Arzneimittel und Therapie

Interferon: Therapie des malignen Melanoms

Bisher konnte noch keine zufriedenstellende Therapieform für das metastasierte Melanom gefunden werden. Jetzt scheint möglicherweise ein Fortschritt in Richtung einer wirksamen adjuvanten Therapie gelungen zu sein.

Das durch Mutation in den Melanozyten entstehende maligne Melanom ist zwar weniger häufig als die meisten anderen Karzinome der Haut, hat diesen gegenüber jedoch eine deutlich schlechtere Prognose, da es bereits früh lymphogen massiv metastasiert. In Europa beträgt die Inzidenz ungefähr vier pro 100000 Einwohner, während sie in Australien und Neuseeland zehnmal höher ist. Das maligne Melanom nimmt weltweit zu. In den USA rechnet man mit einer jährlichen Zuwachsrate von 6%. Zudem hat sich die Letalität in den vergangenen Jahren verdoppelt. Im allerfrühesten Stadium (Stadium I) läßt sich das maligne Melanom durch Operation meistens heilen, für die metastasierten Stadien ist jedoch noch keine wirksame Therapie bekannt. Mit dem wirksamsten Zytostatikum, dem Dacarbazin, erzielt man eine objektive Ansprechquote von nicht einmal 20%. Dennoch ließ sich durch Monochemotherapie reproduzierbar eine Zweijahres-Überlebensrate von 8% und eine Fünfjahres-Überlebensrate von 2% erzielen. Mit einer kombinierten Therapie aus Interferon alpha plus Chemotherapie wird eine Zweijahres-Überlebensrate von 25% und eine Fünfjahres-Überlebensrate von immerhin noch 10% erreicht. Nun veröffentlichte die Eastern Cooperative Oncology Group in Pittsburgh, USA, beeindruckende Ergebnisse einer Studie mit hochdosierter Gabe von Interferon alpha-2b (Intron® A) über ein Jahr. Die Studie umfaßte 280 Hochrisikopatienten mit einem fortgeschrittenem Primärtumor von bis zu 4 mm Dicke oder mit regionalen Lymphknotenmetastasen. Die Teilnehmer wurden randomisiert entweder der Behandlungsgruppe (n=143) oder der Kontrollgruppe (n = 137) zugeteilt. Die Interferondosis betrug initial 20 Mio I.E. /m" intravenös an fünf Tagen in der Woche über vier Wochen, anschließend 10 Mio I. E./m" subkutan an drei Tagen in der Woche über 48 Wochen. Die mittlere Nachbeobachtungszeit betrug 6,9 Jahre. In dieser Zeit kam es in der Interferongruppe zu einer signifikanten Verlängerung sowohl der rezidivfreien Zeit (1,7 Jahre gegenüber 1,0 Jahre in der Kontrollgruppe) als auch der Gesamtüberlebenszeit (3,8 Jahre gegenüber 2,8 Jahre in der Kontrollgruppe). Die Überlebensrate nach fünf Jahren lag in der Interferongruppe bei 46%, verglichen mit 37% in der Kontrollgruppe. Damit wurde erstmalig eine die ereignisfreie wie auch die Gesamtüberlebenszeit signifikant verlängernde Therapie nach stadiengerechter Resektion des malignen Melanoms dokumentiert. Aus der Subgruppenanalyse ergab sich, daß Patienten mit Lymphknotenmetastasen besonders von der Interferontherapie profitierten. Aufgrund der ungewöhnlich hohen Dosierung traten bei einem größeren Prozentsatz der Patienten unerwünschte Effekte auf, die vor allem in den ersten Behandlungsmonaten eine Dosisreduktion um 50% erforderlich machten. Außerdem mußte bei einem Viertel der Patienten die Therapie abgebrochen werden. Am häufigsten wurden grippeähnliche Allgemeinsymptome angegeben, seltener waren hämatologische, neurologische und hepatotoxische Nebeneffekte zu registrieren. Klinische Studie in Deutschland geplant In Deutschland wird daher eine klinische Studie mit der Hälfte der Dosierung in der Anfangsphase der Therapie geplant, so daß 10 Mio I. E./m2 Interferon alpha-2b nicht überschritten werden. Diese niedrige Initialdosis soll Therapieabbrüche weitgehend ausschließen und die Compliance der Patienten verbessern. Da ein ähnlich langer Beobachtungszeitraum wie in der Pittsburgh-Studie notwendig ist, werden die Ergebnisse erst im nächsten Jahrtausend vorliegen.

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