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Weltgesundheitstag: Erwachsene nur unzureichend geimpft

Auch die Bundesrepublik Deutschland ist akut gefährdet durch die weltweite Ausbreitung von Infektionskrankheiten, so Professor Hans-D. Pohle am 7. April auf einer gemeinsamen Veranstaltung des Bundesgesundheitsministeriums sowie der Bundesvereinigung für Gesundheit anläßlich des Weltgesundheitstags.

Die Auslandsreisen vieler Deutscher sowie Flüchtlingsströme sind nur zwei Ursachen dafür, sagte der ehemalige Präsident der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie. Auf derselben Veranstaltung wies der Direktor des Berliner Robert-Koch-Instituts Professor Reinhard Kurth darauf hin, daß multiresistente Erreger das Problem der 90er Jahre darstellten.
Die Infektiologen riefen dazu auf, die notwendigen Auffrischungen der "Kinderkrankheiten" Mumps, Masern, Röteln, Keuchhusten oder Poliomyelitis bei Erwachsenen vorzunehmen. Aufklärung, Vorbeugung und Schutzimpfungen müßten in der Bundesrepublik intensiviert werden. Professor Pohle nannte drei Hauptgründe für die Ausbreitung von Infektionskrankheiten. Langfristig komme es durch globale klimatische Veränderungen zu Erwärmungen, Überschwemmungen oder Dürren und deren Auswirkungen auf die Umwelt. Zum anderen gebe es die verschiedenen Reaktionen der Mikroorganismen wie den Erwerb neuer Pathogenitätsfaktoren (EHEC- , Diphtherie-Bakterien), schnelle Resistenzentwicklung bei weitverbreiteten Erregern wie Staphylo-, Entero- oder Pneumokokken gegenüber Antibiotika oder Artensprünge auf den Menschen, was die Ebola- und HI-Viren gezeigt hätten.
Dazu kämen die durch Menschen selbst ausgelösten Veränderungen, die in natürliche Vorgänge vor allem durch Massenphänomene eingriffen, wie zum Beispiel Flucht und Vertreibung, Prostitution, Slums, Massenverpflegung, Massentourismus, Massentierhaltung, Tiermassenfutter, Einsatz von Insektiziden. Der Wissenschaftler forderte den Ausbau der Infektiologie an den Hochschulen und den Einsatz ausgebildeter Fachleute auf allen Ebenen bis hin zu den Ministerien und der Verwaltung. Zudem müsse die Aufklärung verstärkt werden. Er verwies auf die drohende Gefahr von Einschleppungen zum Beispiel der Diphtherie aus den GUS-Staaten, wo eine Epidemie mit besonders virulenten Formen dieser bakteriellen Infektionskrankheit herrsche. Der Mikrobiologe warb nachdrücklich für eine stärkere Impfbeteiligung der Bevölkerung. Die meisten Erwachsenen hielten ihren Schutz irrtümlich für ausreichend und vergäßen die Auffrischungen der Impfungen aus dem Kindesalter.

Mangel an Fachleuten

Die ungenügende Zahl von ausgebildeten Infektiologen in Deutschland kritisierte Professor Reinhard Kurth vom Robert-Koch-Institut (RKI). Noch in diesem Monat solle die neue Kommission berufen werden, die unter Vorsitz des RKI den vorhandenen Sachverstand bündeln solle. Er bemängelte darüber hinaus zum Beispiel den unkritischen Einsatz von Antibiotika, die teilweise von den Ärzten zu häufig eingesetzt würden. Abzulehnen ist laut Kurth darüber hinaus der mißbräuchliche Einsatz dieser Präparate bei der Tieraufzucht. Dies sei allerdings ein europaweites Problem, hier helfe ein nationaler Alleingang nur wenig, wenn nicht auch die europäischen Nachbarländer die Gabe von Antibiotika im Massentierfutter oder bei der Aufzucht streng regelten.

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