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Hormontherapie: Eine Risiko-Nutzen-Abwägung

Eine Hormonbehandlung kann bei vielen Frauen dazu beitragen, bis ins hohe Alter gesund und fit zu bleiben. Die Therapie wird dennoch kontrovers diskutiert: das Risiko einer Brustkrebserkrankung steht dem Vorbeugen von Osteoporose und kardiovaskulären Erkrankungen gegenüber.

Eine jetzt veröffentlichte Langzeitstudie zeigt über einen Zeitraum von 18 Jahren Zusammenhänge zwischen Hormonbehandlung und Erkrankungen bei postmenopausalen Frauen: Kardiovaskuläre Erkrankungen sind immer häufiger Todesursache bei Frauen in der Menopause. In einigen Studien konnte bereits gezeigt werden, daß diese Erkrankungen bei postmenopausalen Frauen, die regelmäßig Östrogen zu sich nehmen, deutlich seltener auftreten, auch wird das Risiko einer osteoporosebedingten Hüftfraktur gesenkt. Bei anderen Arbeiten wurde jedoch festgestellt, daß eine über mehrere Jahre durchgeführte Hormonbehandlung das Risiko einer Gebärmutter- oder Brustkrebserkrankung erhöht.

Langzeitstudie an Krankenschwestern

In der sogenannten "Nurses Health Study" dokumentierten amerikanische Wissenschaftler in der Zeit von 1976 bis 1994 die Todesfälle bei Krankenschwestern. Für die Datenerhebung wurden Frauen mit dieser Tätigkeit ausgewählt, weil sie nach Meinung der Studienleiter ein berufsbedingtes Interesse an der Aufklärung wissenschaftlicher Zusammenhänge hätten und somit eine vertrauenswürdige Zusammenarbeit und sorgfältige Dokumentation gewährleistet sei. Als 1976 die Studie begann, waren die Frauen zwischen 30 und 50 Jahre alt. Insgesamt erhielten 121 700 Krankenschwestern jedes Halbjahr einen Fragebogen und machten Angaben über ihre Krankengeschichte, einschließlich Informationen über die Menopause, eine etwaige Hormonbehandlung, kardiovaskuläre Erkrankungen und Krebskrankheiten. Zur Beurteilung von Risikofaktoren wurden u.a. Daten erhoben über das Körpergewicht (Body mass Index), Bluthochdruck-Werte, HDL-/LDL-Werte, Krebserkrankungen bei weiblichen Verwandten und das Rauchverhalten. Während der über 18 Jahre andauernden Studie starben insgesamt 3637 Frauen, das sind knapp 3 % der Studienteilnehmerinnen. Über die Hälfte davon (1985 Frauen) starben an Krebs, überwiegend an Brust- und Gebärmutterkrebs. Die zweithäufigste Todesursache waren koronare Herzerkrankungen (461 Frauen), gefolgt von Schlaganfall (167 Frauen).

Im Zusammenhang mit einer Einnahme von Hormonen ergab die Auswertung dieser Todesfälle, daß Frauen mit einer Hormonbehandlung länger leben als Frauen ohne Therapie. Kein überraschendes Ergebnis auch bei der Betrachtung der Todesursachen: Es wurde beobachtet, daß Frauen mit einer Hormonbehandlung deutlich weniger häufig an koronarer Herzerkrankung starben, als Frauen ohne Therapie. Unter den 70 % der Frauen, die mindestens einen Hauptrisikofaktor einer kardiovaskulären Erkrankungen aufwiesen (z.B. Übergewicht, Diabetes) konnte ein 50 %iger Rückgang der Todesfälle gegenüber Frauen verzeichnet werden, die noch nie Hormone in der Menopause genommen hatten. Bei Frauen mit einem ohnehin geringen Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen ist eine Hormonbehandlung mit einem weniger spektakulärem Rückgang der Todesrate verbunden. Der positive Aspekt einer Hormontherapie relativiert sich jedoch, wenn die Behandlung länger als 10 Jahre durchgeführt wird. Die Wissenschaftler errechneten für die Frauen mit Langzeit-Hormontherapie einen Anstieg der Brustkrebserkrankungen mit tödlichem Ausgang um 43 %.

Das überwiegend positive Studienergebnis ist jedoch nicht auf jede Frau übertragbar. Nach Meinung der Studienleiter sollten Frauen in der Menopause zusammen mit ihrem Arzt eine Risiko-Nutzen-Abwägung durchführen. Unter Berücksichtigung persönlicher Risikofaktoren ist zu entscheiden, ob für jede einzelne Frau die Prophylaxe von Brust- oder Gebärmutterkrebs oder von koronare Herzkrankheiten größere Bedeutung hat.

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