Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

11.09.2022, 06:49 Uhr

Was wird auf uns zukommen? und wann kommt endlich die elektronische Gesundheitskarte? (Foto: Alex Schelbert) 

Was wird auf uns zukommen? und wann kommt endlich die elektronische Gesundheitskarte? (Foto: Alex Schelbert) 


Kleines Beben beim Rechenzentrum und Apo-Dienstleister Noventi: Der Vorstand wird erneuert. Aber keine Sorge, die Abrechnungsgelder sind sicher, sagen die Neuen. Und in Zukunft mehr Graubrot mit Butter statt Sahne-Windbeutel. Auch bei Lauterbach: Nach dem Spargesetz kommt ein Strukturgesetz, und dann wird’s richtig gefährlich. Das prognostiziert auch ABDA-Vize Arnold, daher will die ABDA lieber eigene Vorschläge entwickeln. Hoffentlich geht das gut. Gesundheitspolitiker kommen jedenfalls nicht zum Apotag, sie haben bereits abgesagt, Termingründe. Oder wollen sie nicht mehr mit uns reden? Und beim E-Rezept lässt das einzig wahre und einfachste Transportmedium, die elektronische Gesundheitskarte, auf sich warten. Kann man nicht verstehen.

5. September 2022

Um die GKV-Finanzen zu entlasten, will Lauterbach auch die Apotheken zu einem Sparbeitrag verpflichten. Mein liebes Tagebuch, das ist zwar völlig absurd angesichts der wirtschaftlichen Lage der Apotheken, aber der Sparbeitrag wird wohl kommen: Der Kassenabschlag soll um 23 Cent erhöht und damit unser Apothekenhonorar gekürzt werden. Für Mathias Arnold, Vorsitzender des Landesapothekerverbands Sachsen-Anhalt und ABDA-Vize, ist es klar: Eigentlich müssten die Apotheken entlastet werden, aber er weiß natürlich, dass die gegenwärtige Finanzlage es schwer macht, mehr Geld zu bekommen, wie er auf den Wirtschaftstagen seines Landesapothekerverbands sagte. Andere Lösungen seien da gefragt. Arnold wies darauf hin, dass einem Spargesetz in der Regel ein Strukturgesetz folge – Lauterbach habe so etwas in diese Richtung bereits angekündigt. Und dann, ja dann könnte es richtig ungemütlich für unsere Apotheken werden – „dann reden wir da nicht mehr über 23 Cent mehr Rabatt“, wie Arnold zu bedenken gab, „sondern über Dinge, die richtig gefährlich sind. Darauf müssen wir uns vorbereiten“. Wie wahr, mein liebes Tagebuch, man fragt sich bloß wie? Arnold deutete an, dass man eigene politische Ideen entwickeln werde, man müsse eigene Vorschläge präsentieren, über die man sich Anfang des kommenden Jahres unterhalten müsse. Huch, mein liebes Tagebuch, da wollen wir mal hoffen, dass der ABDA bis zum Jahreswechsel etwas zu diesem Thema einfällt. An eine Änderung der bestehenden Apothekenstruktur denke man da jedenfalls nicht, sie sei nicht reformbedürftig, ließ Arnold durchblicken. Aber womit könnte man dann der Politik den Wind aus den Reformsegeln nehmen? Wir sind gespannt auf die ABDA-Vorschläge.

 

