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KBV: Zur Lage im Osten

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hat auf Sonderbedingungen als Gründe für den etwas höheren Arzneimittelverbrauch in den neuen Bundesländern im Vergleich zu den alten Ländern verwiesen.

Wie berichtet, will der Bundesgesundheitsminister die defizitären Ostkrankenkassen in erster Linie zum massiven Sparen - etwa bei Medikamentenausgaben - anhalten, und darüber hinaus die finanzielle Unterstützung von West-Kassen an ihre Schwesterorganisationen rechtlich ermöglichen. Nach Worten von Krimmel, dessen Organisation die rund 110.000 niedergelassenen Mediziner vertritt, lagen die Aufwendungen für Medikamente der Kassen pro Mitglied im ersten Halbjahr 1997 zwar um 12, 8 Prozent über dem Westwert. Es gebe jedoch mehrere ausgabensteigernde, spezifische Besonderheiten in den neuen Bundesländern. So seien mehr Versicherte in den östlichen Regionen aufgrund der Härtefallregelung von Zuzahlungen befreit, 1996 beispielsweise 21 Prozent im Osten gegenüber 16 Prozent im Westen. Auf die Kassen kämen dadurch Mehrausgaben in einer Größenordnung von drei Prozent zu. Aufgrund der seit Juli deutlich höheren Selbstbehalte rechnet Krimmel noch mit einem Verstärken dieses Unterschieds. Darüber hinaus hinke die Bereitschaft zur Selbstmedikation in den neuen Bundesländern nach wie vor hinter der in den alten zurück. Während die Bürger im Westen Selbstmedikationspräparate für rund 105 Mark pro Jahr selbst kauften, betrage das Volumen im Osten lediglich 70 Mark pro Versicherten. Die hiermit verbundene Belastung der gesetzlichen Krankenversicherung in Ostdeutschland liege zwischen drei und vier Prozent. Hinzu komme ein größerer Anteil an Rentnern mit einem höheren Arzneibedarf. Während im Durchschnitt die Arzneiausgaben eines Ruheständlers bei etwa 1090 Mark pro Jahr liegen, so der KBV-Vertreter, belaufen sie sich bei den übrigen Mitgliedern auf lediglich 400 Mark. Neben geringeren Heilmittelausgaben, die die Arzneimittelausgaben in der Statistik belasteten, müsse auch die höhere Mortalität und Morbidität in den neuen Bundesländern berücksichtigt werden. So betrage die durchschnittliche Lebenserwartung im Osten bei Frauen 78,2 Jahre und bei Männern 70,7 Jahre gegenüber 79, 8 Jahren und 73,5 Jahren im Westen. Mit der geringeren Lebenserwartung sei eine höhere Morbidität verbunden, die höhere Arzneiausgaben bedinge.
Im übrigen verweist der Ärztevertreter auf die identischen Arzneimittelpreise. Die Aufwendungen für Medikamente seien der einzige Ausgabensektor in der GKV mit identischen Preisen. In allen anderen Bereichen - vom Krankengeld über Heilmittel bis zu Klinikausgaben - lägen die Preise in Ostdeutschland teilweise deutlich unter Westniveau. Aufgrund des niedrigeren Preis- und Ausgabenniveaus in den übrigen Bereichen führe dies zu einem zwangsläufig höheren Anteil der Arzneiaufwendungen in den neuen Ländern (mit 16,8 Prozent) an den Gesamtausgaben der GKV als in den alten (13,7 Prozent). Dieser statistische Effekt dürfe jedoch nicht den ostdeutschen Kassenärzten angelastet werden.

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