Arzneimittel und Therapie

Polio: Neue Strategie im neuen Jahr

Die STIKO will ab nächstem Jahr statt der Polio-Lebendimpfung die Totvakzine empfehlen, damit das Risiko von Impfschäden minimiert wird.

Europa ist mit Ausnahme der Türkei und Tadschikistan frei von Poliomyelitis-Viren; weltweit registriert man noch etwa 4000 Neuerkrankungen pro Jahr. Vor neun Jahren trat in Deutschland der letzte gesicherte Fall einer Polio-Erkrankung mit Wildviren auf. Dieser Erfolg beruht auf der Schluckimpfung, die billig, einfach anzuwenden und hochwirksam ist. Der oral einzunehmende Lebendimpfstoff von Sabin (OPV: oral polio vaccine) ist hinsichtlich Wirksamkeit und Schutzdauer dem zu injizierenden Totimpfstoff von Salk (IPV: inactivated polio vaccine) überlegen, denn der orale Impfstoff induziert neben der humoralen Immunantwort auch eine lang anhaltende enterale Immunität. Obwohl die Polio-Lebendimpfung gut verträglich ist, besteht jedoch bei einer von 2,5 Millionen Impfungen das Risiko, durch die Impfviren an einer paralytischen Poliomyelitis zu erkranken. Das heißt, man muß in Deutschland mit etwa zwei schweren Impfkomplikationen pro Jahr rechnen. Weil damit das Impfrisiko inzwischen größer ist als das Infektionsrisiko, wird die STIKO nächstes Jahr ihre Strategie ändern und statt der Lebendvakzine die Totvakzine von Salk empfehlen, bei der Impfschäden viel seltener auftreten.







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