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Pollenallergie und Schwangerschaft

Stuttgart - 21.03.2023, 14:19 Uhr

(Bild: nicoletaionescu / AdobeStock)
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Eine Pollenallergie kann jeden „erwischen“. Nicht bei jedem ist die Symptomlinderung allerdings gleich „einfach“. Besondere Kundengruppen in der Apotheke sind stets Babys, ältere Menschen – und natürlich Schwangere. Welche Antiallergika sind für letztere geeignet und wie kann man Schwangeren, die auf Pollen allergisch reagieren, abgesehen davon helfen? 

Wenn schwangere Frauen mit allergischen Beschwerden in die Apotheke kommen, muss man bei der Präparateauswahl besonders sorgfältig vorgehen. Und dass Schwangere mit allergischen Beschwerden kommen, ist zu erwarten. Bei fast jeder 5. Schwangeren sind mittlerweile Allergien bekannt.

Embryotox-Empfehlungen für Allergikerinnen 

In den meisten Fällen können allergische Erkrankungen in der Schwangerschaft mit topischen oder oralen Antihistaminika, Cromoglizinsäure und topischen Glucocorticoiden gut behandelt werden. Embryotox zufolge können bei einer behandlungsbedürftigen Allergie eingesetzt werden:

  • Systemische Antihistaminika, wobei aufgrund der längeren Erfahrung die Wirkstoffe Loratadin oder Cetirizin zu bevorzugen sind.
     
  • Die topischen Antihistaminika Azelastin und Levocabastin Embryotox empfiehlt die beiden Antihistaminika für Schwangere topisch verabreicht als „akzeptabel“. Mittel der Wahl ist bei topischer Gabe jedoch der Mastzellstabilisator Cromoglizinsäure

Präparatebeispiele und weitere Informationen zu den genannten Wirkstoffen finden Sie in den Wissen-am-HV-Beiträgen zur allergischen Rhinitis und zu allergischen Augenproblemen.

Auch nasale Glucocorticoide sind zur Therapie der allergischen Rhinitis bei Schwangeren grundsätzlich möglich. Die Anwendung sollte aufgrund der zu erwartenden Anwendungsdauer für mehrere Wochen (so lange die betreffenden Pollen unterwegs sind), allerdings mit dem Arzt abgesprochen werden.

Pollenallergie: Alternativen für Schwangere 

Für Schwangere, die auf chemisch-synthetische Antiallergika lieber verzichten möchten, können alternativ homöopathische/anthroposophische Präparate empfohlen werden. Ein Komplexhomöopathikum, das die Indikation Heuschnupfen trägt, ist Heuschnupfenmittel DHU. Es steht in Form von Tabletten zur Verfügung, ein Vorteil, da in der Schwangerschaft alkoholische Zubereitungen natürlich vermieden werden sollten. Weitere mögliche Alternativ-Empfehlungen für Schwangere, die unter einer Pollenallergie leiden, sind Weleda Heuschnupfenspray Nasenspray sowie Euphrasia Augentropfen, die sowohl Weleda als auch Wala anbieten.

Tipps für Schwangere mit Pollenallergie 

Hilfreich können zudem verschiedene Tipps sein, die für alle Pollenallergiker gelten. Dazu gehört, dass

  • Wäsche während der Pollensaison nicht im Freien getrocknet werden sollte,
  • Kleidung nach dem Aufenthalt im Freien möglichst nicht im Schlafzimmer ausgezogen werden sollte“,
  • Abends geduscht und die Haare gewaschen werden sollten, um tagsüber eingefangene Pollen „abzuwaschen“.

Eine Linderung von allergischen Beschwerden können ggf. auch Pollenschutzgitter für Fenster bringen sowie der Einbau eines Pollenfilters im Auto. Empfehlen kann man bei leichteren Beschwerden zudem befeuchtende Nasensprays mit oder ohne Dexpanthenol sowie befeuchtende Augentropfen.

Allergische Mutter, allergisches Kind? 

Berät man Schwangere zu Therapiemöglichkeiten ihrer Pollenallergie, kann man auch einen Hinweis auf das erhöhte Allergierisiko beim Kind einfließen lassen.

Jeder Mensch kann im Lauf seines Lebens eine Allergie entwickeln. Insgesamt sind Allergien auf dem Vormarsch, allen voran die Pollenallergie. Worauf der Anstieg zurückzuführen ist, ist unklar. Für die Pollenallergie werden Klimaveränderungen als mögliche Ursache diskutiert. Weiterhin wird ein Zusammenhang zwischen der zunehmenden Schadstoffbelastung und den steigenden Allergikerzahlen vermutet. Aber auch zu viel Sauberkeit soll hinsichtlich einer Allergie schädlich sein. Der Hygiene-Hypothese zufolge nimmt die Zahl allergischer Kinder in den Industrienationen zu, weil sie zu wenig Kontakt mit der Natur, mit anderen Kindern und mit Tieren haben und ihr Immunsystem somit nicht ausreichend trainiert wird. Endgültig erwiesen ist dies aber nicht.

Unklar ist bislang auch, wie man vorhersagen kann, ob jemand eine Allergie entwickelt oder nicht. Erwiesen ist allerdings die erbliche Komponente der Allergie (siehe Tabelle). Leidet die Mutter darunter, ist damit auch das Kind gefährdet. Das höchste Allergierisiko haben Kinder, von denen beide Elternteile unter einer Allergie leiden.

Liegt familiär bedingt ein erhöhtes Allergierisiko für das Kind vor, sollte es möglichst bis zum 6. Lebensmonat ausschließlich gestillt werden und bei der Einführung der Beikost dann vorsichtig und langsam vorgegangen werden. Auch sollten Kinder von Allergikern möglichst keinem Zigarettenrauch ausgesetzt werden (sollten Kinder ohnehin nicht!).

Allergierisiko bei Kindern in Abhängigkeit von der Familiengeschichte

Familiäre BelastungAllergierisiko in Prozent
 Kein Elternteil allergisch 15
 Ein Geschwisterkind allergisch 25 - 35
 Ein Elternteil allergisch 20 - 40
 Beide Elternteile allergisch 50 - 60
 Beide Elternteile allergisch mit gleicher Allergie 60 - 80

(Quelle: DAAB)


Dr. Beatrice Rall, Redakteurin DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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