Als wiedergewählter Vorstandsvorsitzender des Norddeutschen Apothekenrechenzentrums (NARZ) hält Dr. Jörn Graue die Fahne der Rechenzentren hoch. Mein liebes Tagebuch, das muss er auch. Sein hohes Lied auf die Rechenzentren lässt sich so zusammenfassen: Gerade vor dem Hintergrund des E-Rezepts entwickelten sich die Rechenzentren immer mehr zu einer unentbehrlichen und verlässlichen Schaltstelle des Gesundheitswesens, so sein Credo. Die Direktabrechnung könne niemals eine Alternative sein. Das E-Rezept sieht Graue dagegen als Problem für die Apotheken vor Ort: Es gebe nach wie vor „Knacknüsse bei der technischen Umsetzung“, selbst Retaxationen ließen sich nicht ausschalten. Graue warnte auch vor Plattformen, „die Telemedizin und telepharmazeutische Dienstleistungen für teures Geld verknüpfen und einen Vertriebsweg eröffnen, der auf Sicht die Fundamente unseres Apothekenwesens zu zerstören droht“. Da ist Graue durchaus Realist, mein liebes Tagebuch, und natürlich sieht er auch, dass die AvP-Pleite das Vertrauen in die Rechenzentren erschütterte. Aber Konzeption und Struktur des NARZ, ein „mitgliedergetragenes Vereinskonstrukt“, stünden für eine solide Finanzpolitik und keine Expansionspolitik. Nach 40 Jahren an der Spitze sei ihm das NARZ eine „Herzensangelegenheit“. Mein liebes Tagebuch, das nimmt man ihm ab.



Peter Ditzel (diz), Apotheker
Herausgeber DAZ / AZ

redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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6 Kommentare

Verrat-Versagen-Schicksal

von Roland Mückschel am 11.09.2022 um 19:36 Uhr

Die Maske ist gefallen: Es ist Verrat.

Unsere Standesführung will im Einvernehmen mit
der Politik die Hälfte der Apotheken vernichten, die
meisten sind wichtige und unverzichtbare Säulen
der Flächenversorgung in unserem Land.

Wozu eigentlich? Wird's dann billiger mit der Arzneimittelversorgung?
Keinesfalls, ausländische Versender als warme
Plätze für ausrangierte Politiker( gell Herr Hennrich)
und Stärkung, eine völlig überflüssige Stärkung der
übrig gebliebenen Apotheken sind wohl das Ziel.

Es sind genau diese Apotheke die die Durchschnittsgewinne der Apotheken ins Absurde verzerren
und den Politikern die Rechtfertigung für ihre
Verweigerungshaltung liefern.
Das ist an grotesken und falschen Folgerungen nicht zu überbieten.
Es kann mir niemand sagen dass der Durchschnittspolitiker
die Schliessung dieser Versorger-Apotheken wünscht.

Wir brauchen bei den Vernünftigen eine Mehrheit für
eine höhere Honorierung der Anwesenheit vor Ort
und die menschliche Versorgung der Bevölkerung.
Das wäre mit einem höheren Zuschlag für Klein- und
Mittel-Apotheken unschwer zu erreichen.
Finanziert kann das über eine Minderhonorierung bei
grossen Stückzahlen erreicht werden.

Neuen Dienstleistungen sind nicht zielführend da zu gering
honoriert und zu arbeitsintensiv. Das wiederum soll
nur der Elite für die Bauchnabelschau dienen.

Frau O., diese Elite brauchen wir nicht.
Wir sind das schon, alle.

Vielen Dank auch Herrn Rodinger für seine verständliche
treffende Analyse.

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Aufgeben ist keine Führungsaufgabe

von Reinhard Rodiger am 11.09.2022 um 12:12 Uhr

Die Führung gibt auf bevor die eigentliche Schlacht begonnen hat.Liegt das daran, dass sie eher an Schlachten denkt? Mit einem gewissen Wohlgefallen.

Oder vielmehr an einem Mangel an Erkenntnis, was zu tun wäre? Wenn, ja wenn es tatsächlich um die Definition der Determinanten für Flächendeckung durch Kleinbetriebe ginge,
dann sind nicht die Nebelkerzen des Herrn Arnold gefragt.Was nützt der Hinweis,dass etwas entwickelt wird? Es ist schon starker Tobak, so zu tun als sei es erst mal gelaufen und eine bereits erwiesenermaßen erfolglose Methode des Verschiebens anzubieten. Und es stört anscheinend niemand.Und das, obwohl hier kampflos die Hälfte der Apotheken einfach aufgegeben wird.Gleiches gilt für die zwar wahren Aussprüche der Präsidentin, erreichen sie doch nicht die entscheidenden Ohren.Noch nicht mal das Tagebuch.Es war doch ein Bild einmaliger Zynik, gerade die zu ermuntern, die abgehängt werden sollen, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Statt in Vorlage zu gehen.Deutlicher geht Verzicht auf Führung nicht.Das ist nicht delegierbar. Oder es ist sowieso nur die andere Hälfte gesehen worden.

