- DAZ.online
- News
- Pharmazie
- „Jedes NSAR hebt die ...
Interpharm 2019
„Jedes NSAR hebt die Wirkung eines Blutdrucksenkers auf“
Antihypertonika und NSAR – in der Apothekensoftware poppt hier eine Interaktionswarnung auf. Die Analgetika können die Wirkung der Blutdrucksenker beeinträchtigen. Doch ist das wirklich klinisch relevant? Apothekerin Ina Richling und Kardiologe Christian Fechtrup geben auf der Interpharm in Stuttgart Antwort auf diese Frage.
Nicht-steroidale Analgetika (NSAR), die ja in erheblichem
Ausmaß auch in der Selbstmedikation eingenommen werden, haben viele
Nebenwirkungen. Sie resultieren aus der Hemmung der Cyclooxygenase. Diese ist
zwar auch für die erwünschten NSAR-Wirkungen, also Analgesie und Fiebersenkung
verantwortlich, weil prostaglandininduzierte Effekte wie Sensibilisierung von
Nozizeptoren und Fieber unterbunden werden. Aber es werden auch
die positiven Effekte der Prostaglandine unterbunden. Zu diesen positiven
Effekten gehören zum Beispiel eine erhöhte Magenschleimproduktion und eine
verminderte Magensäureproduktion sowie die Vasodilatation. Blockiert man die
Prostaglandinsynthese kommt es folglich zu gastrointestinalen Nebenwirkungen, einem verminderten Nierendruck und in der Folge zu einer Absenkung der glomerulären Filtrationsrate oder zu einer Blutdruckerhöhung.
Daher poppt beispielsweise bei der gleichzeitigen Abgabe von NSAR und Antihypertonika der Hinweis in der Apothekensoftware auf, dass NSAR die Wirkung von Antihypertonika beeinflussen. Doch wie relevant ist das in der Praxis? Apothekerin Ina Richling und Kardiologe Christian Fechtrup befassten sich auf der Interpharm mit dem Thema – „Vorsicht Analgetika! Wenn Ibuprofen und Co. kontraindiziert sind“ lautete der Titel ihres Vortrags. „NSAR erhöhen den Blutdruck um 1 bis 14 mmHg“, erklärt Ina Richling. An ihren ärztlichen Kollegen richtet sie dann die Frage, welche Blutdrucksenkung sich denn mit einem Antihypertonikum erreichen ließe? Laut Christian Fechtrup sind das mit einem Einzelmittel etwa 5 bis 8 mmHg. „Somit wird also mit einem NSAR ein Blutdrucksenker komplett ausgehebelt“, so der Kardiologe.
Sportler sollen aktiv beraten werden
Außerdem gingen Fechtrup und Richling noch auf das Thema NSAR
im Breitensport ein. Diese würden vom Profifußballer bis zum hobbymäßigen Marathonläufer
in erheblichem Ausmaß eingesetzt, erklärten sie. So hatten laut einer Umfrage
beim Bonn Marathon 2009 67 Prozent Erfahrungen mit Schmerzmitteln beim Sport –
Männer mehr als Frauen. Über 60 Prozent hatten vor dem Lauf Schmerzmittel
eingenommen, 11 Prozent hatten das aufgrund von Schmerzen getan. Eine Risikoaufklärung
durch Arzt oder Apotheker habe es gemäß der Umfrage nur in 5 Prozent der Fälle
gegeben. Doch worin besteht das Risiko? Die Interpharm-Teilnehmer erhielten eine
Risikoaufklärung durch Arzt und Apotheker: Beim Sport gehe die Nierenleistung
runter, wird dann die glomeruläre Filtration auch noch durch NSAR, die zum Teil
auch sehr hochdosiert eingenommen werden, reduziert, könne das unter Umständen kritisch
werden. Dazu kommt: Die erhoffte Wirkung ist laut Richling und Fechtrup nicht
belegt, es entstehen also nur erhöhte Risiken. Ärzte und Apotheker sollten
deswegen aktive Beratung für Sportler anbieten, so das Fazit.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.