Wie gut schützt die RSV-Impfung?
RSV-Impfstoffe schützen vor allem ältere Menschen gut vor Erkrankungen durch das respiratorische Synzytial-Virus (RSV). Effektiv ist auch die maternale RSV-Impfung zum Schutz der Säuglinge nach Geburt – das ergab ein Cochrane-Review zu 14 randomisierten kontrollierten Studien an älteren Menschen (fünf Studien; 101.825 Teilnehmer*innen), Schwangeren (drei Studien; 12.010 Teilnehmerinnen), Frauen im gebärfähigen Alter (eine Studie; 300 Teilnehmerinnen), Säuglingen und Kindern (fünf Studien; 192 Teilnehmer*innen).
Präfusionsimpfstoffe und Postfusionsimpfstoffe gegen RSV
Präfusionsimpfstoffe enthalten das F-Protein (RSV-Präfusions-Glykoprotein-F-Antigen) in seiner Präfusionsform. Das F-Protein benötigen RS-Viren, um mit der menschlichen Zelle zu verschmelzen (fusionieren). Seine Präfusionsform ist durch ihre epitopenreiche Struktur immunologisch wirksam, und Antikörper gegen das Präfusions-Glykoprotein-F-Antigen blockieren effektiv das Eindringen des Virus in die menschliche Zelle.
Zugelassene RSV-Impfstoffe mit diesem Antigen sind Abrysvo® (Pfizer) und Arexvy (GSK). Ein weiterer in Deutschland zugelassener aktiver RSV-Impfstoff ist mRNA-basiert (mResvia®). Auch mResvia® (Moderna) immunisiert gegen das RSV-Präfusions-Glykoprotein-F-Antigen, das in den Körperzellen des Geimpften aus der mRNA in mResvia® synthetisiert wird.
Zudem gibt es ältere Ansätze zur Impfstoffentwicklung, die die Postfusionsform des F-Proteins adressieren, also die Form, die es nach Zellfusion einnimmt. Zugelassen ist kein Postfusionsimpfstoff gegen RSV, sie hatten nur eine schwache Immunogenität.
Präfusions-RSV-Impfstoffe schützen ältere Menschen gut
Bei älteren Menschen verringerten Präfusionsimpfstoffe – verglichen mit Placebo – RSV-assoziierte Erkrankungen der unteren Atemwege (z.B. Bronchitis, Lungenentzündung) mit einer Wirksamkeit von 77% (95%-Konfidenzintervall [KI] = 0,70 bis 0,83; Risikoverhältnis [RR] = 0,23; 95%-KI = 0,17 bis 0,30). Das heißt: Ohne Impfung erkrankten ältere Menschen etwa viermal häufiger.
Außerdem reduzierte eine aktive RSV-Impfung RSV-assoziierte akute Atemwegserkrankungen um 67% (95 %-KI = 0,60 bis 0,73; RR = 0,33; 95%-KI = 0,27 bis 0,40). Damit erkrankten ungeimpfte Menschen dreimal häufiger RSV-assoziiert als Geimpfte.
Die Cochrane-Autor*innen vertrauen den Studienergebnissen sehr: „Wir sind sicher, dass diese Zahlen den tatsächlichen Schutzeffekt der Impfung gut abbilden“ (hohe Vertrauenswürdigkeit der Evidenz), erklären sie.
Gut verträgliche Impfung bei Älteren
Keine oder kaum Unterschiede zwischen RSV-Impfung und Placebo gab es bei schweren unerwünschten Wirkungen sowie bei RSV-bedingter Sterblichkeit und Gesamtmortalität. Die Datenbasis ist bei diesen Punkten jedoch schwächer aussagekräftig (niedrige Vertrauenswürdigkeit der Evidenz).
Eine Studie hatte einen Postfusionsimpfstoff gegen RSV, also einen Impfstoff, der auf dem F-Protein nach Fusion basiert, versus Placebo bei älteren Menschen untersucht. Hinsichtlich RSV-assoziierten Erkrankungen der unteren Atemwege und RSV-assoziierten akuten Atemwegserkrankungen zeigte die Impfung jedoch keinen messbaren Schutz, die Impfwirksamkeiten lagen bei -0,37% (95%-KI = −1,96 bis 0,37; RR = 1,37; 95 %-KI = 0,63 bis 2,96) und -0,07% (95%-KI = −1,15 bis 0,47; RR = 1,07; 95%-KI: = 0,53 bis 2,15). Die negativen Werte deuten sogar darauf hin, dass in der Impfgruppe etwas mehr Fälle auftraten als nach Placebo (nicht statisch signifikant).
Säuglinge müssen nach mütterlicher Impfung seltener ins Krankenhaus
Wirksam ist dem Cochrane-Review zufolge auch eine mütterliche Impfung in der Schwangerschaft, um sodann den Säugling nach Geburt vor RSV-Erkrankungen zu schützen: „Die Impfung von schwangeren Frauen mit einem Impfstoff auf der Basis von RSV‐F‐Protein reduzierte bei den Säuglingen dieser Mütter RSV‐bedingte Atemwegserkrankungen um 54%, schwere RSV‐bedingte Atemwegserkrankungen um 74% und Krankenhausaufenthalte aufgrund von RSV bei Säuglingen um 54%“, fassen die Autor*innen zusammen. Wie auch beim Schutz der älteren Menschen sind sie „sicher, dass diese Zahlen den tatsächlichen Schutzeffekt der Impfung gut abbilden (hohe Vertrauenswürdigkeit der Evidenz)“. Gut ist auch die Verträglichkeit der RSV-Impfung. Datenbasis waren sowohl zugelassene als auch noch nicht zugelassene Impfstoffe.
RSV-Lebendimpfstoff überzeugt bislang nicht
Fünf placebokontrollierte Studien fanden die Cochrane-Autor*innen zudem zu attenuierten Lebendimpfstoffen bei Säuglingen und Kindern. Derzeit ist kein RSV-Lebendimpfstoff zugelassen. Die Daten überzeugen bislang nicht, die Impfwirksamkeit lag bei 26%, wenn es um medizinisch behandelte Atemwegserkrankungen jeglicher Ursache ging (95%-KI = −0,01 bis 0,46; RR = 0,74; 95%-KI: 0,54 bis 1,01). RSV-bedingte medizinisch behandelte akute Erkrankungen der Atemwege verringerten eine RSV-Impfung um 38% (95%-KI = −0,24 bis 0,69; RR = 0,62; 95%-KI = 0,31 bis 1,24). Insgesamt bleiben die Autor*innen „unsicher, ob RSV‐Lebendimpfstoffe Atemwegserkrankungen und RSV‐bedingte Erkrankungen bei Säuglingen und Kindern verringern“.
Eher unbefriedigend ist auch die Evidenz, wenn es um Frauen im reproduktiven Alter geht, die mit einem RSV-Impfstoff aus rekombinanten F-Nanopartikeln geimpft wurden. Verglichen mit Placebo ergab sich eine Impfeffektivität von 50% (95%-KI: = 0,08 bis 0,73; RR = 0,50; 95 %-KI = 0,27 bis 0,92) und kaum oder keine Unterschiede bei der RSV-Sterblichkeit oder Gesamtmortalität.
Das Fazit der Cochrane-Analyse: RSV-Präfusionsimpfstoffe verringerten RSV‐Erkrankungen bei älteren Erwachsenen. Die Babys von gegen RSV-Geimpften erkranken seltener schwer RSV-bedingt.