Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

18.09.2022, 07:30 Uhr

Was kommt: Weniger Geld, mehr Arbeit und heißere Zeiten. Das war der Apothekertag 2022 (Foto: Alex Schelbert)

Was kommt: Weniger Geld, mehr Arbeit und heißere Zeiten. Das war der Apothekertag 2022 (Foto: Alex Schelbert)


Blüten aus dem Antragsgarten

Alle Anträge können wir hier nicht vorstellen, mein liebes Tagebuch, wir suchen uns da mal ganz subjektiv einige Blüten aus dem Antragsgarten raus, bevor wir dann zu den Glanzlichtern der Anträge kommen.

– Zum Beispiel Thema Botendienst: Er bekommt Konkurrenz durch die App-Lieferdienste, die bekanntlich in ihrem Verhältnis zur Apotheke auf rechtsunsicherem Boden stehen. Der Apothekertag fordert daher, in der Apothekenbetriebsordnung klarzustellen: Der Bote muss zum Personal der Apotheke gehören, also bei der Apotheke angestellt sein. Mein liebes Tagebuch, eine Apotheke, die dann doch mit externen Lieferdiensten zusammenarbeiten will, könnte das nur tun, wenn sie eine Versandhandelserlaubnis besitzt. ABDA-Justiziar Lutz Tisch: Das Thema hat bei uns höchste Priorität, wir prüfen!

– Notdienst-Nöte: Keine Einigung gab’s in der Frage, ob es verbindliche Empfehlungen geben soll für die Lagerhaltung der Apotheken im Nacht- und Notdienst. Ein Ausschuss wird sich mit der Frage befassen müssen, ob den Apotheken im Notdienst der Austausch von Arzneimitteln (aut simile) erleichtert werden soll und ob auch Arzneimittel zur Dauermedikation an chronisch Kranke ohne Rezept abgegeben werden dürfen. Einig war sich das Plenum allerdings darüber: notdiensthabende Apothekerinnen und Apothekern müssen besser vor bedrohlichen und belästigenden Anrufen geschützt werden.

– Patientinnen und Patienten sollen einen Rechtsanspruch auf ein interdisziplinäres, sektorübergreifendes Medikationsmanagement haben. Diese Forderung wurde mit großer Mehrheit angenommen.

– Interessant: die pharmazeutischen Dienstleistungen sollen der Apothekenpflicht unterstellt werden. Das hat Sinn, mein liebes Tagebuch, zumal es bereits Visionen anderer Markteilnehmer außerhalb der Apotheken geben soll, solche Dienstleistungen anzubieten. Ein Ausschuss soll das jedoch nochmal durchdenken.

– Einladung an die Ärzteschaft: Bitte lasst uns bei den pharmazeutischen Dienstleistungen wieder ins Gespräch kommen, um uns fachlich auszutauschen und zusammenzuarbeiten zum Wohl der Patientinnen und Patienten. Super, mein liebes Tagebuch, das Plenum steht zu diesem Antrag –  die Ärzte sollten diese Einladung nicht ablehnen.

– Ein Ausschuss wird sich mit der Frage befassen müssen: Was ist eigentlich eine Rezeptur bzw. Defektur. Hintergrund: Manche Hersteller stehlen sich da aus der Zulassung, indem sie ihre Arzneistoffe als Rezepturstoffe an die Apotheke geben. Mein liebes Tagebuch, besser, wir klären das als der Gesetzgeber.

– Das gibt Arbeit für den ABDA-Pressesprecher: Die Rolle der Apotheke in der Selbstmedikation mit OTC-Arzneimitteln soll stärker als bislang in die Kommunikations-, Presse- und Kampagnenarbeit eingebunden werden. Dafür hat sich der Apothekertag ausgesprochen. Gut so, da muss etwas getan werden, wenn wir nicht noch mehr Umsatz an die EU-Versender verlieren wollen.

