„Geld verdienen wie ein Arzt, ohne Arzt zu sein“

Bei medizinischen Problemen gehe er nicht mehr zum Arzt, sondern schaue auf TikTok oder Instagram, scherzte der Satiriker Jan Böhmermann am vergangenen Freitag im „ZDF Magazin Royale“. Schließlich tummelten sich dort ausreichend Medfluencer. Der Begriff setzt sich zusammen aus medizinisch und Influencer. Was also diese Medfluencer in den sozialen Medien veröffentlichen, das war Thema seiner Sendung.  

Zunächst ging es um Werbung. So pflegen Medfluencer ebenso wie andere Influencer Kooperationen. Diese verstoßen aber möglicherweise gegen berufsrechtliche Vorschriften, wie Böhmermann feststellt. Gezeigt wurde ein Mediziner mit einer Awareness-Kampagne für die primär biliäre Cholangitis (PBC), eine seltene Autoimmunerkrankung. Im Kleingedruckten des Influencer-Profils erfährt man, dass es sich dabei um Werbung handelt.  

Berufsrechtlich problematisch

Der Beitrag ist also gesponsert von einer Pharmafirma, die vor kurzem ein Arzneimittel gegen diese Erkrankung auf den Markt gebracht hat. Laut Juraprofessor Jens Prütting könnte das berufsrechtlich problematisch sein – und der Ausgang eines berufsrechtlichen Verfahrens von höchstem Interesse, sagt er in einem Einspieler.  

Ärztinnen und Ärzte dürften nicht einfach Werbung machen für Dienstleistungen oder Produkte, die in Zusammenhang mit der eigenen ärztlichen Tätigkeit stehen. Das sei bundesweit in fast allen ärztlichen Berufsordnungen verankert. „Nennt sich Fremdwerbeverbot“, erläuterte Böhmermann. „Das ist vielleicht ganz furchtbar deutsch, aber vielleicht auch ganz gut.“  

Schließlich hätten Ärztinnen und Ärzte geschworen, ihr Leben in den Dienst der Menschlichkeit zu stellen und nicht in den Dienst der Pharmaindustrie. Das könne man machen, aber dann sei „man kein Arzt, sondern ein Werbemaskottchen, wie Tony, der Tiger, der Obi-Biber und Günther Jauch“. Woraufhin ein Werbeplakat für die Shop Apotheke mit Jauchs Konterfei eingeblendet wurde.  

Viele Medfluencer sind Studierende

Dafür, dass Ärztinnen und Ärzte im Internet nicht einfach so Werbung machen dürfen, gebe es im Internet ganz schön viel Werbung von Menschen, die so rüberkommen, als seien sie Ärztinnen und Ärzte, stellte Böhmermann fest. Sie verstoßen aber nicht alle gegen Gesetze. Denn nicht jeder, der aussieht wie ein Arzt, sei tatsächlich einer. Viele der Medfluencer seien Medizinstudierende. Die könnten über die Berufsordnungen herzlich lachen. „Geld verdienen wie ein Arzt, ohne Arzt zu sein“ eine Megaidee, so der Satiriker.  

Allerdings gebe es auch „richtige, fertige“ Ärzte, die sehr fragwürdige Inhalte präsentierten, zum Beispiel ein Mediziner, der auf seinem Instagram-Kanal die Vorzüge der Bioresonanz-Therapie anpreist. Die übrigens, wie Böhmermann eine Studie zitierte, bei einem Leberkäse die gleichen Vitalwerte liefert, wie bei den Probanden. „Bioresonanztherapie ist teurer Leberkäsequatsch“, so das Fazit. Wissenschaftler seien hingegen die Spielverderber, die immer alle Tricks verraten.  

Verstoß gegen das Heilmittelwerbegesetz

Zum Schluss des Beitrags nahm sich Böhmermann zwei Düsseldorfer Beautydocs vor, die es immerhin zu einer eigenen Fernsehsendung gebracht haben. Sie bezeichnen sich als Experten für „ästhetische Medizin“, eine Qualifikation, die es offiziell gar nicht gibt, aber Fachkompetenz suggeriert, wie Böhmermann kritisierte.  

Überdies werben sie mit Vorher-Nachher-Bildern, was aber laut Heilmittelwerbegesetz verboten ist. Die beiden wurden auch schon verklagt deswegen, das Urteil ist aber noch nicht rechtskräftig. Deswegen machten sie weiter.  

Und auch mit ihren Titeln nehmen es die beiden Böhmermann zufolge nicht so genau. Sie sind zwar tatsächlich Mediziner, einer auch mit echtem Doktortitel. Der andere hat hingegen in Budapest studiert, dort erwirbt man den mit Studienabschluss. Der müsse dann aber zur Unterscheidung von einem echten Doktor kleingeschrieben werden und die Bezeichnung „med“ müsse immer dabeistehen, also „dr.med.“ erläutert Böhmermann und verweist auf den Paragrafen, wonach das unrechtmäßige Führen von Titeln unter Strafe steht. Die beiden Docs lösen das, indem sie den „DR.“ immer in Versalien schreiben, dann wisse keiner mehr, was groß und was klein ist.