Bericht

Gehaltsgefüge: Zulagen nicht

Die tarifpolitischen Vorstellungen des sächsischen Apothekerverbands (SAV) standen im Mittelpunkt einer Diskussion zwischen Arbeitgebern und Angestellten, einer Veranstaltung im Rahmen des Apothekertags und der Interpharm in Leipzig.

Im vergangenen Jahr hatte der SAV durch seinen Austritt aus dem Arbeitgeberverband Deutscher Apotheker (ADA) für Schlagzeilen gesorgt. Friedemann Schmidt bezeichnete aus Sicht der Leiter das Konzept des SAV als Angebot zu Verhandlungen. Magdalene Linz warb aus Sicht der Angestellten für einheitliche Lösungen auf Bundesebene. Margareta Ewers plädierte für die PTAs für moderne, zeitgemäße Tarifstrukturen. Nach Worten von Friedemann Schmidt, Sprecher der Arbeitsgruppe Tarife des SAV, war es den Apothekenleitern wichtig, von einer rein von den Berufsjahren abhängigen Vergütung weg- und hin zur Berücksichtigung von fachlichen Qualifikationen zu kommen. Wer sich nicht regelmäßig fort- und weiterbilde, solle nicht automatisch in höhere Tarifgruppen aufrücken. Schmidt wehrte sich gegen den Vorwurf, es gehe den sächsischen Leitern ausschließlich um Kostensenkung, die sei mit den Vorschlägen nicht zu erwarten. Neben der genannten Anhebung des Qualifikationsniveaus gebe es zudem einen sozialen Aspekt. So sehe ein strukturverändernder Ansatz eine höhere Entlohnung im jüngeren Lebensalter, in der durch Haushaltsgründungen hohe Kosten anfielen, vor, zu Lasten der älteren Mitarbeiter. Schmidt nannte den Bundesverband der Angestellten in Apotheken (BVA) als Partner für die Vertragsverhandlungen. Er schlug die Übernahme der Kosten durch die Leiter für die von ihnen selbst gestalteten Seminare vor, kennzeichnete dies jedoch ausdrücklich als seine persönliche Meinung.

BVA: Gegen Wildwuchs bei Tarifen

Bewegung bei alten Tarifstrukturen sei nötig, die sächsischen Arbeitgeber könnten jedoch nicht einseitig durch einen Austritt Fakten schaffen und auf Verhandlungen mit dem BVA hoffen. Dies sagte die Vorsitzende des BVA Magdalene Linz. Da es sich um einen relativ kleinen, überschaubaren Berufsstand handele, müsse auf Bundesebene über Änderungen verhandelt werden. Ansonsten drohe ein "Wildwuchs" bei den Tarifverträgen je nach Bundesland, was konkret Probleme etwa beim Umzug bewirke, aber auch grundsätzlich unter dem Blickwinkel des Mitarbeiterschutzes bedenklich sei. Andere Branchen mit höheren Mitarbeiterzahlen wie die chemische Industrie hätten gezeigt, daß moderne Flächentarifverträge möglich seien. Linz forderte den SAV auf, gute Ideen wie die Berücksichtigung von fachlichen Qualifikationen der Mitarbeiter bei den Arbeitgebern bundesweit einzubringen. Schmidt deutete daraufhin Kritik an der Interessensvertretung der Arbeitgeber auf Bundesebene (ADA) an, ohne diese allerdings zu präzisieren, und begründete so den sächsischen Alleingang. Linz lehnte es jedoch ab, ausschließlich auf die Qualifikation zu setzen und die Lebenserfahrung der Mitarbeiter und den daraus folgenden Nutzen für die Apotheke völlig auszuschließen.

Linz: Schutz für BVA-Mitglieder

Die BVA-Vorsitzende erinnerte kurz an die rechtliche Situation. Demnach gilt bis Ende 1998 der Bundesrahmentarifvertrag, dieser laufe - bei Ausbleiben einer Kündigung - anschließend jedoch weiter. Der derzeit gültige Gehaltstarifvertrag in Sachsen ende 1997. Wie Linz sagte, gibt es einen Tarifschutz nur für BVA-Mitglieder sowie für diejenigen, die in ihren Verträgen einen Bezug darauf haben.

PTAs offen für Neuerungen

Margareta Ewers vom Bundesverband der pharmazeutisch-technischen AssistentInnen konstatierte überholte Tarifstrukturen und plädierte für moderne Honorierungsgefüge. Sie sah durchaus positive Ansätze bei dem sächsischen Vorschlag. Der BVpta wolle gern mit dem BVA gemeinsam agieren. Kompromisse seien angebracht, ein Verweigern des BVA als Verhandlungspartner des SAV stieß bei der PTA auf Kritik.

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