– Ein Adhoc-Antrag der Apothekerkammer Westfalen-Lippe stößt auf große Zustimmung: Der Gesetzgeber soll den Wildwuchs im Corona-Testsektor ein Ende setzen und das Angebot künftig auf heilberufliche Teststellen beschränken. Außerdem, so ein Antrag aus Baden-Württemberg, sollen Apotheken künftig auch symptomatische Personen testen dürfen. Genauso muss es sein. Hoffen wir, dass Lauterbach das ähnlich sieht,



Peter Ditzel (diz), Apotheker
Herausgeber DAZ / AZ

redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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9 Kommentare

Homöopathie

von Heike Gabriel am 19.09.2022 um 12:39 Uhr

Ich finde das solche Entscheidungen nicht auf den Apotheker Tagen, sondern auf politischer Ebene entschlossen werden sollten. In der Politik gibt es so wie in der Bevölkerung eine Meinungsdiversität zur Homöopathie und bisher hat dies dazu geführt das die Entscheidung weiterhin den Patienten offengelassen wird.
Ich habe auf meiner Seite https://www.naturheilpraxis-homoeopathie-berlin.de/homoeopathie.html auch einmal probiert die Vorteile der Homöopathie darzustellen, finde jedoch nicht, dass jeder sich homöopathisch behandeln lassen muss, sondern bin für eine freie Entscheidung der Patienten.

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Apotags-Erkenntnisse

von Dr.Diefenbach am 18.09.2022 um 13:36 Uhr

..Auch wenn man nicht dabei war, so kann man sich selbstverständlich ein BILD machen,auch mittels der Infos von KollegInnen.Zunächst:WO war in der Presse ein wesentlicher Beitrag zum Apotag direkt?Die Infos von Herrn Hubmann zu Lieferengpässen sind altbekannt und haben allenfalls noch an Dramatik zugenommen.
Und bezogen sich eben NICHT auf diese Veranstaltung.DANN:Man hörte dass eine Reihe von kreativen Vorstellungen von jungen KollegInnen,namentlich aus Kammerbereichen,durchaus erkennen liessen, dass Veränderungen aktiv angegangen werden.Vom NACHWUCHS!!Das ist doch mal positiv.Was war mit der ewigen Verschieberei in Ausschüsse??Hing das an schlampiger Vorbereitung von Anträgen, allgemein formuliert und bei konkreter Nachfrage dann nicht zB. mit Zahlen unterlegbar?Ein wesentlicher Aspekt-FINANZEN-Ohne die doch die ganze Beschäftigung mit klimatischen Usancen in Teilen Makulatur bleiben könnte/wird-hat WIEDER
keinen positiven Abschluss gesehen.Damit meine ich auch eine konkrete Zusage der Politik ZUM Apotag.Man liest dass Ärzte zwei Prozent mehr erhalten ab 2023,Herr Lauterbach hat die -das haben doch inzwischen Viele festgestellt-"Solidarität" im SOLL den ApothekerInnen überlassen.Sicher nicht ohne Beifall..
Ich glaube, dass die Zeit eben nicht nur reif ist für andere Denkweisen in Kammern und Verbänden, sondern auch für eben den immer wieder abgelehnten SYSTEMWECHSEL innerhalb der ABDA!!Und so beschliesst man für sich, Politik FÜR die KollegInnen an anderer Stelle zu machen und sich nicht in gewissen
Kammerstrukturen auf Grund persönlicher mieser Argumentationen von "Oben" die Lust !! an positiven Perspektiven vergraulen zu lassen.Denn der Beruf HAT Zukunft, er darf aber nicht wenigen Tausend Zeitgeistern überlassen sein, die sich ,ergötzend an immer grösseren Umsatzzahlen,letztendlich viel zu wenig um die Basis scheren!!
So wie ich es sehe,hat Frau Overwiening ihre erste Veranstaltung dieser Art in VOLLEM Haus gut über die Bühne gebracht.Ich sage von aussen:DAS mache man ihr erst einmal nach.Vor Allem in Zeiten wie diesen.

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Kommentaranzahl

von Conny am 18.09.2022 um 11:07 Uhr

Herr Stöh,Herr Rodiger,Herr Radmann,Frau Hänel und Frau Peter sind irgendwie 5 Kommentare mit meinem Blödsinn 6

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Mitarbeitermangel und Honorierung

von Ulrich Ströh am 18.09.2022 um 10:25 Uhr

Zu den drängenden Problemen Mitarbeitermangel und angemessene Mitarbeiterhonorierung in inflationären Zeiten hat der Deutsche Apothekertag nichts zur Lösung beitragen können.

