Pro, Prä, Syn, Post: Die Welt der Bakterienpräparate
„Bakterienpräparate sind Präparate, die lebende Bakterien enthalten“. Stimmt das? Prinzipiell ja. Wer sich entsprechende Arzneimittel und (die in weit größerer Zahl vorkommenden) Nahrungsergänzungsmittel anschaut, findet neben solchen mit der Bezeichnung Probiotikum, aber auch Prä-, Syn- und Postbiotika. Hier eine kleine Begriffsübersicht:
Probiotika – vom Joghurt zum Arzneimittel
Probiotika sind definiert als lebende Mikroorganismen, die – wenn sie in ausreichender Menge verabreicht werden – einen gesundheitlichen Nutzen für den Wirt haben (können). Der Begriff des „Probiotikums“ wurde Mitte des 20. Jahrhunderts geprägt und mit Bactisubil in Frankreich auch ein erstes Probiotikum zur Stabilisierung der Darmflora auf den Markt gebracht. Tatsächlich gibt es Probiotika allerdings bereits seit Tausenden von Jahren, denn sie entstehen natürlicherweise durch Fermentation von Lebensmitteln. Beispiele sind Sauerkraut, Kefir und Joghurt. Und letzterer hat Probiotika in den 1990er-Jahren auch populär gemacht. 1994 kam Actimel von Danone, begleitet von einer umfangreichen Werbekampagne, in Europa auf den Markt. Beworben wurde das Produkt als probiotisches Joghurtgetränk, das die Gesundheit fördert. Der darin enthaltene Bakterienstamm Lactobacillus paracasei ssp. paracasei sollte Danone zufolge eine positive Wirkung auf das Immunsystem haben. Die Werbung kam an – und bald tummelten sich weitere als Probiotika bezeichnete Lebensmittel in den Supermarktregalen (wo sie eigentlich als Joghurt und Kefir schon die ganze Zeit zu finden waren).
Das Positive am Hype um Actimel und Co.: Die Bedeutung des Darmmikrobioms für die Gesundheit rückte in den Fokus der Wissenschaft. Ein Fokus, der sich im 21. Jahrhundert noch verstärkt und mittlerweile auch zur Entwicklung einer Fülle von Arzneimitteln und Nahrungsergänzungsmitteln mit probiotischen Bakterien geführt hat.
Präbiotika – Futter für Bakterien
Bakterien müssen wie alle Lebewesen „gefüttert“ werden, um am Leben zu bleiben. Dieses Futter finden im Darm angesiedelte Bakterien in der Nahrung, die diesen Darm passiert. Besonders haben sie es auf unverdauliche Nahrungsbestandteile, also Ballaststoffe abgesehen. Inulin, Oligofruktose, resistente Stärke und weitere Ballaststoffe sind in pflanzlichen Nahrungsmitteln reichlich enthalten – können aber natürlich auch in Form von Kapseln, Pulver und Co. zugeführt werden. So bieten z. B. Institut Allergosan mit Omni Logic® Plus oder Symbiopharm mit Symbio® Intest Präbiotika an. Omni Logic® Plus enthält Vitamine und Mineralstoffe, kurzkettige Kohlenhydrate, Fructo-Oligosaccharide und Galacto-Oligosaccharide und soll damit nützliche Darmbakterien wie Akkermansia muciniphila und Faecalibacterium prausnitzii „füttern“. Symbio® Intest arbeitet mit resistenter Stärke, die in dem Präparat mit Biotin kombiniert ist.
Synbiotika – Bakterien plus Bakterienfutter
Um es Apothekenkundinnen und -kunden noch einfacher zu machen, können probiotische Bakterien und das dazugehörige Futter auch zusammen in einem Bakterienpräparat enthalten sein. Entsprechende Präparate werden als Synbiotika bezeichnet. Beispiele dafür sind z. B. Innovall® Daily biotic+ und Pascoflorin® sensitiv.
Postbiotika – nicht lebendig, aber trotzdem nützlich
Die jüngste Generation der Bakterienpräparate sind die Postbiotika. Dabei handelt es sich um Zubereitungen aus inaktivierten Mikroorganismen oder ihren Bestandteilen, die nach oraler Gabe dem Wirt dennoch einen gesundheitlichen Nutzen bieten. Ein Beispiel für ein Postbiotikum ist Probio-Cult® AKK1. Es enthält das natürlicherweise im Darm vorkommende Bakterium Akkermansia muciniphila in pasteurisierter Form (Akkermansia MucT®). Hintergrund für die Vorgehensweise ist, dass A. muciniphila bei Kontakt mit Sauerstoff zugrunde geht und daher nicht in lebender Form in einem Bakterienpräparat bereitgestellt werden kann. Untersuchungen zufolge wird A. muciniphila durch die Pasteurisierung inaktiviert, die zellulären Bestandteile, die entscheidend für die Interaktion mit Epithelzellen sind, bleiben jedoch erhalten – und sollen verglichen mit lebenden A. muciniphila sogar eine verbesserte Wirksamkeit aufweisen.
Weitere Beispiele für Postbiotika sind Uro-Vaxom® und Kijimea® Reizdarm Pro. Eine Kombination aus probiotischen Bakterienstämmen und einem inaktivierten Stamm ist z. B. in Dr. Wolz Darmflora plus select enthalten.