Die Seite 3

Kommentar AZ 18/96

Wie geht‚s den Apotheken?

Gut? Schlecht? Oder ≥so la la"? Na, auf keinen Fall ≥gut". Der gesamte Umsatz ist zwar gestiegen (um rund 4,5 % auf 45 Milliarden DM), die Umsatzrendite allerdings lag bei mageren 0,9 %, wie die in Berlin und Baden-Baden von der ABDA vorgestellten Zahlen für 1996 zeigen. Und die Apothekenhandelsspanne (die Differenz zwischen Ein- und Verkaufspreisen bezogen auf den Gesamtumsatz) liegt mittlerweile nur bei 27,9 %. Das sieht nicht rosig aus. Noch vor zehn Jahren lag sie übrigens bei 30 %. Auch im Vergleich zu anderen Branchen wie Uhren/Schmuck, Foto oder Parfümerie mit Handelsspannen um die 40 % liegen die Apotheken weit darunter. Wenn einer heute noch sagen würde, den Apotheken in Deutschland ginge es gut oder Apotheken seien ≥Goldgruben", der kennt die Zahlen nicht. Hinzu kommt: Die Tendenz scheint weiter nach unten zu gehen. Die geplanten massiven Zuzahlungserhöhungen ziehen den Kunden und Patienten das Geld aus der Tasche - da bleibt kaum noch Spielraum für Zusatzverkäufe und weitere Einkäufe in der Apotheke.
Die Lage ist also ernst - aber nicht hoffnungslos, wie es so schön heißt. Woher kann man das Fünkchen Hoffnung ableiten? Zum einen, meine ich, von dem großen Engagement der deutschen Apothekerinnen und Apotheker, wenn es darum geht, Rationalisierungsreserven aufzudecken, die Logistik zu verbessern und schließlich die Beratungsleistung und Betreuung der Kunden zu steigern, um sie an die Apotheke zu binden. Das Gebiet der Dienstleistungen wird ausgebaut, mittelfristig wird man darauf setzen, die Abhängigkeit von der GKV zu verkleinern und dafür die Selbstmedikation zu stärken.
Hoffnung resultiert allerdings auch aus dem Megatrend, daß in den nächsten Jahren das Geschäft mit der Gesundheit boomen wird. Ökonomen sind davon überzeugt, daß der Gesundheitsmarkt einer der wenigen Märkte sein wird, der in Zukunft Wachstum verspricht. Dieser Prognose will ich gerne zustimmen, nur: inwieweit profitiert die Apotheke von dieser Entwicklung?
Randerscheinungen auf dem Gesundheitsmarkt haben schon heute Hochkonjunktur, wie z.B. die Gesundheitsmesse Pro Sanita zeigte, die letzte Woche in Stuttgart stattfand. Erstaunlich, wofür Geld ausgegeben wird, um gesund zu bleiben oder zu werden. Angefangen bei fernöstlichen Medizinen und Meditationsmusik über die Abwehr von vermeintlichem Elektrosmog im Schlafzimmer und komplizierten Leitungswasserfiltern bis hin zu allem, was irgendwie die Vorsilbe ≥Bio" oder ≥Natur" trägt. Die Leute kaufen alles, um gesund zu bleiben. Geld ist also da. Nur in der Finanzlage der gesetzlichen Krankenversicherung wird es enger und enger.
Welche Position bleibt für die Apotheke, um am wachsenden Gesundheitsmarkt zu partizipieren? Das Geschäft mit den Randerscheinungen sollten Sie anderen überlassen. Die Apotheke kann sich noch stärker als bisher als seriöses Gesundheitszentrum profilieren, mit kompetenter Auskunft über alles, was mit Arzneimitteln zu tun hat. Und als zweite Schiene kommen die Dienstleistungen in Frage, zu denen auch Gesundheitstests gehören. Ich denke, das könnten z.B. Trends sein, damit es der Apotheke auch in zehn Jahren nicht schlechter geht als heute - vielleicht sogar wieder besser?
Peter Ditzel

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