Die Seite 3

Editorial

Trends?

Alles ist im Fluß - das wußte schon der alte Heraklit. Gerade die letzten Tage zeigten, daß dieses geflügelte Wort auch für die Pharmazie unserer Tage zutrifft. Nur ein paar Beispiele dafür:

Eine neue Ausbildungsordnung für das Pharmaziestudium wird zur Zeit diskutiert und vorbereitet. Einzelheiten hierzu wurden noch nicht bekannt, man hörte jedoch, daß die Kommission darüber nachdenkt, einige neue zukunftsweisende Fächer in den Ausbildungskatalog mit aufzunehmen, so z. B. Krankheitslehre, Pharmakotherapie, Anatomie und Pathophysiologie und vor allem Klinische Pharmazie. In Halle wartet man nicht darauf. Professor Schröder ist sich sicher, daß die Ausbildung in Richtung Klinische Pharmazie der Trend der nächsten Jahre ist, und bietet seinen Pharmaziestudierenden schon heute die Möglichkeit, Pharmakotherapie am Krankenbett zu erfahren. Das "patientenorientierte Pharmakologiepraktikum" auf freiwilliger Basis kommt bei den Studenten hervorragend an.

Während dieser Trend den Weg in die pharmazeutische Zukunft sichern wird, könnten uns Bestrebungen von verschiedenen Seiten, den Arzneiversandhandel sowie den Fremd- und Mehrbesitz in Deutschland einzuführen, den Weg in die Zukunft verbauen. Da ist vor allem der smarte BKK-Vordenker Schulte, der seine Versicherten am liebsten über Versandhändler mit Arzneimittel versorgen und die Apotheken weitgehend abschaffen möchte. Da ist die Londoner Versandapotheke EMS, die nach wie vor kräftig in Publikumszeitschriften für ihre Dienste wirbt oder über redaktionelle Beiträge werben läßt, da ist der Europakommissar Bangemann, der nicht locker läßt, seine Träume von einem freien Versandhandel auch mit Arzneimitteln zu verkünden, und da hat soeben die erste Kettenapotheke in unserem Nachbarland Holland ihre Türen geöffnet: die englische Boots-Kette wagte den Sprung über den Kanal, und die holländischen Behörden erlaubten die Niederlassung, obwohl dies nicht ganz im Einklang mit niederländischem Recht zu stehen scheint. Trends? Hoffen wir nicht.

Das NOG erlaubt den GKV-Versicherten auch, sich als Privatpatienten behandeln zu lassen und über die Kostenerstattung abzurechnen. Neuer Trend bei den Ärzten: Einige Mediziner drängen ihre Patienten, von dieser Möglichkeit Gebrauch zumachen - eine Gelegenheit, das geschmälerte Einkommen aufzubessern. Als patientenfeindlich bezeichnet der Bundesverband der pharmazeutischen Industrie auch Vorstellungen von Krankenkassen und Kassenärztlicher Bundesvereinigung, die Richtgrößen künftig nach Indikationsgebieten und Wirkstoffgruppen zu gliedern. Der Arzt müßte ein System an verschiedenen Arzneimittel- und Krankheitslisten durchforsten, was unübersichtlich und unpraktikabel sei. Die NOGs - der Trend in Richtung Managed Care ist da.

Ein Trend im Bereich der Therapie: Bei Demenzen, insbesondere vom Alzheimer-Typ, ist therapeutischer Nihilismus nicht angesagt. Zwar kann man heute (noch) nicht die Grunderkrankung behandeln, aber die zur Verfügung stehenden Stoffe können auf der Stufe pathogenetischer Mechanismen eingreifen - oft schon eine wertvolle Hilfe, das Leiden ein wenig zu lindern. Wie wichtig die Forschung hier ist, zeigt die Tatsache, daß immer mehr Menschen, da sie älter werden, davon betroffen sind.

Hoffen wir auf die guten Trends. Ihr Peter Ditze

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