„Dumm, eklig und möglicherweise gefährlich“

FDA warnt vor TicToc-Trend „Sleepy Chicken”

Stuttgart - 23.09.2022, 10:45 Uhr

Beim Kochen in NyQuil verfärbt sich die Hühnerbrust blau. Die FDA warnt vor der Challenge. (Screenshot Youtube)

Beim Kochen in NyQuil verfärbt sich die Hühnerbrust blau. Die FDA warnt vor der Challenge. (Screenshot Youtube)


Die US-Arzneimittelbehörde FDA warnt derzeit vor einem angeblichen SocialMedia-Trend, namens „Sleepy Chicken“, bei dem Hühnerbrust in „NyQuil“, dem US-Pendant zu Wick MediNait, gekocht wird. Das sei nicht nur dumm und eklig, sondern könne auch gefährlich werden, warnt die Behörde.

Schonmal auf die Idee gekommen, ein Hühnchen in einem Erkältungssaft zu kochen? In zahlreichen Postings auf TikTok soll nämlich gerade genau das passieren. Bei der „Sleepy Chicken“-Challenge kochen Nutzer eine Hühnerbrust in „NyQuil“. Das Erkältungskombimittel aus dem Hause „Vicks“ enthält Paracetamol, Doxylamin und Dextromethorphan, ähnelt also in der Zusammensetzung dem Enfant terrible der deutschen Apothekensichtwahl „Wick MediNait“. Das Fleisch verfärbt sich beim Kochen blau, zudem soll es den Erfindern zufolge beim Einschlafen helfen. Laut Kölner Stadtanzeiger sollen schon Kinder deswegen ins Krankenhaus eingeliefert worden sein.

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Das Ursprungsvideo stammt wohl aus dem Jahr 2017 und ist mittlerweile nicht mehr abrufbar. Reaktionen darauf tauchten aber immer wieder in Wellen auf. Ärzte warnten bereits zu Beginn dieses Jahres davor. Stellenweise wird allerdings auch in Frage gestellt, ob es sich wirklich um einen Trend mit vielen Nachahmern handelt oder nur ein einziges Video, das viral ging, weil es in Kombination mit Reaktionen darauf, weiterverbreitet wurde. Vor kurzem hat aber nun die FDA eine Warnung dazu veröffentlicht, wo sie anlässlich von „Sleepy Chicken“ generell vor Social-Media-Challenges mit Arzneimitteln warnt.

FDA: Dämpfe können Lunge schädigen

Hähnchen in NyQuil zu kochen, klinge albern und unappetitlich, schreibt die FDA. „Und das ist es auch.“ Zudem könnte es gefährlich werden, warnt die FDA. Durch das Kochen könne sich die Konzentration erhöhen und sich dadurch die Wirkung verändern. Selbst wenn das Hähnchen nicht gegessen werde, könnten Dämpfe eingeatmet werden und so hohe Konzentrationen des Arzneimittels in Ihren Körper gelangen. Außerdem könnte es die Lunge schädigen. „Einfach ausgedrückt: Jemand könnte eine gefährlich hohe Menge des Husten- und Erkältungsmittels einnehmen, ohne es zu merken“, so die FDA.

Die Behörde verweist in diesem Zusammenhang auf eine frühere Challenge, bei der sich User:innen animiert fühlten, große Mengen des Antihistaminikums Diphenhydramin einzunehmen, um Halluzinationen hervorzurufen. Nachdem Jugendliche in die Notaufnahme mussten und es sogar Todesfälle gegeben haben soll, sprach die FDA auch damals eine Warnung aus.

Gefährliche Kombi: Social-Media-Trends und Gruppenzwang

Trends in den sozialen Medien und Gruppenzwang können eine gefährliche Kombination für Kinder und Jugendliche sein, insbesondere wenn es um den Missbrauch von Arzneimitteln geht, so die FDA. Videos, in denen OTC-Arzneimittel missbräuchlich verwendet werden und die Zuschauer dazu aufgefordert werden, dies ebenfalls zu tun, seien in den sozialen Netzwerken verbreitet. Diese Video-Challenges, die sich oft an Jugendliche richten, die sich dann vom Gruppenzwang hinreißen lassen, mitzumachen, könnten aber gefährlich sein – und sogar zum Tod führen, warnt die Behörde. Die Tatsache, dass OTC-Arzneimittel in vielen Haushalten leicht zugänglich seien, macht die Challenges in den Augen der FDA noch riskanter. Denn auch nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel können erhebliche Risiken bergen, wenn sie missbräuchlich verwendet oder missbraucht werden.

Im Bezug auf "Sleepy Chicken" haben die sozialen Netzwerke reagiert, You-Tube-Videos wurden gelöscht und auf TikTok tauchen bei entsprechenden Suchbegriffen Warnmeldungen auf, die man allerdings mit leichter Abwandlung der Suche umgehen können soll. 

Korrektur: in einer ursprünglichen Version des Artikels hieß es fälschlicherweise NyQuil enthalte Pseudoephedrin statt Dextromethorphan. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.  


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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Berichte über Dextromethorphan-Missbrauch häufen sich

3 Kommentare

Wirkstoffe Nyquil

von Mtbol am 24.09.2022 um 17:53 Uhr

Nyquil enthält doch Paracetamol, Dextrometorphan und Doxylamin und kein Pseudoephedrin.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Wirkstoffe Nyquil

von Redaktion am 24.09.2022 um 18:08 Uhr

Da haben Sie natürlich recht. Danke für den Hinweis. Ist korrigiert.

Sleepy Chicken

von Roland Mückschel am 23.09.2022 um 11:50 Uhr

Mahlzeit ihr Lieben.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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