Apothekenprotesttag

86 Prozent der Apotheken blieben geschlossen

Berlin - 15.06.2023, 15:00 Uhr

Der Berliner Demonstrationszug. (Foto: Berliner Apotheker-Verein)

Der Berliner Demonstrationszug. (Foto: Berliner Apotheker-Verein)


Für die ABDA war der gestrige Protesttag ein voller Erfolg: Die allermeisten Apotheken in der Republik blieben geschlossen und es gab zahlreiche kleine und große Demonstrationen. Damit habe die Apothekerschaft „ein kraftvolles Zeichen gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung gesetzt“.

Rund 5.000 Apotheker:innen, PTA und PKA sowie sonstige Mitstreiter:innen waren gestern in Berlin durch die Straßen gezogen und haben protestiert – laut Berliner Apotheker-Verein blieben in der Hauptstadt 90 Prozent aller Apotheken geschlossen. In Düsseldorf sollen gar 7.500 Menschen auf dem Burgplatz gewesen sein, um ihrem Unmut über die derzeitige Gesundheitspolitik Luft zu machen. Auch in München, Wiesbaden, Münster und zahlreichen anderen Orten gab es Kundgebungen und Demonstrationen. Die geschlossen ausgesandte Botschaft: Die Apotheken ächzen unter den zunehmenden Lieferengpässen, Bürokratieauflagen, Kostensteigerungen sowie dem zehnjährigen Stillstand beim Apothekenhonorar.

Doch die Politik bewegt sich wenig, Wertschätzung für die Leistungen der Apotheken in der Pandemie und der Engpass-Krise sind Fehlanzeige. Für die ABDA ist dies ein „Schlag ins Gesicht der Apothekenteams, die für eine zukunftsfähige Arzneimittelversorgung eintreten“.

Wie die ABDA mitteilt, hatten am gestrigen Mittwoch 86 Prozent der Apotheken ganztags geschlossen. Das habe eine bundesweite Umfrage ergeben, bei der 4.030 Apothekenleiterinnen und -leiter mitgemacht haben. Weitere 8 Prozent der Apotheken beteiligten sich anderweitig an den Protesten, zum Beispiel durch Versorgung über Notdienstklappen. 5 Prozent der Apotheken leisteten Notdienste und waren deshalb nicht geschlossen. Nur 1 Prozent der Befragten gab an, sich gar nicht an den Protesten beteiligt zu haben.

„Der gestrige Protesttag war für uns ein ganz besonderer Tag, denn wir haben gemeinsam ein starkes Zeichen in Richtung Politik gesetzt“, sagt ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening in einem Video-Statement in Richtung Apothekenteams. „Wir haben gezeigt, wie wichtig uns die qualitativ hochwertige Versorgung unserer Patientinnen und Patienten in den Apotheken vor Ort ist – und dass wir bereit sind, entschlossen und geschlossen dafür zu kämpfen. Dass unsere Botschaften gehört wurden, beweist das breite Medienecho über unsere Forderungen. Viele Patientinnen und Patienten haben Verständnis gezeigt. Das hat gutgetan, das hat Mut gemacht.“

Overwiening weiter: „Die Politik ist nun am Zug. Noch eine Woche lang haben die Bundestagsabgeordneten Zeit, das Lieferengpassgesetz so zu ändern, dass die Arzneimittelversorgung in den nächsten zehn bis 20 Jahren sicherer wird. Wenn wir höhere Honorare, weniger Bürokratie und das Ende der Nullretaxationen fordern, machen wir das vor allem für unseren pharmazeutischen Nachwuchs, damit dieser eine Zukunft hat. Und wir wissen den Nachwuchs hinter uns.“

 


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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