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Hauen und Stechen

So richtig Ruhe war eigentlich noch nie zwischen den beiden Berufsgruppen, die sich um Arzneimittel fürs Krankenhaus kümmern. Seit rund siebzehn Jahren - als die Versorgung von Krankenhäusern von Gesetzes wegen neugeordnet wurde und seit neben den Krankenhausapothekern auch krankenhausversorgende Offizinapotheker Kliniken mit Arzneimitteln versorgen dürfen - knistert es zwischen den beiden Ausrichtungen des Apothekerberufs. Insbesondere die Krankenhausapotheker sahen in den Krankenhausversorgenden von Anfang an eine Art Konkurrenz, die ihnen ihre Aufgabe streitig macht - und dabei auch noch kräftig hinzuverdient. Mittlerweile knistert es nicht mehr, es kracht. Hugo Krämer, seines Zeichen Präsident des Bundesverbandes Deutscher Krankenhausapotheker - ADKA hat zum Halali auf die krankenhausversorgenden Apotheker geblasen. Völlig ungeschminkt fordert er in seinem Editorial der Zeitschrift "Krankenhauspharmazie" (Ausgabe 8/1997) quasi die Abschaffung der Krankenhausversorger und eine Änderung von § 14 Apothekengesetz. Krankenhausversorgende Offizinapotheker seien zur Versorgung der Krankenhäuser entbehrlich, meint der ADKA-Boss und hält den Apothekerinnen und Apothekern, die sich aus ihrer Offizin heraus um die Arzneimittellieferungen ins Krankenhaus sorgen, eine lange Liste an Anschuldigungen unter die Nase. Krankenhausversorger vermischten die Vertriebswege, gefährdeten die Arzneimittelpreisverordnung, könnten Krankenhausware in andere Handelskanäle abfließen lassen und stellten so sogar eine Gefahr für die Arzneimittelsicherheit dar. Diese Vorwürfe drehen die krankenhausversorgenden Apotheker nun allesamt um und geben sie zurück. In Kreisen des Bundesverbands der krankenhausversorgenden Apotheker werden bereits Stimmen laut, die in der Krankenhausapotheke einen aussterbenden Dinosaurier sehen, überdimensioniert und schwerfällig, und die ADKA als industriesubventionierten Club bezeichnen. Außerdem: Krankenhausapotheker zahlen für ihre Umsätze keinen Kammerbeitrag. Allein vor diesem Hintergrund müßten auch die Kammern daran interessiert sein, daß öffentliche Apotheken Kliniken versorgen. Ursachen der ADKA-Attacke sind möglicherweise Existenzängste auf Seiten der Krankenhausapotheker. Krankenhausapotheken - so leistungsfähig sie auch sein mögen - stellen in Anbetracht des enormen Kostendrucks, unten dem sich viele Kliniken sehen, einen beträchtlichen Kostenfaktor fürs Krankenhausbudget dar. Manche Kliniken erwägen bereits die zentrale Versorgung mehrerer Häuser durch eine Zentral(krankenhaus)apotheke. Im Interesse unseres kleinen Berufsstands und der Arzneimittelsicherheit: Hoffentlich wird diese Episode des Sommertheaters möglichst bald ad acta gelegt. Peter Ditzel

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