- DAZ.online
- News
- Debatte & Meinung
- Unteilbare Honorierung
DAZ-Editorial zum Lindner-Intervew
Unteilbare Honorierung
Wie es mit der Rx-Preisbindung weitergeht, wird wesentlich von dem Gutachten abhängen, das das Bundesgesundheitsministerium dazu in Auftrag gegeben hatte. Dabei müssten besonders die Folgen der Doppelfunktion der Apotheker als Heilberufler und Kaufleute berücksichtigt werden, erläutert DAZ-Redakteur Dr. Thomas Müller-Bohn in einem Beitrag in der heutigen DAZ. Doch in der Politik werde der Zusammenhang zur Preisbindung häufig nicht gesehen, wie in der vorigen Woche auch das DAZ.online-Interview mit dem FDP-Vorsitzenden Lindner gezeigt habe. Wie dies alles zusammenhängt, beschreibt Müller-Bohn in einem Editorial.
Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner stellte sich in der vorigen Woche in einem Interview den Fragen von DAZ und DAZ.online. Nach den Ergebnissen der FDP bei den vorigen Wahlen bemühte er sich darum, seine Partei mit klassischen liberalen Werten zu verknüpfen und nicht mit bedingungslosem Streben nach freien Märkten oder mit Digitalisierung ohne „Bedenken“. Allzu offensichtlich versuchte er auch, Apotheker für die FDP zurückzugewinnen, blieb aber sehr im Allgemeinen und wich Fachfragen aus. Immerhin sicherte er den Apothekern zu, solange er Parteivorsitzender sei, werde sich die FDP nicht für Fremdbesitz bei Apotheken einsetzen. Er erkannte an, dass Fremdbesitz und Freiberuflichkeit „gar nicht“ zusammenpassen.
Mehr zum Thema
Thema
Apothekenhonorierung
Doch er konnte nicht erklären, wie der Fremdbesitz-Vorschlag in der FDP überhaupt aufkommen konnte und warum der Parteivorstand sich nicht schon längst deutlich dagegen positioniert hat. So bleibt der Eindruck eines Wendemanövers ohne echten Sinneswandel. Das zeigt sich auch bei Lindners Idee, die Apotheken könnten ihre Umsätze durch eine Öffnung des Marktes erhöhen. Als einen möglichen Umsatzbringer nannte er Cannabis in Apotheken. Denn seine Partei wolle dafür nur einen Erwerb zulassen, bei dem die Konsumenten über die gesundheitlichen Folgen belehrt werden - also Apotheken als Coffeeshops mit erhobenem Zeigefinger. Was hat er wohl geraucht, das ihn vermuten lässt, die Apotheker damit für sich gewinnen zu können?
Doch Scherz beiseite - über einige Manöver zur Besänftigung der Apotheker hinaus offenbarte das Interview ein ernsthaftes Missverständnis, das grundlegende Bedeutung hat und das weit über die FDP hinaus verbreitet ist. Lindner regte an, die heilberufliche Leistung der Apotheker durch neue Vergütungen besser zu honorieren. Doch zugleich sieht er die Distribution als Handel, für den auch neue Umsatzquellen zu suchen seien. Außerdem will er den Versandhandel erhalten, der mit nur einem Prozent Rx-Umsatzanteil aus seiner Sicht kein Problem sein könne. Vor allem aber widersprach Lindner der These, dass der Rx-Festpreis praktisch die Honorarordnung der Apotheker sei.
3 Kommentare
Es geht ganz einfach
von Stefan Haydn am 19.03.2020 um 19:43 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Argumentation
von Holger am 19.03.2020 um 10:45 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Eine dynamisierte und unteilbare Honorierung u n d die dazu passenden Kosten ...
von Christian Timme am 18.03.2020 um 20:03 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.