ABDA Livetalk

Overwiening sieht gute Chancen beim Bürokratieabbau

Berlin - 27.01.2023, 13:45 Uhr

ABDA-Präsidentin Gabriele Overwiening setzt auch im neuen Jahr ihren Dialog mit der Basis im Livetalk fort. (b/Screenshot: ABDA/Facebook)

ABDA-Präsidentin Gabriele Overwiening setzt auch im neuen Jahr ihren Dialog mit der Basis im Livetalk fort. (b/Screenshot: ABDA/Facebook)


Ab nächster Woche Mittwoch gilt ein höherer Kassenabschlag. Für die Apotheken, die derzeit mit großem Aufwand alles dafür tun, die Menschen trotz vieler Engpässe sicher mit Arzneimitteln zu versorgen, ist dies ein herber Schlag. Dennoch: ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening hält die Perspektiven der Apotheken in diesem Jahr für gut. Warum – und was die ABDA 2023 erreichen will, erklärte sie am gestrigen Donnerstagabend beim Livetalk auf Facebook.

2023 setzt sich die Problematik der Lieferengpässe fort: Alle reden darüber und stellen Forderungen. Doch die Apotheken vor Ort sind es, die die Probleme lösen. „Wir sorgen dafür, dass die Menschen unter den Engpässen nicht so leiden müssen“, betonte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening gestern Abend beim ABDA-Livetalk. „Es gäbe keine Versorgung ohne uns“. Das müsse auch der Politik klargemacht werden. Sie selbst habe dies am vergangenen Mittwoch bei einem Fachgespräch im Bundestagsausschuss für Gesundheit deutlich gemacht. Denn schließlich sollten die Abgeordneten diese Leistungen der Apotheken bei ihren nächsten Gesetzgebungsverfahren präsent haben. Und das zu den Lieferengpässen steht bekanntlich vor der Tür.

Eine der wichtigsten Botschaften Overwienings an die Politik ist schon lange bekannt: Die Apotheken vor Ort brauchen eine dauerhafte Verstetigung der Regeln der SARS-CoV-2-Arzneimittelversorgungsverordnung. Nur weil diese noch gelte, könnten die  Apotheken überhaupt die Probleme in der Versorgung lösen, betonte die ABDA-Präsidentin. Doch zum 7. April läuft die Verordnung aus. Dass das nicht sein dürfe, trage sie bei jeder Gelegenheit an die Politik heran. Ebenso, dass ein „Engpass-Ausgleich“ für die Apotheken als Honorierung notwendig ist. Das sei enorm wichtig angesichts der Stundenkontingente, die Apotheken für die Engpässe aufbrächten. Diese Forderungen erreichen die Politik auch. So verwies Overwiening auf den Unionsantrag zur Einberufung eine Beschaffungsgipfels – auch dieser sehe vor, dass die Apotheken kostendeckend für ihr Engagement vergütetet werden müssen.

Gute Perspektiven

Vor diesem Hintergrund – und angesichts der Leistungen der Apotheken in der Pandemie – ist und bleibt es für Overwiening, eine „große Enttäuschung“ ab nächster Woche Einbußen geduldet werden müssen. Denn ab 1. Februar gilt der von 1,77 Euro auf 2 Euro erhöhte Kassenabschlag. Dennoch ist Overwiening überzeugt: „Wir haben eine gute Perspektive, wenn wir für die Gesellschaft so spürbar und sichtbar notwendig sind“. Alles, was die Apotheker vor Ort erlebten, sollten sie auch in die Politik tragen, in die Gemeinden, zu den Bürgermeistern – unterstützendes Material stelle die ABDA dafür bereit. In allen kleinsten Einheiten vor Ort müsse nun deutlich gemacht werden, wie es um die Apotheken steht und wie wichtig es ist, sie zu stabilisieren und zu stärken.

