Prisma

Raus aus der Politik: Rein in den Verband

""""Politiker und Fachexperten der Bonner Politszene wechseln immer häufiger die Seiten. Begehrtester Wirtschaftszweig ist das Gesundheitswesen. Dabei verfallen keineswegs nur ausgediente Akteure dem Sog dieser kapitalkräftigen Branche."

Der "Welt"-Kolumnist und -Redakteur Kurt Kieselbach analysiert in einem Beitrag das "Switching" von Politikern hin zu Gesundheitsverbänden, das in den letzten Jahren immer häufiger festzustellen ist. Derzeit, so ergab seine Recherche, stehen vier Ex-Abgeordnete, Staatssekretäre und eine lange Liste ehemals meist gut bezahlter Beamter oder Angestellter auf den Gehaltslisten der Gesundheitsverbände. Wie Kieselbach herausfand, sind die "Jobs finanziell attraktiv, in Einzelfällen werden 400000 DM pro Jahr gezahlt." Die Verbände versprechen sich von den Ex-Politikern ein politisches Know how, Beziehungen und damit mehr Einfluß auf die Politik. Jüngstes Beispiel: Der Wechsel des haushaltspolitischen Sprechers der FDP-Bundestagsfraktion, Wolfgang Weng zum Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) als Hauptgeschäftsführer zum 1. Juli 1998. Bereits in den Diensten des BPI ist die frühere Vizevorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Uta Würfel, und Peter Dewein als BPI-Geschäftsführer, der 1996 aus der rheinland-pfälzischen Landesregierung zum BPI wechselte. Beim Verband der Forschenden Arzneimittelhersteller (VFA) findet sich seit 1. März 1997 die parlamentarische Staatssekretärin aus dem Bundesministerium für Bildung und Forschung, Cornelia Yzer, als Hauptgeschäftsführerin. Seit 1979 ist Mark Seidscheck als Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller (BAH) tätig, der früher im Büro der parlamentarischen Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion als Leiter arbeitete. Bei den Apothekern trifft man seit 1995 auf den früheren CDU-Abgeordneten Paul Hoffacker als Geschäftsführer der ABDA. Hoffacker war gesundheitspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und maßgeblich am Zustandekommen des Gesundheitsstrukturgesetzes beteiligt. Die Apothekerinteressen in Bonn vertritt die frühere Mitarbeiterin des FDP-Abgeordneten Dieter Thomae, Frau Ruth Heintskill.

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