Arzneimittel und Therapie

Hochaktive antiretrovirale Therapie: Erfolge und Grenzen

Die Erfolge der "hochaktive antiretrovirale Therapie" (HAART) hängen erheblich von der Compliance und dem Management von Resistenzen ab. Doch auch unter optimalen Bedingungen gelingt mit antiretroviralen Substanzen keine Heilung der Infektion.

Erfolge der Kombinationstherapie
Patienten mit intensiveren Therapien erreichen tendenziell eine höhere Lebensqualität als Patienten mit Monotherapien. Bei der hochaktiven antiretroviralen Therapie werden oft nicht nur Wirkstoffe mit grundsätzlich verschiedener Wirkungsweise, sondern auch verwandte Substanzen kombiniert. In einer Studie an Patienten, die mit Reverse-Transkriptase-Hemmern vorbehandelt waren, hat eine Kombination der beiden Proteaseinhibitoren Ritonavir und Saquinavir (in Hartgelatinekapseln) innerhalb von sechs Monaten bei 80% der Patienten die Zahl der HI-Virus-Kopien auf unter 200 pro ml Blut gesenkt. Durch eine neu entwickelte Galenik von Saquinavir in Weichgelatinekapseln wurde die Bioverfügbarkeit gegenüber den Hartgelatinekapseln erhöht. Bei der Anwendung von Saquinavir-Weichgelatinekapseln in Kombination mit Nelfinavir steigt die Bioverfügbarkeit von Saquinavir (bestimmt als AUC über 24 Stunden) gegenüber der Monotherapie nochmals um das Fünffache. Demnach können Kombinationen verwandter Substanzen hier pharmakokinetische Synergien bewirken.

Die Grenzen der Kombinationstherapie
Auch wenn Resistenzentwicklungen durch gute Compliance und Therapiebegleitung lange herausgezögert werden, gelingt mit den beschriebenen Kombinationstherapien keine Heilung. Die Viruslast läßt sich im günstigsten Fall unter die Nachweisgrenze vermindern, aber das Virus läßt sich nicht eliminieren. Nach Absetzen der Medikation vermehrt sich das Virus auch dann wieder, wenn es über mehr als ein Jahr nicht nachgewiesen werden konnte. Vermutlich gelingt es mit der Therapie nur, die Virusvermehrung in den schnell replizierenden Zellen, z. B. den CD4-Zellen, zu blockieren, nicht aber in den langsam replizierenden Zellen, wie den Makrophagen. Von diesen Zellen aus kann sich die Infektion immer wieder ausbreiten.
Offensichtlich erholt sich auch nach einer erfolgreichen Therapie über mehr als ein Jahr das Immunsystem nicht genug, um die erneute Virusvermehrung zu unterbinden. Daher erscheint gerade das Immunsystem als ein geeigneter Angriffspunkt für weitere Therapiekonzepte. So bietet sich der Einsatz von Interleukinen - besonders IL-2 und IL-12 - an, die als Monotherapien bisher jedoch enttäuscht haben. Geeigneter erscheint eine Kombination von Immuntherapien mit der antiretroviralen Therapie, von der sich einzelne Experten einen grundlegenden neuen Schritt in der HIV-Therapie versprechen.




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