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Der Euro kommt: Ein neuer Mietvertrag ist nicht erforderlich

Solche Post vom Vermieter wird es wohl nie wieder geben: Die Miete wird "halbiert"! Doch die Freude weicht der Ernüchterung: Gemeint ist die Umstellung des monatlichen "Mietzins" von D-Mark in Euro.

Die Miete ist meist der größte Ausgabenposten eines Haushalts. Wie alle D-Mark-Beträge wird sie nach Einführung des Euro nur noch etwa halb so groß sein: Aus 1.660 Mark Miete für die Drei-Zimmer-Wohnung werden 842,64 Euro (wenn der Euro 1,97 D-Mark wert ist). Zugleich werden aus den 5.000 Mark Bruttogehalt 2538,07 Euro.
Ab wann kann die Miete in Euro gezahlt werden? Wenn Sie und Ihr Vermieter übereinstimmen, können Sie die Miete schon 1999 in Euro überweisen; ab Januar 2002 müssen Sie es. Sie brauchen dafür keinen neuen Vertrag. Bei einer Mieterhöhung ist das ja auch nicht nötig. Gut so: Denn ein neuer Vertrag könnte dem Mieter Nachteile bringen, die im Kleingedruckten versteckt sind. Beispiele sind neue Kündigungsfristen oder eine andere Verteilung der Nebenkosten.

Wie informiert der Vermieter?
Er schreibt seinen Mietern und weist darauf hin, daß die Miete, die Nebenkosten und die Kaution auf Euro umgestellt werden und welche Beträge künftig zu bezahlen sind. Kann ein Mieter bei der Umrechnung übervorteilt werden? Bei der Umrechnung von der D-Mark in Euro kommen krumme Beträge heraus, wenn der Euro zum Beispiel 1,97 Mark wert ist (siehe Beispiel oben). Der Vermieter darf eine Miete von 862,64 Euro nicht einfach auf 863 Euro aufrunden. Er muß sich an den allgemeinen Umrechnungsschlüssel von D-Mark in Euro (mit fünf Stellen hinter dem Komma!) halten, der ab Januar 1999 bekannt sein wird. "Ein korrekter Vermieter rechnet korrekt um", heißt es beim Eigentümerverband Haus und Grund. Der Deutsche Mieterbund rät, die Umrechnung auf jeden Fall zu prüfen.
Können die Mieten durch den Euro steigen? Möglicherweise, wenn es Ende dieses Jahres einen Run auf Immobilien gibt (siehe unten) und dadurch die Preise in die Höhe getrieben werden. Und: Der Euro macht die Miete optisch niedriger, eben nur noch halb hoch. Der Deutsche Mieterbund: "Das ist eine Versuchung, sie anzuheben." Was ändert sich noch? Der Mieterbund verlangt, die Preise in Mietspiegeln schon 1999 in D-Mark und in Euro aufzulisten. Er selbst wird Mitgliedsbeiträge ab 1999 in beiden Währungen ausweisen. Im übrigen ist es sicher falsch, vielleicht aus Angst vor dem Euro eine Immobilie zu kaufen. Andererseits: Jetzt ist grundsätzlich ein guter Zeitpunkt für einen Kauf. Die Zinsen sind günstig, die Objektauswahl breit. Der Käufer kann in Ruhe aussuchen. Bei einer Immobilie müssen Zustand und Ausstattung stimmen, und vor allem drei Dinge: die Lage, die Lage und - die Lage. Wenn die Zinsen erst steigen, schlagen möglicherweise viele Interessenten zu und kaufen eine Wohnung oder ein Haus. Dann steigen die Preise. Das könnte noch verstärkt werden, wenn es kurz vor dem Euro-Start eine Flucht in Immobilien gibt.

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