemberg diskutierten Übertragung der Zuständigkeit für den Vollzug der Apothekenbetriebsordnung und diverser Gesetze auf die Kammern hielten die Kammern nicht stand. Sie müßten dann Betriebserlaubnisse erlassen und entziehen sowie Ordnungswidrigkeiten ahnden. Dazu sei ein zweiter Geschäftsführungszweig erforderlich, der der Kammer nur disziplinarisch unterstellt werden könne und wegen des Datenschutzes nicht einmal Auskünfte über seine Arbeit geben dürfe. Es könne dann keine Gestaltungsspielräume oder gar Möglichkeiten zur Mitwirkung durch die Selbstverwaltung geben. Dieses Konzept werde daher inzwischen von allen Kammern abgelehnt.

Diskretion auch ohne Pferdebox in der Apotheke Aus Anlaß des jüngsten Beschlusses, die Apotheker in den Kreis der abhörgeschützten Personen aufzunehmen, ging Pieck auch auf die vertrauliche Beratung ein. Wenn das Abhören unzulässig sei, müsse auch gegenüber anderen Patienten die Diskretion gewahrt bleiben. Dafür sei keine "Beratungsecke" nötig, die ABDA wolle einen Wettbewerb für Einrichter zur Umsetzung ausschreiben. Gefragt seien "keine Pferdeboxen vor dem HV-Tisch, aber ein Weg zu mehr Diskretion". Pieck hob hervor, da die vielfältigen Pfeiler des bestehenden Apothekenwesens ein konsequentes System bilden. Einen Teil davon zu entfernen, gefährde das ganze System. Die ABDA kämpfe für die Rentabilität der Apotheken, was aber keine Lebensversicherung für jede einzelne Apotheke darstelle. Notwendig sei die persönliche Leistung der einzelnen Apotheker, besonders in der Beratung. Wenn die ABDA diese Beratungsleistung in der Öffentlichkeit hervorhebe, müsse sie auch in den Apotheken erfahrbar sein.

Apothekenbetriebsordnung in der Diskussion Wie aktuell die Ausführungen von Pieck zu möglichen Reformen der Apothekenbetriebsordnung sind, bewies am Ende der Veranstaltung in Oberhausen der Vortrag von Harald Schmitz, Vize-Präsident der Apothekerkammer Nordrhein. Schmitz stellte dar, daß die künftige Apotheke nach Konzepten des Bundesgesundheitsministeriums zunehmend die Funktion eines Gesundheitszentrums erhalten solle, wobei der gesundheitlichen Prävention ein höherer Stellenwert einzuräumen sei. Dazu sollten hemmende Regelungen aus der Apothekenbetriebsordnung entfernt werden. Schmitz forderte dazu auf, sich an der diesbezüglichen Diskussion in der Kammer Nordrhein zu beteiligen. Berichte über die weiteren Ausführungen von Schmitz und das übrige umfangreiche Programm der Veranstaltung in Oberhausen lesen Sie demnächst in der DAZ.

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