Antidepressiva wirksam gegen generalisierte Angststörungen

Die Therapie einer generalisierten Angststörung umfasst psychologische und pharmakologische Interventionen. Medikamentös werden Antidepressiva, insbesondere Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) und Selektive Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI), eingesetzt. Dieses Vorgehen im Vergleich mit einer Placebo-Gabe wurde in zahlreichen Einzelstudien untersucht. Allerdings liegt bislang nur eine ältere systematische Übersichtsarbeit mit darauf fußender Metaanalyse vor, in der die Wirksamkeit aller gängigen Antidepressiva mit einer Placebo-Therapie verglichen wurde. Eine internationale Arbeitsgruppe führte nun eine aktuelle Metaanalyse durch, in der die neuesten Daten einflossen und Wirksamkeit, Akzeptanz und Sicherheit von Antidepressiva bei generalisierten Angststörungen bewertet wurden. Ausgewertet wurden randomisierte kontrollierte Studien oder Cluster-randomisierte kontrollierte Studien, in denen erwachsene Patienten aufgrund einer generalisierten Angststörung ein Antidepressivum oder ein Placebo erhalten hatten. Das Vorgehen richtete sich nach den methodologischen Vorgaben eines Cochrane Review. Zur Auswertung kamen 37 randomisierte kontrollierte doppelblinde Placebo-kontrollierte Studien mit 12.226 Teilnehmern mit moderater bis schwerer generalisierter Angststörung ohne weitere Komorbiditäten. Die Therapiedauer lag zwischen vier und 28 Wochen. In den ausgewerteten Studien waren trizyklische Antidepressiva, SSRI, SNRI und weitere Wirkstoffe (u. a. Agomelatin, Johanniskraut) eingesetzt worden. Primäre Studienendpunkte waren die Ansprechrate RR (definiert als eine um mindestens 50% verringerte Reduktion der Werte auf der Hamilton-Angst-Skala) sowie die Akzeptanz der Therapie, die über die Abbruchrate ermittelt wurde.

Hohe Ansprechrate, aber mehr Therapieabbrüche

Die Einnahme eines Antidepressivums - alle Antidepressiva zusammen betrachtet - war mit einer um 41% erhöhten Ansprechrate (RR = 1,41 im Vergleich zu Placebo, 95%-Konfidenzintervall: 1,29 bis 1,55) deutlich wirksamer als die Placebo-Therapie. Die Number Needed to Treat für ein zusätzliches vorteilhaftes Ergebnis (NNTB) wurde mit 7 berechnet. Im Hinblick auf einzelne Wirkstoffgruppen zeigten sich einige Unterschiede. Unter einer Therapie mit SSRI wurde eine um 51% erhöhte Ansprechrate im Vergleich zu Placebo erzielt (RR = 1,51); bei SNRI war die Rate um 34% erhöht. Was die Akzeptanz anbelangt, so gab es bei den Drop-out-Raten keine Unterschiede (RR = 1,03). Allerdings brachen mehr Probanden unter einer Antidepressiva-Einnahme die Studien aufgrund von Nebenwirkungen ab als unter einer Placebo-Therapie (RR = 2,18). Das entspricht einer Number Needed to Harm (NNTH) von 17. Demgegenüber beendeten weniger Probanden unter einer Antidepressiva-Therapie als unter einer Placebo-Gabe die Therapie aufgrund mangelnder Wirksamkeit (RR = 0,41).

Die Studienautoren weisen auf einige Einschränkungen ihrer Ergebnisse hin: Das sind die Kürze der Therapie und fehlende Langzeitdaten sowie die Selektion von Patienten. Die Probanden hatten neben der generalisierten Angststörung keine weiteren schwerwiegenden medizinischen Komorbiditäten.

Literatur

Kopcalic K et al. Antidepressants versus placebo for generalised anxiety disorder (GAD). Cochrane Database of Systematic Reviews TBD, Issue TBD, doi: 10.1002/14651858.CD012942.pub2