Arzneimittel und Therapie

Prostaglandinderivate: Latanoprost zur Glaukomtherapie

Das Prostaglandin-F2a-Analogon Latanoprost ist ein neues potentes Antiglaukomatosum, das nur einmal täglich in Form von Augentropfen appliziert werden muß.

Der potentielle Nachteil ist die mögliche Irisverfärbung, vor allem von mischfarbigen Iriden mit Braunanteilen. Systemische Nebenwirkungen sind nicht bekannt. Latanoprost ist seit Anfang Juli 1997 in Deutschland auf dem Markt. Ein erhöhter Augeninnendruck kann unter anderem durch eine Veränderung in der Durchlässigkeit des Trabekelmaschenwerkes, wie sie Pilocarpin bewirkt, gesenkt werden. Neben dem Abfluß durch das Trabekelmaschenwerk und den Schlemmschen Kanal existiert ein Kammerwasserabfluß durch den Ziliarmuskel über die Lederhaut (Sklera). Die Flüssigkeit diffundiert zwischen den Ziliarmuskelfasern in den supraziliaren und suprachoroidalen Raum. Diesen Weg nehmen etwa 10% bis 20% des Kammerwassers. Das neue Prostaglandinanalogon Latanoprost (Xalatan®) verbessert diesen sogenannten uveo-skleralen Abfluß und senkt damit den intraokularen Druck deutlich. Der Wirkungsmechanismus von Latanoprost macht die Substanz zu einer guten Ergänzung für bisherige Antiglaukommittel. In mehreren Studien wurde der additive Effekt von Latanoprost in Kombinationen mit anderen den Augeninnendruck senkenden Medikamenten nachgewiesen. Geeignete Kombinationspartner sind Timolol und andere topische Betablocker-Zubereitungen, Pilocarpin und Dipivefrin. Die dadurch zusätzlich erzielten Drucksenkungen bewegen sich zwischen 14% (Pilocarpin), 19% bis 28% (Dipivefrin) und bis zu 37% (Timolol). Dabei ist zu beachten, daß eine Kombinationstherapie, bei der Latanoprost nur einmal täglich appliziert wird, den Augeninnendruck durchschnittlich deutlicher senkt als die zweimal tägliche Gabe von Latanoprost. Ein Vorteil von Latanoprost ist die einmal tägliche Anwendung am Abend. Betablocker-Zubereitungen müssen zwei- bis dreimal täglich verabreicht werden, andere Antiglaukomatosa sogar drei- bis viermal täglich.

Der gravierendste Nachteil von Latanoprost, der sich bisher zeigte, ist die Möglichkeit einer verstärkten Pigmentation der Braunanteile in der Iris. Darüber müssen die Patienten vor der Verschreibung des Medikamentes eingehend aufgeklärt werden. Der Patient muß für sich entscheiden, ob er diese Nebenwirkung akzeptieren will. Wenn er das Risiko einer permanenten Änderung der Irisfarbe nicht eingehen will, so kommt dieses Präparat für ihn nicht in Frage. Rund 30% der blau-braunen, grau-braunen, grün-braunen und gelb-braunen Iriden sind von einer Pigmentveränderung hin zu dunkleren Brauntönen betroffen. In blauen und rein braunen Augen ist dieser Prozentsatz deutlich niedriger: Er wird auf 10% bis 15% geschätzt. Systemische Nebenwirkungen von Latanoprost sind bisher nicht beobachtet worden, auch dann nicht, wenn die Patienten das Präparat mehrmals täglich applizierten und somit die mehrfache Menge der üblichen Dosis von 1,5 mg pro Auge eingebracht wurde. Die durch Resorption in die Blutbahn gelangenden Prostaglandine, so auch Latanoprost, werden nämlich umgehend biologisch inaktiviert und metabolisiert. Klinisch relevante systemische Nebenwirkungen sind daher nicht zu erwarten.

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