Wirkmechanismus weiterhin ungeklärt

Paracetamol könnte Diabetikern schaden

Stuttgart - 10.04.2019, 12:15 Uhr

Hohes Alter und Diabetes – plus Paracetamol. Steigert diese Kombination das Risiko für Schlaganfälle? (c / Foto: Alexander Raths / stock.adobe.com)

Hohes Alter und Diabetes – plus Paracetamol. Steigert diese Kombination das Risiko für Schlaganfälle? (c / Foto: Alexander Raths / stock.adobe.com)


Diabetes + Paracetamol = erhöhtes Schlaganfallsisiko?

Insgesamt habe es unter den beobachteten Pflegeheimbewohnern keinen Anstieg von Herzinfarkten oder Todesfällen gegeben: Rund 5 Prozent der Patientinnen aus der Paracetamol-Gruppe erlitten einen Schlaganfall, etwa 4 Prozent seien es in der Placebo-Gruppe gewesen, liest man in der Pressemitteilung. Bei den Pflegeheimbewohnern, die an Diabetes litten, soll jedoch ein leicht erhöhtes Schlaganfallrisiko in der Paracetamol-Gruppe beobachtet worden sein. Konkret wird das erhöhte Risiko dieser Diabetiker-Gruppe in der Publikation mit einer HR von 3,19 angegeben (KI= 1,25-8,18).
Die 2.239 Patienten, die Paracetamol einnahmen, taten dies im Schnitt in Dosen von 2353 ± 993 mg. Die Wissenschaftler kommen in der Pressemitteilung zu dem Schluss, dass Paracetamol für die meisten älteren Patienten eine sichere erste Wahl in der Schmerzbehandlung ist. Jedoch sollte es bei älteren Patienten mit Diabetes wohl mit etwas mehr Zurückhaltung zum Einsatz kommen. 

Wie Paracetamol Schlaganfälle begünstigen könnte

Was die Studienergebnisse für die Wissenschaft bedeuten könnten, diskutieren die Autoren am Ende der Studie: Dass Diabetes mellitus sich negativ auf das vaskuläre System auswirkt, ist bekannt. Es kann auch zu makrovaskulären Komplikationen wie Schlaganfällen kommen. Zudem soll eine Assoziation zwischen Typ-2-Diabetes und alkoholischer Fettleber bestehen. Die Forscher mutmaßen nun, dass eine verminderte Prostaglandinsynthese durch Paracetamol zu einer verringerten Vasodilatation und einer bevorzugten Thrombozytenaggregation führen könnte. Zudem könnte Paracetamol durch einen gesenkten Glutathionspiegel Entzündungsprozesse begünstigen. Der chronische Einsatz von Paracetamol könne eine bereits verminderte Leberfunktion zusätzlich beeinträchtigen. So könnte Paracetamol bei älteren diabetischen Patienten zu einem auslösenden Faktor für Schlaganfälle werden.

Bei der Betrachtung der Studienergebnisse muss jedoch grundsätzlich bedacht werden, dass es sich um eine Beobachtungsstudie mit all ihren Limitierungen handelt. Das schreiben die Autoren auch selbst. So bedarf es wohl weiterer Studien mit älteren Diabetikern. Allgemein scheint Paracetamol im Alter aber weiterhin erste Wahl zu bleiben.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Hinweise auf erhöhtes Schlaganfallrisiko bei Diabetikern

Schadet Paracetamol Senioren?

Mit Beers, Forta, Priscus und Co. die Therapie für Ältere optimieren

Was Listen leisten können

Orientierung für die Medikation multimorbider Patienten

Beers, Priscus, Forta ...

Arzneimitteltherapie im Alter

Dritte Version der FORTA-Liste ist online

Analyse und Optimierung der Arzneimitteltherapie geriatrischer Patienten

Polypharmazie bei Senioren

Herausragende Leistungen in der Geriatrie

Entwickler der FORTA-Liste mit Ehrenpreis ausgezeichnet

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.