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Kommentar

Weiter denken

Ortskrankenkassen wollen Apotheker offenkundig immer noch nicht einbinden, wenn es um Modellvorhaben geht. Das ist schon erstaunlich. Da reden Ärzte und gesetzliche Kassen über Einsparungen in der Arzneitherapie, über Qualität und Wirtschaftlichkeit in diesem Bereich, und meinen, ohne Apotheker auskommen zu können.
Dabei ist die Kritik an Ärzteboni fürs sparsame Verordnen wohl angekommen. Kürzlich hat sich die Kassenärztliche Vereinigung Hessen beeilt, herauszustellen, daß bei ihrer Bonusregelung keinesfalls der einzelne Arzt von seinen individuellen Einsparungen profitiere, sondern die Qualitätszirkelarbeit in der KV. Aha. Zugegebenermaßen unterscheidet sich diese Regelung deutlich von den anderen Bonigeschichten a la AOK in Brandenburg und Berlin, wo simple Kostendämpfung (für die Kassen) und Einnahmeerhöhung (für die Ärzte) im Vordergrund stehen.
Inzwischen hat wohl auch der AOK-Bundesverband erkannt, daß kurzfristig angelegte Schnellschüsse nach hinten los gehen können. So warb Dr. Hans Jürgen Ahrens in der vergangenen Woche für Verständnis, in dem er das Qualitätsargument ganz hoch hängte. Ohne Qualitätssicherung seien solche Anreize wie Boni weder mit medizinischer Ethik noch mit Patienteninteressen zu vereinbaren. Ob es bei seinen Länderkollegen in Berlin und Brandenburg angekommen ist? Allein auf die Wirtschaftlichkeit zu setzen, kann es nicht sein, meinte Ahrens, was zu unterstreichen ist.
Er hat darüber hinaus etwas bemerkenswertes gesagt, was an prominenter Stelle hervorgehoben werden muß. Der stationäre Sektor gehört eingebunden! Nach wie vor krankt die Diskussion leider daran, daß niemand genau weiß, wie man den Krankenhäusern zu Leibe rücken kann. Die Kliniken müssen mitten ins Zentrum. Von strategischer Bedeutung ist daher, daß die niedergelassenen Mediziner diesen Sektor in neue Modelle zwingend einbinden, es ist in ihrem Interesse, die Marktanteile zurückzugewinnen, die sie an die vergleichsweise teure Versorgungsstufe verloren haben. Wann steht das im Mittelpunkt einer Vereinbarung, und nicht das kurzsichtige Schielen auf Arzneimittel? Eigentlich hatte die Politik das im Hinterkopf, als sie Modelle gesetzlich förderte, es ist leider ins Hintertreffen geraten.
Interessanterweise plädierte der AOK-Chef jetzt dafür, bei neuen Versorgungsstrukturen die Leistungen einzubeziehen, die über den medizinischen Bereich hinausgehen, pflegerische, oder rehabilitative Leistungen. Da deutet sich wohl an, daß eine Beschränkung auf nur zwei Gruppen, Ärzte und Kassen, nicht der Weisheit letzter Schluß ist.
Auch wenn es nicht einfach ist, alle müssen sich von den abgegrenzten Sektoren - hier der ambulante Sektor, dort der stationäre - trennen und in die umfassendere Diskussion einsteigen.
Susanne Imhoff-Hasse

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