DAZ-Adventsrätsel – Tag 3

Der Kolibri bringt‘s

Stuttgart - 03.12.2021, 07:00 Uhr

Die Vögel und Insekten, die Vanilleblüten bestäuben können, leben ausschließlich in Mittelamerika. (x / Foto: FreebillyPhotography / AdobeStock)

Die Vögel und Insekten, die Vanilleblüten bestäuben können, leben ausschließlich in Mittelamerika. (x / Foto: FreebillyPhotography / AdobeStock)


Der „Königin aller Gewürze“ werden unzählige arzneiliche Wirkungen angedichtet. Vanille soll kräftigen, die Potenz steigern, depressive Verstimmungen aufhellen, die Verdauung fördern, Menstruationsbeschwerden bessern und beruhigend wirken; äußerlich angewendet heilt sie Pilzbefall und Entzündungen. Abgesehen davon liefert sie Süßspeisen, Getränken und Gebäck in jedem Fall ein köstliches und vollmundiges Aroma. Doch die lianenartige Orchidee außerhalb von Mexiko zu kultivieren, war anfangs gar nicht so einfach.

Ursprünglich stammt Vanilla planifolia aus Mexiko, wo ihre Früchte viele Jahrhunderte die bitteren Kakaogetränke der Azteken geschmacklich abrundeten. Spanische Eroberer entdeckten die Pflanze und ihre Vorzüge im 16. Jahrhundert und nannten die aromatischen Kapselfrüchte ihrer botanischen Beschreibung nach „vainillas“ (kleine Schoten).

Doch als man versuchte, sie nach Europa einzuführen, stieß man schnell auf zunächst unüberwindbare Herausforderungen. Zwar etablierte sich Vanille zum Modegewürz der Königs- und Adelshäuser, doch alle Versuche, sie ertragreich zu kultivieren, schlugen fehl. Das Problem: Die zwittrigen Blüten der echten Vanillepflanzen müssen durch südamerikanische Kolibris und bestimmte Insekten bestäubt werden, damit sie ihrer begehrten ca. 15 cm langen Schoten (botanisch korrekt: einfächrige Kapseln) ausbilden.

Es war ein junger Sklave, der im Jahr 1841 aufgrund dieser Erkenntnis ein bis heute etabliertes Verfahren entwickelte, mit dessen Hilfe jeder Feldarbeiter mehr als tausend Vanilleblüten täglich manuell bestäuben kann. Der Sklave erhielt daraufhin die Freiheit – und seine Heimat mit der „Bourbon-Vanille“ einen mächtigen wirtschaftlichen Aufschwung und weltweite Berühmtheit.

Noch heute findet die künstliche Bestäubung mithilfe eines Holzstäbchens oder Halms statt. Damit wird die Membran (Rostellum) beseitigt, die in jeder Blüte der Zwitterpflanze die weibliche Blütennarbe und die männlichen Staubbeutel trennt, sowie der Pollen auf die Narbe gedrückt. Geübte Plantagenarbeiter schaffen so die Bestäubung von etwa 1.000 bis 1.500 Blüten.

Frage: Wie heißt der Plantagensklave?

Die Antwort lautet:

Edmond Albius wurde 1829 in Sainte-Suzanne auf La Réunion geboren und starb im Jahr 1880 ebenda. Im Alter von zwölf Jahren machte er seine Erfindung, die seine Heimat zum größten Vanilleproduzenten der Welt machte. 1848 wurde die Sklaverei abgeschafft und Albius arbeitete als Küchengehilfe. Als er für einen Schmuckdiebstahl zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt wurde, entschied der Gouverneur nach fünf Jahren, ihn zu begnadigen, wegen „seines Beitrages zum Wohlstand La Réunion“.


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