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Venenleiden: Kompression und Phytopharmaka

In den westlichen Industrieländern leidet etwa die Hälfte der Bevölkerung an irgendeiner Form von venösen Erkrankungen. Trotzdem wird die Venopathie als marginales Problem eingestuft, häufig bagatellisiert und bei der medizinischen Ausbildung vernachlässigt.

Ein Presseworkshop widmete sich daher dem volkswirtschaftlichen Stellenwert dieser Erkrankung, ihrer Differentialdiagnose und dem therapeutischen Vorgehen nach aktuellen Erkenntnissen. Von einer Bagatellerkrankung kann man eigentlich nicht sprechen, wenn man sich die Kosten ansieht, die Venenerkrankungen im Gesundheitssystem verursachen. Prof. Dr. med. Volker Wienert, Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie, nannte für das Jahr 1980 bereits eine Summe von 1,3 Mrd., die je zu einem Viertel durch Arznei- und Heilmittel, ambulante und stationäre Behandlung sowie soziale Lasten wie Arbeitsausfälle entstanden sei. Die aktuellen Kosten, die durch Beinvenenleiden verursacht werden, liegen mindestens zehnmal so hoch. Kompression - lästig, aber höchst wirksam Bei den Behandlung von Venenerkrankungen stehen allgemeine Maßnahmen am Anfang, beispielsweise die Vermeidung von Risikofaktoren und Bewegungsübungen. Unterstützend dazu sollte jedoch gleich mit der Kompression begonnen werden. Bei akuten Krankheitsbildern steht dabei der Verband im Vordergrund. Er bessert die Beschwerden und trophischen Störungen des Gewebes und bringt Ulzera zum Abheilen. Strümpfe dagegen sind das Mittel der Wahl bei Dauertherapie, sie erhalten den kompensierten Zustand. Stellenwert der Ödemprotektiva Trotz der nachweislich guten Wirkung der Kompressionstherapie trifft diese Behandlungsform bei den Patienten nur auf wenig Gegenliebe. Man schätzt, daß die Compliance unter 50% liegt, wobei natürlich die Schwere des Krankheitsbildes und damit des Leidensdruckes und auch die Jahreszeit mit den unterschiedlichen Außentemperaturen eine Rolle spielt. Ausschlaggebend kann auch sein, daß in 90% der Fälle die Strümpfe nicht fachgerecht vom Patienten angezogen werden und damit mehr Unbequemlichkeiten verursachen als eigentlich nötig. Prof. Dr. med. Curt Diehm (Ltd. Arzt der Inneren Abteilung im Klinikum Karlsbad-Langensteinbach) sieht vor diesem Hintergrund medikamentöse Ödemprotektiva als unumstrittene zweite Säule im Therapieregime an. Zwar könne man durch sie eine insuffiziente Vene nicht heilen, doch werden die Symptome der Rückflußstörung gebessert. Unter der Unzahl von Venenmitteln in der Roten Liste stellen allein die Roßkastaniensamenextrakt - Präparate (Dosierung 300 bis 625 mg/Tag) und die Oxerutine/Troxerutine (Dosierung 900 mg/Tag) Wirkstoffgruppen mit ausreichender experimenteller und klinischer Dokumentation dar. Beide reduzieren die erhöhte Kapillarpermeabilität, verringern Ödeme, verbessern die Mikrozirkulation und verhindern Ulzerationen. In klinischen Studien über 12 Wochen konnte eine signifikante Verringerung des Knöchelumfanges erreicht werden (60%), und auch die subjektiven Symptome wurden deutlich gebessert: schwere geschwollene Beine 47%, nächtliche Wadenkrämpfe 38,9%, Schmerzen 71,4%, Juckreiz 30,3%. Bei Vergleichen mit der Wirkung von Kompressionsstrümpfen zeigte sich, daß die Ödemprotektiva diesen durchaus ebenbürtig waren, der Wirkungseinsatz allerdings etwas zögerlicher begann. Diehm wertet deshalb die Ödemprotektiva bei einer schlechten Compliance der Kompressionstherapie als eine echte Behandlungsalternative, optimal sei die Kombination beider Therapieprinzipien. Topika dagegen seien zwar für den Patienten sehr angenehm, doch sei ihre Wirksamkeit nicht zweifelsfrei nachgewiesen. Hier ergebe sich die Linderung wohl auch aufgrund von kühlenden Effekten oder der Massage bei der Einreibu

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