S2k-Leitlinie Gastroösophageale Refluxkrankheit und eosinophile Ösophagitis (2)

Steroide, PPI oder Eliminationsdiät – Therapie der Eosinophilen Ösophagitis

Stuttgart - 22.03.2023, 09:15 Uhr

Die Eosinophile Ösophagitis äußert sich oft durch Schluckstörungen. (Foto: ZayWin / AdobeStock)

Die Eosinophile Ösophagitis äußert sich oft durch Schluckstörungen. (Foto: ZayWin / AdobeStock)


Die S2k-Leitlinie Gastroösophageale Refluxkrankheit von der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten aus dem Jahr 2014 wurde aktualisiert und dabei um ein Kapitel zur Eosinophilen Ösophagitis erweitert. Wie sich diese Erkrankung äußert und wie sie therapiert wird, erfahren Sie in diesem zweiten Teil des Artikels.  

Die Eosinophile Ösophagitis (EoE), ist in der aktuellen S2k-Leitlinie definiert als eine chronische, immunvermittelte Speiseröhrenerkrankung, die sich durch Funktionsstörungen der Speiseröhre äußert. Im Entzündungsgeschehen dominieren hierbei die namensgebenden eosinophilen Granulozyten. Die genauen Pathomechanismen sind noch unklar, jedoch scheinen Allergene – häufig Nahrungsmittelbestandteile – sowie eine genetische Veranlagung eine Rolle bei der Entstehung der Speiseröhrenentzündung zu spielen.

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Die Prävalenz der EoE ist seit ihrer ersten Beschreibung in den 1990er Jahren stetig gestiegen. Derzeit sind etwa 34 von 100.000 Personen von der Erkrankung betroffen, darunter mehr Männer als Frauen. Patient:innen haben oft auch eine andere allergische Erkrankung, weiterhin gibt es Hinweise, dass sich die EoE und die Gastroösophageale Refluxkrankheit in ihrem Auftreten bidirektional beeinflussen können. 

Unbehandelt verläuft die EoE progredient, es kommt zu Schäden und Veränderungen an der Speiseröhre, was sich in Funktionsstörungen dieser äußert. Die häufigsten Symptome bei Jugendlichen und Erwachsenen sind Schluckstörungen, bis hin zum Steckenbleiben von Nahrung in der Speiseröhre. Kinder können zudem über Bauchschmerzen oder Sodbrennen klagen, erbrechen oder die Nahrungsaufnahme verweigern.

Welche Therapieoptionen haben Patient:innen?

Eine aktive EoE ist behandlungsbedürftig. Begonnen wird mit einer Induktionstherapie von sechs bis 12 Wochen, mit dem Ziel der Remission. Als Mittel der Wahl hierfür gibt die Leitlinie topische Steroide an, wie etwa die für diese Indikation zugelassenen, orodispersiblen Budesonid-Tabletten. Gemäß Fachinformation, sind diese wie folgt anzuwenden:


„Die Schmelztablette sollte nach einer Mahlzeit eingenommen werden. Sie sollte auf die Zungenspitze gelegt und sanft gegen den Gaumen gedrückt werden. Dort zerfällt sie, was mindestens zwei Minuten dauert, aber auch bis zu 20 Minuten dauern kann. Sobald Jorveza in Kontakt mit Speichel kommt, regen die Brauseeigenschaften der Tablette die weitere Speichelproduktion an. Der budesonidhaltige Speichel sollte nach und nach heruntergeschluckt werden, während die Schmelztablette zerfällt.“

Fachinformation Jorveza, Stand November 2022


Für 30 Minuten nach der Anwendung sollten Patient:innen nichts essen, trinken oder Mundhygienemaßnahmen durchführen. Als Nebenwirkung kann es zu lokaler Candidiasis kommen.

Alternativ zur topischen Steroidbehandlung kann die Induktionstherapie auch mit hochdosierten Protonenpumpeninhibitoren (PPI) oder mit besonderen Diäten begonnen werden. In der Leitlinie empfohlen wird die 6-Food-Eliminiationsdiät, bei der auf 

  • Kuhmilch,
  • Weizen,
  • Soja,
  • Ei,
  • Nüsse und
  • Fisch/Meeresfrüchte verzichtet wird.

Ob es tatsächlich alle sechs Lebensmittel sein müssen, ist noch nicht abschließend geklärt. In der Leitlinie werden auch 4- und 2-Food-Eliminationsdiäten als möglich, aber weniger effektiv angegeben (Milch, Ei, Weizen und Soja bzw. Milch und Gluten). Eine neue Studie will herausgefunden haben, dass sogar eine 1-Food-Eliminationsdiät, bei der lediglich auf Milch verzichtet wird, zur Remission führen kann.

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Die an die Induktionstherapie anschließende Remissionstherapie wird mit der Methode durchgeführt, die zur Remission geführt hat. Im Falle von Steroiden und PPI kann jedoch oft die Dosis reduziert werden. Keine Indikation bei der EoE haben hingegen Immunmodulatoren, Antiallergika, sowie systemische Steroide. Ob Biologicals EoE-Patient:innen helfen können, wurde zum Zeitpunkt der Leitlinienerstellung noch geprüft. Mittlerweile ist Dupilumab für die Indikation EoE zugelassen, wenn eine herkömmliche Behandlung nicht eingesetzt werden kann oder nicht wirkt.*

*Korrektur. Ursprünglicher Wortlaut: „Ob Biologicals EoE-Patient:innen helfen können, wird derzeit noch in klinischen Studien geprüft.“ Diese Information ist veraltet.


Gesa Gnegel, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (gg)
redaktion@daz.online


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