Prisma

Auch Würfelquallen lernen

Verhalten an Erlebtes anpassen

Foto: Diver_adventures/AdobeStock

us | Der letzte gemeinsame Vorfahre von Quallen und höheren, lernfähigen Tieren dürfte vor vielen Hundert Millionen Jahren gelebt haben. Dementsprechend verfügen Quallen nicht über ein zentrales Gehirn, sondern ein verstreutes Nervensystem. Sie gehören zu den einfachsten Organismen, die überhaupt ein Nervensystem besitzen. Trotzdem sind manche Quallenarten zu assoziativem Lernen fähig, das heißt, sie ändern ihr Verhalten aufgrund einer Erfahrung, wie ein Team deutscher und dänischer Marinebiologen kürzlich in Current Biology berichtete. Als Modellorganismus diente den Forschern die karibische Würfelqualle Tripedalia cystophora. Ihr Nervensystem konzentriert sich auf vier sensorische Strukturen, das auch ein Sehsystem mit vielen Augen umfasst. Diese Strukturen enthalten jeweils nur etwa 1000 Neurone. Im Versuch beobachteten die Meeresforscher das Verhalten der Würfelquallen in Aquarien mit verschiedenen Hindernissen. Hoben sich die Hindernisse in ihrem Kontrast kaum von der Um­gebung ab, kollidierten die Tiere zunächst immer wieder mit ihnen. Bereits nach wenigen Minuten jedoch lernten sie, durch die Kombination visueller und mechanischer Reize Abstand zu halten. Waren die Hindernisse deutlich sichtbar, gelang es den Tieren von Beginn an, Zusammenstöße zu ver­meiden. Fehlte der visuelle Stimulus, schwammen die Tiere also in kontrastloser Umgebung, lernten sie nicht, Kollisionen zu vermeiden. Die Forscher führten zudem Untersuchungen an isolierten Nervensystemen durch, die sie mittels visueller Stimuli trainierten. Zusammenstöße simulierten sie durch elektrische Reize. Nach mehreren Durchläufen reagierten die Nerven zunehmend empfindlicher und sendeten Ausweichsignale an den „Schwimmschrittmacher“ der Quallen. In freier Wildbahn lernen die Tiere so, zwischen Mangrovenwurzeln zu navigieren, wo sie nach kleinen Krebsen jagen. Die Sichtverhältnisse können hier variabel sein: Mal ist das Wasser klar und Mangrovenwurzeln heben sich klar vom Hintergrund ab, mal ist das Wasser durch Wellen oder Algen getrübt. |

Literatur

Bielecki J et al. Associative learning in the box jellyfish Tripedalia cystophora. Current Biology 2023;33(19):4150-4159.e5

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