DAZ aktuell

Glosse

Liebes Christkind,

was ich mir in diesem Jahr alles zu Weihnachten von Dir wünschen könnte - das paßt nicht mehr auf mein Briefpapier. Ich hab es auf meiner neuen Smartcard gespeichert - ich hoffe, Du kannst sie lesen. Weißt Du, diese neue Chipkarte soll nämlich jetzt der ABDA-Renner werden, A-Card, elektronisches Rezept und mehr, alles in einem. Findest Du das nicht toll?
Aber bevor Du vielleicht doch den falschen Kartenleser hast, schreib ich Dir lieber per eMail.

Das mit der neuen Arzneimittelpreisverordnung hast Du einigermaßen hinbekommen - klar, es hätte besser sein können, aber ich will ich mich mal nicht beklagen.
Was mir zu schaffen macht, sind die Dokters bei mir um die Ecke. Ich versuche, sie zum Arbeitskreis einzuladen, ich gebe ihnen die neuesten Arzneimittel-Infos und hab jedem eine gute Flasche Wein als Weihnachtsgeschenk rübergeschickt. Und was machen die dafür? Ja, sie schreiben jeden Tag ein anderes Generikum auf und geben in Hülle und Fülle Ärztemuster ab. Je weniger sie verschreiben, um so mehr verdienen sie nämlich - hältst Du das für koscher?

Und dann meine lieben Kollegen im Krankenhaus: Ich hab denen nichts getan und dann meint deren Krankenhaus-Hugo, alle Krankenhausversorger seien überflüssig. Liebes Christkind, treib doch denen diese Flausen aus dem Kopf. Du weißt genau, daß ich meine Krankenhausware immer sauber getrennt habe. Und ich hab sogar richtige Stationsbegehungen mitgemacht und alle über Arzneimittel aufgeklärt.

Apropos Krankenhaus, bring doch bitte unseren Krankenhausapothekern endlich bei, daß Krankenhauspharmazie und Klinische Pharmazie nicht dasselbe ist. Ich hab es schon ein paar mal versucht. Vielleicht hilfst Du ihnen, wenn Du das Krankenhausapotheken-Sterben bremst.

Ja, Du Christkindchen, du müßtest mich in diesem Jahr eigentlich ganz arg loben. Ich hab meine Werbung und mein Randsortiment nicht übertrieben - naja, die lackierte Schmucktragetaschen haben mir einfach gut gefallen, meine Schütten hab ich nur rausgestellt, wenn es nicht geregnet hat, und das Schlafpflaster und die paar Musik-CDs in meiner Apotheke haben doch auch niemandem geschadet. Wenn der Aldi seinen Melissengeist verkauft, kann ich doch nicht einfach zuschauen, oder?

Dafür war ich auch in jedem Betreuungsseminar von Marion, ich will der Förderinitiative Pharmazeutische Betreuung beitreten und meine Mitarbeiter legen schon Dokumentationsmappen an - im nächsten Jahr betreuen wir unsere Kunden! Ich hoffe, Du erlaubst mir, daß ich ihnen ab und an mal ein Arzneimittel nach Hause schicken darf - Ehrenwort, meine PTA nimmt auch bestimmt die Rote Liste und mein Handy mit, wenn Sie abends die Defekte ausfährt.

Kopfzerbrechen macht mir noch unsere Beratungsecke. Könntest Du da nicht mal dafür sorgen, daß die Gummiformulierungen (bitte beschwichtige jetzt Johannes in Eschborn, denn der mag dieses Wort nicht), wie man die Vertraulichkeit der Beratung sicherstellt, konkreter werden? Ich seh schon kommen, daß dem Pharmazierat in Erfurt ein Pflanzenarrangement als Abtrennung reicht, und wir in Stuttgart müssen schußsichere, klimatisierte Kabäuschen in die Apotheke einbauen - das kann doch nicht gerecht sein.

Danken wollte ich Dir noch für Platz zwei bei der Umfrage, welche Branchen freundlichen Service bieten. Das habn wir uns ja auch verdient, so wie wir uns ins Zeug gelegt haben - jedes Image-Aktionsplakat haben wir aufgehängt und jeden Bananen-Check-Up mitgemacht.

So, jetzt muß ich schließen, gerade hat nämlich die Nachtdienstglocke geläutet und ich darf wieder zwei Mark kassieren. Vielleicht eins noch: Laß bitte nie mehr zu, daß in einem Apothekerinnen-Film diese Katja mitspielt. Das mögen meine Kolleginnen nicht. Liebes Christkind, wie wär es mit einer hübschen echten Apothekerin? Es gibt doch da noch die Monika, die Margit, die Ann-Kathrin, die Reinhild, die Bettina, die Carola, die...
Dein Apothekerlein Peter

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