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Immunstimulanzien und -suppressiva: Was bringen sie wirklich?

Funktioniert das Immunsystem, bietet es dem Organismus einen optimalen Schutz gegen lebensbedrohliche Angriffe von außen, wie Infekte durch Bakterien, Viren oder Pilze. Störungen im Sinne einer mangelhaften oder übersteigerten Immunbereitschaft können dementsprechend schwerwiegende Folgen haben.

In dem Seminar "Immunologie" auf der Interpharm Hamburg ging Prof. Dr. Theo Dingermann, Frankfurt, unter anderem auf medikamentöse Maßnahmen zur Beeinflussung der Immunlage ein. Immundefizienzen lassen sich in primäre und erworbene Immundefekte einteilen. Zu den angeborenen Immunschwächen gehören so seltene Krankheiten wie die X-linked-A-gamma-Globulinämie.Häufiger sind erworbene Immundefizienzen, beispielsweise nach Virusinfekten, medikamentöser Immunsuppression oder bei chronisch-rezidivierenden Infekten, wie einem Herpes labialis. Überschießende Reaktionen äußern sich als Autoimmunkrankheiten oder als allergische Reaktion. Mit Immunstimulanzien oder Immunsuppressiva ist ein medikamentöser Eingriff möglich. Eine Unterdrückung der Immunreaktion ist laut Dingermann jedoch allemal leichter als eine Immunstimulation.

Immunsuppression: immer unspezifisch

Die Unterdrückung der Immunabwehr, z. B. mit Azathioprin, Cyclophosphamid oder Corticosteroiden, betrifft immer die unspezifische Ebene des Immunsystems. Als eines der wichtigsten Immunsuppressiva bezeichnete Dingermann das Cyclosporin. Es verhindert über den Angriff an das intrazelluläre Protein Cyclophilin die Synthese von Interleukin-2 und Gamma-Interferon speziell in T-Zellen. Ebenfalls bei Transplantationen eingesetzt wird der murine monoklonale Antikörper OKT 3. Er richtet sich gegen das CD-3-Epitop, das sich auf allen T-Zellen befindet, und macht so einen Signaltransfer unmöglich.

Immunstimulation: spezifische Komponente mitstimulieren

Während über die Maßnahmen zur medikamentösen Immunsuppression weitgehend Einigkeit besteht, wird die Beeinflussung der Immundefizienz noch diskutiert. Zunächst gilt auch hier: Egal ob rekombinante Wirkstoffe, Synthetika oder Naturstoffe eingesetzt werden, beeinflußt wird, außer beim Impfen, das unspezifische Immunsystem. Deshalb gibt es auch kein bestimmtes Immunstimulans für definierte Indikationen. Der gewünschte Effekt tritt laut Dingermann nur dann ein, wenn eine spezifische Komponente mitaktiviert wird. Deshalb gebe es keinen großen Unterschied zwischen den "High-tech-Immunstimulanzien", wie Wachstumsfaktoren und den bereits seit langer Zeit verwendeten Arzneimitteln, wie Mistelextrakten. Alle diese Präparate stimulieren zweifelsfrei das Immunsystem. Bleibt die Frage offen, ob der Patient tatsächlich davon profitiert.

Die Bohne als Mistel

Keinen Zweifel ließ Dingermann daran, daß pflanzliche Immunstimulanzien das Immunsystem auf Trab bringen können. Untersuchungen an Sportlern haben beispielsweise für Echinacea-Extrakte einen eindeutig positiven Einfluß auf die immunologischen Parameter gezeigt. Ob sich daraus auch ein genereller prophylaktischer Effekt beispielsweise für Erkältungskrankheiten ableiten läßt, bleibt offen. Wer allerdings, so Dingermann, einmal gute Erfahrungen mit diesem Präparat gemacht hat, wird immer wieder davon profitieren. Ähnliches gelte auch für die Mistel. Dingermann betonte, daß es sich dabei nicht um ein Tumorpräparat, sondern um ein Immunstimulans handle. "Daß das die Mistel ist, ist allerdings reiner Zufall", meinte er. Die Lektine, denen der immunstimulierende Effekt nachgesagt wird, sind ebenso in Bohnen enthalten.

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