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Rheuma: Immunologische Ursachen

Aus Sicht der Immunologie stellt sich Rheuma als eine Folge ungünstiger Immunantworten dar. Hierbei werden als extreme Pole möglicher Immunreaktionen die TH1-Antwort mit zellvermittelten Entzündungen und die TH2-Antwort mit Allergien und anderen Antikörper-vermittelten Immunantworten angesehen.

Während das Zytokin Interleukin 4 eher Allergien auslöst, provozieren Interleukin 1 und TNF-alpha Entzündungen. Die Einschätzung der Bedeutung einzelner Zytokine unterliegt zur Zeit noch laufenden Veränderungen. Aus den Grundprinzipien der Funktion der Zytokine lassen sich jedoch bereits die Schwierigkeiten denkbarer therapeutischer Eingriffe in das Regelwerk der Zytokine ableiten: Mehrere Zytokine können für die gleiche Funktion verantwortlich sein, so daß das Ausschalten einzelner Zytokine wirkungslos bleiben kann. Andererseits haben einzelne Zytokine mehrere Funktionen, die ggf. mit ausgeschaltet werden. Zudem entstehen Zytokine nicht allein im Immunsystem, sondern dienen auch einer weiterreichenden Signalübermittlung innerhalb des Körpers. Chronische unerwünschte Immunreaktionen wie Allergien oder Entzündungen entstehen durch die bei dem jeweiligen Reiz ungeeignete Antwort. Diese ist zu einem erheblichen Teil in genetischer Prädisposition begründet, die sich beispielsweise im genetischen Polymorphismus antigenpräsentierender Moleküle ausdrückt. Die großen genetischen Unterschiede innerhalb der Gesamtbevölkerung sind durchaus eine sinnvolle Strategie der Natur, durch die eine genetisch vielfältige Population gegenüber Krankheitserregern wesentlich stärker als Einzelpersonen oder isoliert lebende Populationen resistent ist. Zu klären bleibt die Frage, warum Entzündungen sich sogar gegen körpereigene Strukturen richten können, d. h. wie Autoimmunerkrankungen, z. B. Rheuma, entstehen. Eine These hierzu geht von der Erkenntnis aus, daß aktivierte T-Zellen grundsätzlich in alle entzündeten Zellen wandern, um dort nach den entsprechenden Antigenen zu "suchen". Wurden diesen Zellen bakterielle oder virale Antigene mit einer molekularen Antigenstruktur präsentiert, die körpereigenen Antigenen ähnelt, so kann sich die Immunreaktion gegen die körpereigenen Antigene richten. Demnach könnte eine zufällige Entzündung eine rheumatische Erkrankung auslösen, die sich in chronischem Zustand durch die freigesetzten Zytokine selbst weiter unterhält.

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