Phytofakten – das Heilpflanzen-Lexikon

Ginkgo

Stuttgart - 18.12.2019, 10:14 Uhr

Der Ginkgo, Ginkgo biloba L.

Der Ginkgo, Ginkgo biloba L.


Der Ginkgobaum ist eine außergewöhnliche Heilpflanze, deren medizinische Anwendung bereits vor über 5000 Jahren beschrieben worden ist. In Studien am Menschen konnte bestätigt werden, dass sich die Mikrozirkulation verbessert und kognitive Fähigkeiten gesteigert wurden. Erfahren Sie in unserem Heilpflanzen-Lexikon alles, was es über Ginkgo biloba zu wissen gibt.

Steckbrief

  • Synonyme 
    Tempelbaum, Mädchenhaarbaum, Elefantenohrbaum
     
  • Wissenschaftlicher Name 
    Ginkgo biloba L.
     
  • Familie
    Ginkgoaceae 
     
  • Heimat 
    China, Japan
     
  • Inhaltsstoffe 
    Terpentrilactone: Ginkgolide A bis Q, Bilabolid (Sesquiterpenlacton), Flavonoide; Ginkgolsäuren (toxisch); Proanthocyanidine; Spuren von Salicylsäure-Derivaten

Ursprünglich stammt der Ginkgobaum aus China und Japan, dort wurde er seit Jahrtausenden als Heilpflanze verwendet und auch als Tempelbaum kultiviert. In Europa wird er seit etwa 250 Jahren in Parks angepflanzt.

Inhaltsstoffe

Ginkgo enthält unter anderem zahlreiche Terpentrilactone, darunter die Ginkgolide A bis Q sowie Bilabolid (Sesquiterpenlacton), außerdem Flavonoide. Auch toxische und allergene Inhaltsstoffe, die bei der Extraktherstellung weitgehend entfernt werden (beispielsweise Ginkgolsäuren). Zu finden sind außerdem Proanthocyanidine und Spuren von Salicylsäure-Derivaten.

Ginkgolide 


Ginkgo – ein exotisches Fossil mit eigenem Museum

Der Ginkgobaum ist eine außergewöhnliche Heilpflanze. Dass der Begriff lebendes Fossil berechtigt ist, zeigt die Alterseinschätzung des wohl ältesten lebenden Ginkgobaumes. Das Exemplar steht in China und soll älter als 5000 Jahre sein. Bereits seit über 100 Millionen Jahren leben Ginkgobäume bereits auf der Erde.

Der Ginkgobaum hat selbst Goethe inspiriert, der ihm ein ausführliches Gedicht gewidmet hat (zu hören im Podcast). Unweit von Goethes ehemaligem Wohnhaus in Weimar kann ein Ginkgo-Museum besucht werden, wo eine einzigartige Blättersammlung uralter Ginkgos zu bestaunen ist.

Beschreibung

Die ganze Blattdroge besteht aus gestielten, etwa vier bis zehn Zentimeter langen, fächerförmigen, tiefgrünen bis gelblich-grünen Blättern. Diese sind oft tief zweilappig gestaltet, ein unverwechselbares Charakteristikum, das der Pflanze letztendlich ihren Namen verlieh: „biloba“, (lat. zweilappig). Die Droge hat einen schwachen, eigenartigen Geruch und schmeckt leicht bitter.

Ginkgo biloba in der Volksmedizin

Die medizinische Anwendung ist bereits vor etwa 5000 Jahren beschrieben worden, und zwar im ältesten Arzneibuch, einer chinesischen Pharmakopoe. Vorrangig wurden nicht die Blätter, sondern die Nuss (Samen) angewendet, als Abkochung oder zerrieben. Zu den volksmedizinischen Indikationen gehörten Darmerkrankungen, Husten, Asthma, Nervosität, Wurmbefall, Bluthochdruck, Ohrensausen und als Mittel gegen Wurmbefall.

Die Wirkungen

Ginkgo-biloba-Trockenextrakt wurde intensiv getestet (in vitro und tierexperimentell) und hat eine Vielzahl von teils sehr unterschiedlichen Wirkungen gezeigt. Auszugsweise hier einige Effekte, auf deren Zusammenspiel die Gesamtwirkung des Extraktes beruht:

Der Trockenextrakt

  • verbessert die Mikrozirkulation und setzt die Viskosität des Blutes herab
  • hemmt die Thrombozytenaggregation und Erythrozytenadhäsion
  • inaktiviert Sauerstoff-Radikale
  • verbessert die Glucose- und Sauerstoffaufnahme
  • schützt gegen toxischen und oxidativen Stress und gegen Beta-Amyloid-Fraktionen (Neuroprotektion)

In Studien am Menschen konnte bestätigt werden, dass sich die Mikrozirkulation verbessert und kognitive Fähigkeiten gesteigert wurden. Bei Personen mit beginnenden mentalen Leistungsverlusten konnten die Konzentration und Merkfähigkeit gesteigert werden.

Belegte Wirksamkeit bei Alzheimer-Symptomatik

In Metaanalysen und Einzelstudien konnte die Wirksamkeit eines Ginkgo-biloba-Extraktes (EGb 761) für die symptomatische Behandlung von Morbus Alzheimer und vaskulärer Demenz belegt werden, die mit neuropsychiatrischen Symptomen (Angst, Depression, Reizbarkeit, Apathie, Schlafstörungen) assoziiert waren.

Anwendungsgebiete

Medikamente, die Ginkgo-biloba-Trockenextrakte enthalten, werden insbesondere bei folgenden Indikationen angewendet:

  • zur Verbesserung einer altersbedingten kognitiven Beeinträchtigung und der Lebensqualität bei leichter Demenz

Nebenwirkungen (Auszug)

Zu den Nebenwirkungen gehören leichte Magen-Darm-Beschwerden, allergische Hautreaktionen sowie Kopfschmerzen.

Wechselwirkungen

Bei gleichzeitiger Einnahme Ginkgo-biloba-haltiger Medikamente mit blutgerinnungshemmenden Arzneimitteln (beispielsweise ASS, Clopidogrel, Phenprocoumon, Warfarin) kann eine gegenseitige Wirkungsbeeinflussung nicht ausgeschlossen werden. Die gleichzeitige Anwendung von Ginkgo-biloba-Zubereitungen und Efavirenz wird nicht empfohlen, da die Wirkstoffkonzentration von Efavirenz im Plasma gesenkt werden kann.

Gegenanzeigen (Auszug)

Zu den Gegenanzeigen gehören eine Überempfindlichkeit gegenüber Ginkgo biloba, die Anwendung bei Personen unter 18 Jahren, eine krankhaft erhöhte Blutungsneigung, die gleichzeitige Behandlung mit gerinnungshemmenden Medikamenten sowie eine Anwendung in der Schwangerschaft und Stillzeit.

Schwangerschaft und Stillzeit

Wegen der unzureichenden Datenlage sind Medikamente, die Auszüge von Ginkgo biloba enthalten, in Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert.

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Phytofakten


Eva-Maria Hierl, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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