VOASG Reloaded?

Overwiening hofft auf neues Apotheken-Stärkungsgesetz

Berlin - 01.12.2022, 12:46 Uhr

Gabriele Overwiening hat mit Dirk Heidenblut (SPD) gesprochen: Es könnte schon bald ein zweites VOASG geben. (Foto: Schelbert / DAZ)

Gabriele Overwiening hat mit Dirk Heidenblut (SPD) gesprochen: Es könnte schon bald ein zweites VOASG geben. (Foto: Schelbert / DAZ)


Im Jahr 2023 soll es nach Aussage von ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening möglicherweise ein zweites Vor-Ort-Apothekenstärkungsgesetz geben. Das habe der SPD-Bundestagsabgeordnete Dirk Heidenblut, Berichterstatter seiner Fraktion für Apotheken, in Aussicht gestellt.

Die Präsenzapotheken in Deutschland kämpfen mit massiven Problemen. Die Kombination aus erhöhtem Kassenabschlag, Inflation, steigenden Energiekosten und vielen anderen Faktoren ist für viele Betriebe existenzgefährdend. Langsam, aber sicher scheint auch in der Politik anzukommen, wie brenzlich die Lage inzwischen ist: Erst kürzlich sagte ABDA-Chefin Gabriele Regina Overwiening im ABDA-Facebook-Talk, es mehrten sich die Signale aus Berlin, dass die Apotheken bei der anstehenden Strukturreform von weiteren Belastungen verschont bleiben sollen.

Am heutigen Donnerstag informierte Overwiening bei der Kammerversammlung der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, deren Präsidentin sie ebenfalls ist, über einen weiteren Hoffnungsschimmer: Offenbar ist für das kommende Jahr ein zweites Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz vorgesehen. Das habe ihr Dirk Heidenblut, der für Apotheken zuständige Berichterstatter der SPD-Bundestagsfraktion, in Aussicht gestellt.

Was genau dieses Gesetz beinhalten soll, ließ Overwiening offen. Der Forderungskatalog der ABDA ist umfassend: weg mit Präqualifizierung und Nullretax wegen Formfehlern, eine signifikante Dynamisierung des Apothekenhonorars, eine Vergütung für das Lieferengpass-Management, eine Verstetigung der erleichterten Abgaberegeln in der Pandemie und eine nicht näher benannte „punktgenaue und wirksame Stärkung von Apotheken zur flächendeckenden Versorgung“.

Dass die Politik auf diese Themen bereits aufmerksam geworden ist, habe sich auch in der gestrigen Anhörung im Gesundheitsausschuss gezeigt. Eigentlich sollte es um einen Antrag der AfD-Fraktion im Bundestag gehen, in dem es um verpflichtende Notfall-Botendienste der Offizinen auf ärztliche Verordnung hin gehen sollte, verknüpft mit einer Staffelung der Vergütung bis hin zu 7,50 Euro pro Lieferung. Doch die Gesundheitsexperten nutzten die Gelegenheit auch, um Overwienings Einschätzung zu einer Vielzahl von Sorgen zu erfahren, die den Berufsstand aktuell umtreiben – aus Sicht der Präsidentin ein erster kleiner Erfolg.

Dieses wachsende Verständnis für die Situation der Offizinen habe die Apothekerschaft auch all jenen Kolleginnen und Kollegen zu verdanken, die im Kleinen Großes geleistet haben und unermüdlich Aufklärungsarbeit in den Wahlkreisen betrieben haben. Das erzeuge inzwischen spürbaren Druck. Auch die Protestaktion, die am 19. Oktober in vier Bundesländern stattfand, habe für eine positive Berichterstattung in der Presse gesorgt und sei in Berlin durchaus wahrgenommen worden. In Summe habe dies der ABDA Rückenwind bei ihrer Arbeit verliehen. „Ich konnte den Politikerinnen und Politikern sagen: Das war unsere Warnung“, hob Overwiening hervor.

Was die eigene Öffentlichkeitsarbeit betrifft, sieht die ABDA-Chefin allerdings noch Luft nach oben. „Wir wollen agil, mutig und sichtbar sein“, sagte sie. Um dieses Ziel zu erreichen, könne auch die geplante Strukturreform ein Baustein sein. Auf Ebene der ABDA-Geschäftsführerposten stehe ohnehin eine altersbedingte Neuaufstellung an. Vier von fünf von ihnen werden in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen. „Das denken wir bei der Strukturreform mit“, versprach die Präsidentin. Auch in Sachen Sichtbarkeit müsse sich einiges verbessern – wie das gelingen soll, konkretisierte sie jedoch nicht.


Christina Grünberg, Apothekerin, Redakteurin DAZ (gbg)
cgruenberg@daz.online


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4 Kommentare

Ohwei

von Gabriele Demuth-Eberle am 03.12.2022 um 12:57 Uhr

BItte nicht schon wieder ein neues Vor-Ort-Apotheken-Verarschungs-Gesetz. Lieferverträge kündigen und dann zu unseren Bedingungen neu verhandeln.

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Strukturreform für Apotheken

von Karl Friedrich Müller am 01.12.2022 um 14:22 Uhr

bei Apotheke Adhoc nachzulesen, wie die Kassen sich das vorstellen. Und so wird es kommen:

"Automat statt Apotheke
Eine Stärkung der Apotheken steht nach den Aussagen von Bäumler nicht auf der Agenda der Kassen. „Wir verfolgen prinzipiell einen anderen Ansatz, um die Zukunft der Arzneimittelversorgung zu gestalten: Wir wollen neue Versorgungformen schaffen, dazu zählen auch Abgabeautomaten in kleineren Orten, Telepharmazie, mobile Apotheken oder andere Öffnungszeiten. Wir haben relativ viel Fantasie, wie wir das System weiterentwickeln können.“

Dazu gehört auch, die Ausstattung zu reduzieren und so die Fixkosten zu senken. Insbesondere auf dem Land würden Labore und Rezepturen selten genutzt, sodass man hier überlegen könne, ob mehrere Apotheken die Ausstattung gemeinsam nutzen – wie in der Parenteraliaherstellung."

Das ist ein ganz arrogante Bande, die nicht mal im Ansatz begriffen hat, was Apotheken leisten. Die wollen es auch gar nicht wissen.

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Billiges Gesundheitssystem

von Dr.Radman am 01.12.2022 um 13:14 Uhr

Sehr geehrte Frau Overwiening, bitte machen Sie den Politiker klar, dass billiges Gesundheitssystem nicht mehr zu gewährleisten ist. Die Apotheken sind schon über dem Limit. Und wir können und wollen unter diesen Bedingungen nicht mehr arbeiten. Sollten sich die finanziellen Belastungen nicht ausgeglichen werden, sehen wir uns gezwungen Rahmenverträge zu kündigen. Vom Untergang sind wir sowieso nicht mehr weit entfernt.

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.

von Anita Peter am 01.12.2022 um 13:12 Uhr

"Was genau dieses Gesetz beinhalten soll, ließ Overwiening offen"

"wie das gelingen soll, konkretisierte sie jedoch nicht."

Gaby im Wunderland..... und ist dann noch so rotzfrech sich die Protestakton auf die Fahnen zu schreiben.

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