Erwartungen an die STIKO

Lauterbach setzt auf differenzierte Impfempfehlungen

Berlin - 08.08.2022, 13:30 Uhr

Karl Lauterbach wünscht sich eine baldige STIKO-Empfehlung zur vierten Corona-Impfung. (x / Foto: IMAGO / Political-Moments)

Karl Lauterbach wünscht sich eine baldige STIKO-Empfehlung zur vierten Corona-Impfung. (x / Foto: IMAGO / Political-Moments)


Corona rollt diesmal bereits im Sommer durchs Land – wie wird es erst im Herbst und Winter werden? Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach rechnet mit einer schwierigen Lage und setzt auf weitere Impfungen. Am Wochenende drängte er auf klare Empfehlungen zur vierten Impfung – und zwar für alle Altersgruppen. Kommt bald der große Run auf impfende Apotheken?

Das Coronavirus lässt sich offensichtlich nicht von hohen Sommertemperaturen schrecken. Die 7-Tage-Inzidenz liegt bundesweit knapp unter 400, die Dunkelziffer dürfte weit höher sein. Selbst den vierfach geimpften Bundesgesundheitsminister hat es vergangene Woche erwischt – er versorgte sich umgehend mit Paxlovid.

Am Wochenende war Karl Lauterbach schon wieder mit Interviews zur Stelle. Gegenüber den Zeitungen der Funke-Mediengruppe sprach er sich für „klare Empfehlungen für alle Altersgruppen“ aus, ob und in welchen Fällen diese zweite Auffrischungsimpfung ratsam ist. „Wir sollten nicht nur sagen, was die Über-70-Jährigen machen sollen“, so der SPD-Politiker. „Wir müssen auch eine Antwort für den 40-Jährigen haben. Sollte er sich auf keinen Fall impfen lassen? Oder nur in Ausnahmefällen, zum Beispiel bei sehr vielen Kontakten am Arbeitsplatz? Oder nur, wenn der Hausarzt das empfiehlt? Man braucht für jedes Alter eine Botschaft.“ Spätestens, wenn die neuen an die Omikron-Variante angepassten Impfstoffe da seien, „sollte es klare Ansagen auch für die Unter-60-Jährigen geben“. 

Vergangene Woche hatte Lauterbach erklärt, eine Zulassung der neuen Impfstoffe sei frühestens am 9. September zu erwarten. Dabei erklärte auch, dass eine Impfung mit diesen neuen Vakzinen besser vor einer Ansteckung schützten als mit den bisherigen.

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Die Ständige Impfkommission (S'TIKO) empfiehlt eine vierte Impfung gegen COVID-19 derzeit nur Menschen über 70 Jahren sowie einigen Risikogruppen. Führende EU-Behörden hatten sich für eine zweite Auffrischungsimpfung für alle über 60 ausgesprochen. Lauterbach warb dagegen immer wieder sogar für Viertimpfungen auch bei Menschen unter 60 Jahren – nach Rücksprache mit dem Arzt.

Diese uneinheitlichen Äußerungen sorgten zuletzt für Dissonanzen und Kritik. Daher war das Ziel ausgegeben worden, die Kommunikation zu Corona-Impfungen besser abzustimmen. Lauterbach und der STIKO-Vorsitzende Thomas Mertens vereinbarten dazu vor rund zweieinhalb Wochen die Einrichtung einer Pandemie-Arbeitsgruppe innerhalb der STIKO. Schon zu diesem Zeitpunkt hieß es, die Arbeitsgruppe sei bereits in der Phase der Diskussion und Beratung zu einer neuen Impfempfehlung. 

Zwischen den unterschiedlichen Impfstoffen – die bisherigen gegen die Wuhan-Variante und die neuen bivalenten, die auch Omikron angehen – wird man sicher unterscheiden müssen. Der Immunologe Carsten Watzl sieht – außer für Risikogruppen – jedenfalls Gründe, mit einer vierten Impfung die Anpassung der Präparate abzuwarten. Der Generalsekretär der Gesellschaft für Immunologie bestätigte gegenüber den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstag), was auch Lauterbach schon erklärt hatte: Die Impfung mit den neuen Impfstoffen verstärke noch einmal die Immunität gegen Omikron und biete wahrscheinlich auch gewissen Schutz vor Ansteckung. Wenn man sich jetzt zum vierten Mal mit bisherigem Impfstoff impfen lasse, müsse man mindestens drei Monate warten bis zur nächsten Impfung. Das wäre dann womöglich erst mitten in einer Herbstwelle.

BaWü: Wöchentlich 195.000 Impfungen in Apotheken machbar

Wie impfwillig die Menschen sein werden, wenn die angepassten Impfstoffe wirklich da sind, muss sich noch zeigen. Was auf Apotheken zukommt, die COVID-19-Impfungen anbieten, lässt sich daher kaum vorhersagen. Sie stehen jedoch bereit – nach den derzeitigen gesetzgeberischen Plänen noch bei Ende April 2023. In Baden-Württemberg beispielsweise könnten sie knapp 195.000 Impfungen in der Woche durchführen. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage, die die Landesapothekerkammer Baden-Württemberg auf Bitte des Landessozialministeriums unter den öffentlichen Apotheken durchgeführt hat. Veröffentlicht wurde es in er aktuellen Mitgliederzeitschrift „Cosmas“.


Kirsten Sucker-Sket / dpa
redaktion@daz.online


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