Stattdessen über 100 sonstige Anträge.

Irgendwie passt das Format des DAT nicht mehr in die Zeit.

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Presseschau

von Reinhard Rodiger am 18.09.2022 um 10:08 Uhr

Ich vermisse eine Presseschau.Welche Botschaften sind wo gelandet.? Wie soll Stimmung in der Öffentlichkeit gemacht werden, wenn niemand etwas erfährt ?
Eigentlich müsste die öffentliche Debatte losgetreten sein.
Ich habe nichts gehört.Bis auf eine Kurzmeldung zu Engpässen.Nicht bei uns, bei Arzneimitteln.

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Antragsvalidator

von Dr. Radman am 18.09.2022 um 9:39 Uhr

Wie war, der Apothekertag?, fragte Herr Ditzel! . Sein Tagebuch antwortete, wie immer.
Und genau das durfte nicht sein. Denn, die Zeiten ändern sich und der DAT müsste sich auch ändern und anpassen.
Zu viele Anträge und zu wenig Zeit zur Bearbeitung!
Viele Forderungen, die uns später auf die Füße gefallen sind, weil sie so hastig und unüberlegt zugestimmt worden. Die Delegierten hatten für über 270 Anträge nur ca. 15 h Zeit ( netto) zu bearbeiten, bewerten und abzustimmen. Fast alle Anträge gehen durch, weil man mal schnell fertig werden möchte .
Ich habe einen Vorschlag:
Es sollte einen Antragsvalidator geben, welcher er nach Punktesystem arbeitet. D.h. Bevor ein Antrag zu DAT zugelassen wird, sollte er nach Punktesystem mit grünen und roten Punkten bewertet werden. Sagen wir mal insgesamt 10 Punkte. Als Beispiel: Antrag zur Forderung der Aufbringung von Dosierungsangaben auf dem Rezept:

Dadurch erhöht sich die Patientensicherheit, grüner Punkt, auf der anderen Seite wird diese als Vorwand der Kassen zur Retaxation missbraucht, rote Punkt. Usw.
Wenn ein Antrag durch diesen Validator mindestens 7 grünen Punkte erhält, wird er zur Abstimmung auf DAT zugelassen.
Ein Validator sollte Personen aus Kammern, Verbände und praktizierenden Apothekers umfassen, wobei die Apothekers mindestens 50% der Gesamtanzahl ausmachen.

So werden die Anträge schon vorher ausführlich diskutiert und bewertet. Dafür gewinnen die Delegierten viel Zeit zur sachlichen Diskussionen und später viel mehr Spielraum zur Durchsetzung der Forderungen bei der Politik. , weil die Anzahl der Anträge minimiert wird.

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DAT Einschätzung

von Daniela Hänel am 18.09.2022 um 8:51 Uhr

Vielen Dank an Hern Ditzel für diese Einschätzung des DAT und seine Kommentierung.

Ich bin gespannt, was die ABDA in ihren Ausschüssen dann erarbeitet und wie lange sie dafür braucht, um Ergebnisse zu liefern.

Mich persönlich interessiert, wie viele der anwesenden Delegierten des DAT wenigstens einen Bundestagsabgeordneten persönlich kontaktiert und ein Gespräch mit ihm oder ihr zur Thematik Effizienzressourcen und eventuell auch zu Fachkräftemangel und Honorarerhöhung geführt haben? Das war von der ABDA Anfang der Sommerferien als (Haus)- Aufgabe an Kammern und Verbände bestimmt worden. Eine Argumentationshilfe wurde seitens der ABDA dazu ausgegeben, die leider nicht der Basis zur Verfügung gestellt wurde. Nur über Umwege haben wir, die nicht gewählten Kammermitglieder, davon erfahren und diese dann endlich am 07.09.22 erhalten!

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.

von Anita Peter am 18.09.2022 um 7:58 Uhr

"Da zeigte sich unsere Präsidentin dann doch wieder zuversichtlich, gemeinsam „gute und kreative Weichen“ stellen zu können"

Wie lebt es sich so in der ABDA Blase?

"Das gibt Arbeit für den ABDA-Pressesprecher"

Also fängt er jetzt dann wirklich mal mit der Arbeit an?

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