Gesundheitspolitik

AkdÄ: Arzneiverordnungen 97 vorgelegt

Kein "Kochbuch", aber einen Arzneimittel-Ratgeber für die niedergelassenen Ärzte hat die Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) mit den "Arzneiverordnungen 97" in der 18. Auflage herausgebracht.

Das Taschenbuch enthält rund 800 Wirkstoffe, die nach 50 Indikationsgebieten geordnet sind. Bei der Vorstellung des Buchs am 29. Oktober in Bonn kritisierte Dr. Karsten Vilmar von der Bundesärztekammer die mangelnde Transparenz des Arzneimarktes. Es sei für Mediziner schwierig, an sachgerechte, industrieunabhängige Informationen über Medikamente zu gelangen. Eine gute Hilfestellung könnten die "Arzneiverordnungen 97" geben, die von 170 Mitgliedern der AkdÄ erstellt wurden. Professor Bruno Müller-Oerlinghausen hob bei dieser Auflage hinsichtlich der Wirksamkeit die strikte Auswahl wissenschaftlich abgesicherter Arzneimittel hervor.

Der AkdÄ-Vorsitzende kritisierte darüber hinaus scharf das Stoppen der Aufarbeitung des Altarzneimittelmarktes durch den Bundesgesundheitsminister. In den B-Kommissionen am früheren Bundesgesundheitsamt in Berlin sei die wissenschaftliche Grundlage für die Nachzulassung erarbeitet worden. Es sei beklagenswert, daß dadurch noch bis zum Jahr 2004 Altpräparate ohne Überprüfung ihrer Wirksamkeit abverkauft werden könnten. Zwar sei der Arzneimarkt in den vergangenen Jahren bereits bereinigt worden, allerdings seien weiterhin Substanzen mit Negativmonographien vorhanden.

Nach Worten von Dr. Jürgen Bausch von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung sind das mutige Weglassen von Wirkstoffen sowie die kritischen Anmerkungen zu Arzneimitteln wichtig für die unter Regreßdruck stehenden Mediziner. Das Buch sei ein klarer Wegweiser durch den Dschungel der gezielten Fehlinformationen und werde sicherlich in ärztlichen Qualitätszirkeln zur Pharmakotherapie eingesetzt. Bausch sprach sich erneut für eine rationale und rationelle Behandlung mit Medikamenten aus, die bei Beherzigen des Ratgebers teilweise auch teuere Therapiekosten durch den Einsatz von Innovationen bewirken könne. Der Ärztevertreter verwies insbesondere auf das wichtige Kapitel "Arzneitherapie im Alter", da bei der Entlassung älterer Patienten aus dem Krankenhaus zu häufig zu viele verschiedene Präparate zur Weiterbehandlung empfohlen würden. Bis zu zehn verschiedene Wirkstoffen sowie bis zu 20 verschiedene Tabletten pro Tag für einen über 75jährigen seien keine Ausnahme. Dringend nötig seien statt dessen eindeutige Indikationsstellungen sowie die Verordnung lang erprobter und bewährter Arzneimittel, da es die niedergelassenen im Gegensatz zu den Probanden in klinischen Studien mit alten, multimorbiden Patienten zu tun hätten. Bausch begrüßte zum Beispiel die Bezeichnung der Geriatrika, die das Altern verzögern sollten, als unwirksam. Er zitierte zudem die "Unsinnigkeit" der Kombination mit Vasodilatanzien, Nootropika, Kardiotonika, Psychostimulanzien, Verdauungsenzyme oder Anabolika mit Geriatrika, denen im Buch der Wirksamkeits-Nachweis für diese Indikation abgesprochen wird.


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