Pharmazeutische Dienstleistungen erlebbar machen

Forciert voranbringen will die ABDA in diesem Jahr die pharmazeutischen Dienstleistungen. Dazu ist eine große und öffentlichkeitswirksame Kampagne geplant. Die Bürger:innen sollen informiert und somit animiert werden, in den Apotheken selbst nach den neuen Leistungen nachzufragen. Overwiening appellierte an die Kollegen und Kolleginnen, die pharmazeutischen Dienstleistungen für die Menschen erlebbar zu machen – und damit deren Therapierfolge zu verbessern. Sie räumte ein, dass es für viele Apotheken angesichts fehlenden Personals und zusätzlichen Bürokratieaufwands schwierig sei, die neuen Dienstleistungen anzubieten. Doch in der ABDA suche man nach Wegen, die Bürokratie zu entzerren. Zudem sei eine neue Nachwuchskampagne geplant. Overwiening regte an, dass jede Apotheke überlegen solle, ob es möglicherweise bestimmte Zeiten gibt, in denen sie gezielt Termine für Dienstleistungen anbieten kann. Es werde auch noch weitere Materialien für die Apotheken geben, die ihnen das Angebot vereinfachen sollen. Es handele sich auch hier um ein lernendes System, betonte die ABDA-Präsidentin. Sie sei daher dankbar für Hinweise aus der Kollegenschaft.

Nullretax und Präqualifizierung im Fokus

Die überbordende Bürokratie ist auch im weiteren Sinne ein Punkt, der die ABDA 2023 bewegt. Und hier treffe man bei der Politik durchaus auf offene Ohren, wie Overwiening erklärte. Schließlich stehe der Bürokratieabbau als Ziel im Koalitionsvertrag. Und so sieht die Präsidentin gute Chancen, dass die großen Problemfelder wie Nullretax und Präqualifizierung in dieser Legislaturperiode angegangen werden. Eine Arbeitsgruppe zum Bürokratieabbau hat die ABDA gerade ins Leben gerufen. Overwiening forderte alle Kollegen und Kolleginnen auf, der ABDA oder ihren Kammern mitzuteilen, wo sie Möglichkeiten des Bürokratieabbaus sehen.

Beschluss des Geschäftsführenden ABDA-Vorstands

Neue ABDA-Arbeitsgruppe knöpft sich Bürokratieabbau vor

All diese Vorhaben will die ABDA 2023 nicht nur avisieren, sondern auch realisieren. Dazu, so betonte die Präsidentin, sei ein starker Zusammenhalt nötig. Die Apotheker müssten auch von außen als eine geschlossene und starke Kollegenschaft wahrgenommen werden, die bereit ist, gemeinschaftlich Dinge voranzubringen. Mit vier Millionen Patienten- und Kundenkontakten am Tag hätten die Apotheken zudem ein großes Potenzial, die Gesellschaft für das zu sensibilisieren, was Politik mit den Apotheken macht.

Auch wenn Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach derzeit sein Hauptaugenmerk nicht offensichtlich auf die Apotheke legt: Overwiening betonte erneut, dass der Austausch mit seinem Haus auf den verschiedenen Arbeitsebenen sehr „gut und wertschätzend“ sei.

Hier können Sie sich den Livetalk vollständig als Video anschauen.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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2 Kommentare

eigentlich

von Karl Friedrich Müller am 27.01.2023 um 14:26 Uhr

sehe ich hier kein Umdenken, Geschwätz, um zu beruhigen, wie auch sonst in der Politik üblich.
Die Bürokratie kommt samt und sonders von der Standesvertretung, die Kassen nutzen es halt brutalst aus.
Wenn ich von der Kammer eine eMail bekomme, mit der Aufforderung, eine Ausbildung zum "pdl Manager" zu machen, zeigt das doch, dass die Kammern und ABDA so gar nicht von der Bürokratie lassen können. Macht es keiner freiwillig, wird es halt Zwang.
Wir haben bürokratische Betonköpfe an der Spitze. Keine Verbesserung in Aussicht

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: eigentlich

von Karl Friedrich Müller am 27.01.2023 um 14:39 Uhr

und offensichtlich will die ABDA nicht einsehen, dass wir dringenst eine Erhöhung des Packungshonorars benötigen. Dazu kein Wort. Nur die teuren und kaum zu finanzierenden pdl sind weiter wichtig. Man versteht gar nichts, man will auch nicht. Die Basis wird ignoriert.
Der "Widerstand" der ABDA gegen die Erhöhung des Kassenrabatts bestand ja auch nur darin, dass man um einen "angenehmen" Termin bat. Schlimm, schlimm. Einfach akzeptiert.

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