Wer nicht hören will, muss fühlen.Heißt es so schön.Also warum nutzt Führung das nicht? Sagt doch die Politik allerorten, dass sie nicht zuhören will . Wo ist der Druck, dies zu erzwingen? Es geht um drohende gesellschaftliche Schäden, abgesehen von Existenzgefährdung. Nichts dazu richtig öffentlich.Vielleicht, weil die Hausaufgaben nicht gemacht wurden wie ja schon Herr Arnold unmissverständlich zu verstehen gibt.? Oder doch, weil es sowieso nur um die Nichtgefährdeten geht? Also stille Übereinstimmung mit der politischen Linie? Schweigen und Leisesein deuten darauf hin.Wo bleibt die Glaubwürdigkeit des Aufrufs, sich einzubringen? Für welche Ziele?
Für die Fortführung gescheiterter Vorhaben?
Oder
Für die Neuentdeckung sozial orientierter Flächendeckung?


Es wird überdeutlich, dass Aufgeben und Verschieben keine Führungsaufgabe ist und Präzisierung der wirklichen Absichten
Überfällig.

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Sinnlose Politik

von Karl Friedrich Müller am 11.09.2022 um 10:44 Uhr

Keine Politik zum Wohl des Volkes, sondern die der Lust an der Zerstörung, sowie fürs Klientel.
Alle, auch die vorigen. Nur wie schon unter Schröder, sind SPD Regierungen noch viel brutaler.
Siehe auch Verkauf der Bahn Tochter Schenker von Wissing

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Welpen und Rottweiler

von Dr. Radman am 11.09.2022 um 9:24 Uhr

So stelle ich mir die Gesetzgebungsverfahren im BMG vor: Herr Lauterbach läuft mit weiteren Staatssekretäre und Abteilungsleitern die Route des Gesetzes entlang, vom Entwurf bis zur Veröffentlichung im Bundesanzeiger:
Auf dem Weg trifft die Gruppe auf eine Gruppe Welpen, ( also Apothekers) die sehr aufgeregt und lautstark bellen, weil die Route über ihr Revier verläuft. Lauterbach kommentiert : ach ; sie sind aber niedlich! Was machen wir mit denen? Antwort vom Abteilungsleiter: nix, sie tuen nix. sie bellen nur, wahrscheinlich möchten sie nur spielen.
Die Gruppe geht weiter. Plötzlich trifft sie auf einen ausgewachsenen Rottweiler ( also die KV), er steht im Weg und fängt an zu knurren: Lauterbach: oj, oj, oj, der sieht aber gefährlich aus, bestimmt kommen wir an ihn nicht vorbei, was machen wir mit ihm?
Antwort Staatssekretär: na, besänftigen und die Route ändern, sonst kommen wir nicht dahin wo wir wollen. Und schwuppdiwupp wird die Route geändert!

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Kein Standing

von Torben Schreiner am 11.09.2022 um 8:50 Uhr

„Welches Standing haben wir Apothekers bei Politikern? Keins. Wir sind einfach nicht wichtig genug, dass man mit uns spricht, diskutiert und debattiert.“

Leider wahr.
Versuchen der Opposition anzubiedern!

Wenn Karl Lauterbach zum DAT kommt, geschlossen den Saal verlassen!
Einfach aufstehen und gehen. Besser als schreien oder schimpfen, das gefällt dem noch!

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AW: Kein Standing

von Conny am 11.09.2022 um 10:36 Uhr

Dies würden die devoten Delegierten nie machen.

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