Pharmaziestudium: Es fallen keine (!) ganzen Jahrgänge durch

An der Martin-Luther-Universität (MLU) in Halle müssen Pharmaziestudierende des 3. Semesters ein Antestat bestehen, damit sie am Praktikum des Fachs Arzneiformenlehre (AFL) teilnehmen dürfen. Mitte Oktober erschien auf einem Online-Newsportal ein Artikel, der sowohl die AFL-Lehrenden als auch die Studierenden an der MLU Halle in ein schlechtes Licht rückte. Eine Pharmaziestudentin schilderte darin verschiedene Anschuldigungen gegenüber den Dozenten. Laut ihr sei das Antestat für den Praktikumseintritt in der Arzneiformenlehre nicht schaffbar gewesen, abgefragte Lehrinhalte sollen nicht vermittelt und enormer psychischer Druck ausgeübt worden sein. Auch der Titel des Online-Artikels gab zu verstehen, dass nicht nur einzelne Studierende betroffen waren, sondern vermeintlich alle.

Die DAZ hat sowohl bei der Fachschaft der Pharmaziestudierenden als auch bei den Lehrenden an der MLU nachgefragt. Die Fachschaft stellt klar: „Als uns der Artikel erreichte, waren wir alle etwas geschockt. Der Beitrag ist ohne unser Wissen zu dem Sachverhalt erschienen.“ Die Studierenden erklären, dass ihrer Meinung nach vieles in der Meldung sehr dramatisch dargestellt worden sei und nicht den tatsächlichen Gegebenheiten entspreche. Der Lernstoff für das AFL-Antestat sei zwar umfangreich und die Prüfung nicht einfach, aber zumutbar. Andere Fächer seien ähnlich schwierig. 

Die Lehrenden zeigen sich ebenso bestürzt. Zwar sei es sehr schade, dass manche Studierende durchfielen. Es müsse aber auch sichergestellt werden, dass der Lernstoff beherrscht werde. Der Vorwurf, dass die abgefragten Lehrinhalte in der Vorlesung nicht behandelt würden, sei nicht richtig. Für die Dozenten ist es nicht nachvollziehbar, dass die Anschuldigungen über die Presse öffentlich gemacht wurden. So stünden ihre Türen den Studierenden jederzeit offen. Zudem hatte es auch die Möglichkeit zu einer Klausureinsicht gegeben.   

Antestat machbar und genug Praktikumsplätze

In dem besagten Artikel werden auch die Vorwürfe geäußert, dass die Zeit zur Beantwortung der Fragen zu knapp gewesen sei, dass sich das Studium für die Betroffenen um ein Jahr verlängere und der ganze Ablauf am Institut durcheinandergerate, weil die im Jahr zuvor durchgefallenen Studierenden die Praktikumsplätze besetzten.

Vertreter der Uni weisen auch diese Anschuldigungen zurück und erklären, dass das Antestat in der Regel zum Ende des 2. Fachsemesters stattfindet und es im Juli und September absolviert werden könne. Bestehe man diese zwei Prüfungsversuche nicht, hätten Studierende noch einmal zwei Versuche im Folgejahr. Die Bearbeitungszeit umfasse ohne Ausnahme immer 90 Minuten. Mit Blick auf die Durchfallquote hätten im Juli 2025 zwei Drittel der Studierenden bestanden. Beim Wiederholungstermin im September hätten allerdings nur drei weitere Studierende ihr Ergebnis über die Bestehensgrenze verbessern können. Laut der Uni gebe es auch keinen Mangel an Praktikumsplätzen. Diese stünden jährlich in ausreichender Zahl zur Verfügung und würden an den Bedarf angepasst. Die Fachschaft bestätigt dies und gibt zudem zu bedenken, dass solch eine Kommunikation über die Presse auch Folgen für andere Studierende nach sich ziehen kann. Etwa hätten sich auch manche der Sponsoring-Partner bei der Fachschaft gemeldet und nachgefragt, was es mit dem Artikel auf sich habe.

Indes bemüht sich auch die Institutsleitung des Institutes für Pharmazie an der MLU auf die Studierenden zuzugehen. So wurde ein Gespräch mit dem betreffenden Jahrgang angeboten und durchgeführt. Man habe angesprochen, dass man sich bei Problemen jederzeit an die Studienjahrgangssprecher, die Fachschaft oder direkt an die Lehrenden wenden könne und nicht den Weg über die Presse gehen müsse.