Arzneimittel und Therapie

Acadesin: Bei Bypass-Operationen?

Eine Meta-Analyse von mehr als 4000 Patientendaten zeigte, daß durch die intravenöse Gabe des Purinderivats Acadesin während einer Bypass-Operation die perioperative Myokard- sowie die Herztodrate gesenkt und diverse kardiovaskuläre Parameter günstig beeinflußt werden.

Zwischen 1991 und 1994 wurden fünf große Studien durchgeführt, in denen der Einfluß von Acadesin auf kardiovaskuläre Ereignisse bei einer koronaren Bypass-Operation untersucht wurde. Die multizentrischen, doppelblinden, randomisierten und plazebokontrollierten Studien wurden an 81 medizinischen Kliniken in den USA, Kanada und Europa durchgeführt. Insgesamt konnten die Daten von 4043 Patienten ausgewertet werden:
• 2031 Probanden hatten eine Plazeboinfusion erhalten,
• 2012 Teilnehmer Acadesin (0,1 mg/kg und min während 7 Stunden). Die Patienten beider Gruppen wiesen ähnliche demographische Daten und vergleichbare Krankengeschichten auf und hatten sich denselben präoperativen Untersuchungen unterzogen. In einer Meta-Analyse wurden die Studienergebnisse nach folgenden Kriterien ausgewertet:
• Inzidenz eines perioperativen Myokardinfarkts und eines innerhalb von vier Tagen eintretenden Herztods,
• Häufigkeit eines Schlaganfalls und
• unerwünschte Wirkungen der Therapie. Zusätzlich wurde ermittelt, wie häufig mehrere kardiovaskuläre Ereignisse (Myokardinfarkt, Herztod, Schlaganfall) zusammen auftraten.

Ergebnisse

Die statistische Auswertung führte zu folgenden Resultaten:
• Acadesin senkte die Häufigkeit eines perioperativen Myokardinfarkts um 27% von 4,9% auf 3,6% (relatives Risiko 0,69; 95% Konfidenzintervall 0,51–0,95; P = 0,02).
• Die Inzidenz eines postoperativen Herztodes (bis zu vier Tage postoperativ) wurde durch die Gabe von Acadesin um 50% gesenkt; in der Verumgruppe waren 13, in der Plazebogruppe 26 Todesfälle aufgetreten (relatives Risiko 0,52; 95% Konfidenzintervall 0,27–0,98; P = 0,04).
• 47 Patienten der Plazebogruppe und 32 Patienten der Verumgruppe hatten einen Schlaganfall erlitten; somit wurde unter Acadesin die Häufigkeit eines Schlaganfalls von 2,3% auf 1,6% gesenkt; dieser Unterschied war allerdings statistisch nicht signifikant (relatives Risiko 0,69; 95% Konfidenzintervall 0,44–1,08; P = 0,1).
• Die Häufigkeit aller kardiovaskulärer Ereignisse (d.h. Myokardinfarkt, Schlaganfall und postoperativer Herztod) konnte durch Acadesin um 26% von 7,6% auf 5,6% reduziert werden (relatives Risiko 0,73; 95% Konfidenzintervall 0,57–0,93; P = 0,01).
• Unerwünschte Wirkungen traten in beiden Gruppen ungefähr gleich häufig auf (Plazebogruppe 9,0%; Verumgruppe 9,1%). Nach der Acadesin-Infusion kam es kurzfristig zu einer Erhöhung der Serumharnsäure.
• Unter Acadesin sank die Zahl der Todesfälle während der ersten vier Tage nach einem Herzinfarkt um 89% von 13,3% (13 Todesfälle bei 98 Myokardinfarkten in der Plazebogruppe) auf 1,4% (1 Todesfall bei 71 Myokardinfarkten in der Verumgruppe; P = 0,003).
• Durch Acadesin wurde die linksventrikuläre Herzfunktion verbessert, was sich unter anderem darin zeigte, daß Patienten der Verumgruppe postoperativ weniger häufig aufgrund einer Herzinsuffizienz behandelt werden mußten.

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