Feuilleton

Brandenburgisches Apothekenmuseum Cottbus

Den Apothekern in die Töpfe geschaut

Historische Arzneigefäße sind das Thema einer Sonderausstellung, die bis zum Jahresende im Brandenburgischen Apothekenmuseum Cottbus zu sehen ist. Gezeigt werden sowohl Originale als auch Repliken.

"… die Blüthen aber und, was Wohlgerüche enthält, in trockenen Kisten von Lindenholz aufbewahren. Manches gibt es, was vortheilhaft in Papier oder Blätter eingehüllt wird zur Erhaltung der Samen", wusste schon Dioskurides. Für die flüssigen Arzneien empfiehlt der berühmte Pharmakgnost der Antike in seiner "Materia Medica" dichte Behälter aus Silber, Glas oder Horn. Auch nicht poröse Keramiken sowie aus Buchsbaum gefertigte Gefäße seien für die Aufbewahrung geeignet.

Arzneigefäße sollten ihren Inhalt (bei den früher erheblich längeren Lagerzeiten) so lange wie nur möglich vor Qualitätsverlusten schützen. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde in der Basler Apothekerordnung erstmals vorgeschrieben, welche Drogen mit welchen Materialien in Berührung kommen dürfen. Zu jener Zeit gelangten die Apotheken zu Ansehen und wirtschaftlicher Blüte. Waren bis dahin die Arzneigefäße – so lassen es zumindest zeitgenössische Holzschnitte vermuten – noch einfach und schmucklos gestaltet, so dienten sie nun auch zusehends der Repräsentation.

Anfangs waren es wohl vornehmlich die Hausapotheken der Klöster und der Landesherren, die mit wertvollem Mobiliar und Arzneigefäßen aus edlen Materialien eingerichtet wurden. Später wurde es aber auch in den Apotheken reicher Städte üblich, die Offizin mit zuweilen kunstvoll gestalteten Schaugefäßen auszustatten. Besonders hoch im Kurs standen Fayencen, heute noch begehrte Sammelobjekte. Ebenso wurde es üblich, Arzneien in künstlerisch wertvollen Gefäßen aus Holz, Metall, Glas und Keramik aufzubewahren.

Holz ist eines der ältesten Materialien, das für die Anfertigung von Arzneigefäßen verwendet wurde. Die Wahl der jeweiligen Holzart hing davon ab, mit welchen Kräutern, Wurzeln, Harzen oder Mineralien das Gefäß gefüllt werden sollten. Im Inneren mit Metall ausgekleidet, konnten in hölzernen Gefäßen sogar Flüssigkeiten oder fetthaltige Substanzen aufbewahrt werden. Wohlhabende Apotheker ließen sogar Behälter aus Ebenholz und Buchsbaum drechseln.

Leider sind nur wenige hölzerne Arzneibehälter bis in unsere Zeit überliefert worden. Sie dokumentieren indessen besonders gut die geschichtliche Entwicklung der Beschriftungsgepflogenheiten. War mit Ausnahme bei der Verwendung für Venena (Gifte) die Farbgebung der Signaturen freigegeben, so ist seit der Preußischen Apothekerordnung von 1801 eine bestimmte Beschriftung obligatorisch.

Ebenfalls selten sind historische Apothekengefäße aus Metall. Wurden Edelmetalle nur ausnahmsweise verwendet – zum Beispiel, um Behälter für Theriak oder wertvolle Balsame herzustellen –, so bewahrte man fetthaltige und stark riechende Substanzen in Gefäßen aus Blei, Zinn, Kupfer, Messing oder Eisen auf. Ebenso füllten die Apotheker Opium, Muskat, Drachenblut, Mumia vera oder auch Honig in Metallgefäße. Weil Metalle mit säurehaltigen Substanzen reagieren, wurden derartige Gefäße nach und nach durch Behälter aus inerten Materialien ersetzt.

Mit dem Porzellan kam die Sachlichkeit

Glas zum Beispiel wird seit jeher insbesondere für die Aufbewahrung von Flüssigkeiten geschätzt. Wurde es im Mittelalter vornehmlich in den Klöstern hergestellt, so verbreiteten sich ab dem 13. Jahrhundert in ganz Deutschland Waldhütten, die grünes "Waldglas" für profane Zwecke herstellten. In Venedig war damals indessen schon eine Technologie für die Herstellung farblosen Glases bekannt. So bezogen auch wohlhabende Apotheker transparente Glasgefäße aus der Adriametropole. Anfangs wurden die gläsernen Behälter nicht bemalt, dann wurde es üblich, sie mit Ölfarben zu dekorieren und schließlich sogar Dekore aus Emailfarben einzubrennen.

Das Steinzeug hat eine sehr lange Geschichte. In den Apotheken wurden insbesondere flüssige Substanzen in den meistens schlicht gestalteten Steinzeuggefäßen aufbewahrt, aber mit der Verbreitung der Fayence ab dem 15. Jahrhundert wurden die irdenen Vorratsbehälter zusehends in Keller und Gewölbe verbannt. Die öffentlich zugänglichen Räumlichkeiten der Offizinen zierten nun repräsentative, häufig in Albarello-Form gestaltete Gefäße mit Dekoren in leuchtenden Farben. Menschen- und Tiergestalten, Masken, Wappen und Heiligenporträts waren beliebte Motive. Sirupe und Öle wurden in Chevretten (Kannen mit steiler Tülle, siehe Abbildung) aufbewahrt.

Nachdem Johann Friedrich Boettger und Ehrenfried Walther von Tschirnhaus 1709 das Geheimnis der Porzellanherstellung gelüftet hatten, hielten allmählich Arzneigefäße aus "weißem Gold" Einzug in die Apotheken. In Bezug auf Härte, Reinheit und Säurefestigkeit waren sie zwar der Fayence überlegen. Doch im Hinblick auf die künstlerische Gestaltung waren Porzellangefäße ihren Vorgängern nicht ebenbürtig: Nach der Französischen Revolution waren schwelgende Farbenpracht und Schnörkel verpönt, und auch die noch junge Wissenschaft der Pharmazie forderte sachliche Formen und Präzision.

Reinhard Wylegalla
Brandenburgisches Apothekenmuseum, Altmarkt 24, 03046 Cottbus
Tel. (03 55) 2 39 97, Fax 3 83 18 48
Besichtigung mit Führung dienstags bis freitags 11 und 14 Uhr, samstags und sonntags 14 und 15 Uhr sowie nach Vereinbarung
Glasgefäße für Tinkturen und Harze mit historischer Beschriftung. Assa dulcis (rechts) ist Benzoe.
Foto: Wylegalla
Deckeltöpfe für Pechsalbe und für Moschus sowie eine Chevrette für Opiumsirup (von links), Fayence, Repliken.
Foto: Wylegalla

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