DAZ aktuell

Verordnungsrückgänge: Beeinflussen Selbstmedikation

Der Selbstmedikationsmarkt in der Bundesrepublik ist im vergangenen Jahr auf 8,6 Milliarden Mark angewachsen. Allerdings verlief die Entwicklung in diesem Marktsegment 1996 uneinheitlich.

Während es in den ersten neun Monaten zu einem Anstieg gekommen sei, sei die Abgabe von Selbstmedikationspräparaten in Apotheken im vierten Quartal gesunken, hieß es auf Anfrage der DAZ-Apotheker Zeitung beim Bundesfachverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) in Bonn. In diesem Verband, der die Selbstmedikationsindustrie repräsentiert, wird ein Zusammenhang mit der im vergangenen Herbst zugespitzten Diskussion um Überschreitungen der Arzneimittelbudgets und dem deutlichen Rückgang ärztlicher Verordnungen gesehen. In der Folge seien auch die Apothekenbesuchsfrequenz und dadurch die Zahl möglicher Zusatzkäufe gesunken. Der in diesen Tagen veröffentlichten BAH-Broschüre zum Selbstmedikationsmarkt 1996 ist zu entnehmen, daß im Gegensatz dazu Drogerien und Verbrauchermärkte bei den freiverkäuflichen Präparaten zulegen konnten. Die Auswirkungen der geänderten Zuzahlungsregelung ab Juli dieses Jahres sind zur Zeit nur schwer abzuschätzen, so Uwe May, Referent für Gesundheitsökonomie und Statistik beim BAH, zur AZ. Seiner Einschätzung nach könnte es einen Vorzieheffekt geben, mit dem Patienten die um fünf Mark höheren Selbstbehalte umgehen wollten. Andererseits seien die höheren Zuzahlungsbeträge positiv für den Selbstmedikationssektor, da viele Arzneimittel dann entweder ganz unter der Grenze lägen oder nur knapp darüber. Vorstellbar sei daher, daß sich Patienten angesichts nur geringer Differenzen zur Zuzahlung einen zeitintensiven Arztbesuch überlegen würden und direkt die Apotheke aufsuchten. Jedoch sei auch denkbar, daß bei denjenigen Patienten, die durch die Verschreibung mehrerer notwendiger Medikamente relativ hohe Zuzahlungen leisten müßten, das Geld für Zusatzkäufe fehle.

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