Hilferuf europäischer Krankenhäuser

COVID-19: Muskelrelaxanzien, Sedativa und Schmerzmittel bald aufgebraucht?

Stuttgart - 08.04.2020, 09:00 Uhr

Arzneimittel, die zur Versorgung von COVID-19-Patienten im Krankenhaus dringend benötigt werden, könnten bald weltweit nur noch schwer erhältlich sein. Dazu gehören beispielsweise auch Propofol, Midazolam oder Opioide. (b/Foto: imago images / KS-Images.de)

Arzneimittel, die zur Versorgung von COVID-19-Patienten im Krankenhaus dringend benötigt werden, könnten bald weltweit nur noch schwer erhältlich sein. Dazu gehören beispielsweise auch Propofol, Midazolam oder Opioide. (b/Foto: imago images / KS-Images.de)


Pharmafirmen sollen Pandemie-Engpässe direkt an die EMA melden

Am vergangenen Montag hat die europäische Arzneimittelbehörde EMA nun neue Maßnahmen zur Unterstützung der Verfügbarkeit von Medikamenten, die bei der COVID-19-Pandemie benötigt werden, angekündigt: „Einige EU-Mitgliedstaaten haben angegeben, dass sie bei bestimmten Arzneimitteln, die für Patienten mit COVID-19 verwendet werden, einen Mangel feststellen oder erwarten, dass ein solcher Mangel sehr bald auftreten wird. Dazu gehören Medikamente, die auf Intensivstationen verwendet werden, wie bestimmte Anästhetika, Antibiotika und Muskelrelaxantien sowie Medikamente, die außerhalb der Zulassung für COVID-19 verwendet werden“, heißt es in der entsprechenden Mitteilung. Weiter werden die Hintergründe erläutert:


Die Zahl der Arzneimittelengpässe hat in den letzten Jahren zugenommen, und das Problem wird bei dieser Pandemie durch viele verschiedene Faktoren verschärft. Zum Beispiel durch die Schließung von Fabriken aufgrund von Quarantäne, logistische Probleme aufgrund von Grenzschließungen, Ausfuhrverboten, Sperren in Drittländern, die Arzneimittel in die EU liefern, eine erhöhte Nachfrage aufgrund der Behandlung von COVID-19-Patienten, die Bevorratung in bestimmten Krankenhäusern, aber auch die individuelle Bevorratung durch Bürger und auf Ebene der Mitgliedstaaten“

Pressemitteilung der EMA


Dieser Situation soll nun mit einem neuen Meldesystem begegnet werden: „i-SPOC (industry single point of contact).“ Gemeinsam mit der pharmazeutischen Industrie befinde sich dieses System gerade im Aufbau, über das in Zukunft (erwartete) Engpässe direkt an die EMA kommuniziert werden sollen – allerdings nur für Arzneimittel, die im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie benötigt werden. Weiterhin sollen die Engpässe von den Firmen parallel an die nationalen Behörde kommuniziert werden. 

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Neben weiteren Maßnahmen prüfe die EMA momentan auch, ob regulatorische Vorschriften während der Pandemie flexibler angewandt werden könnten, um die Versorgung mit kritischen Medikamenten zu sichern. Weitere Informationen sollen in einem Frage-und-Antwort-Dokument zur Verfügung gestellt werden, das derzeit entwickelt werde.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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